Zuhause zu arbeiten kann stressig sein – insgesamt aber hat sich der Krankenstand von Beschäftigten mit Möglichkeit zum Home office günstiger entwickelt als die von Menschen, die nicht von zuhause arbeiten können. Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Wie wirkt sich Corona auf die Gesundheit aus? Eine umfassende Auswertung der Südwest-AOK für unsere Zeitung legt den Schluss nahe, dass das heimische Büro in der Krise Körper und Seele schützt.

Stuttgart - Während der Pandemie leiden Beschäftigte mit der Möglichkeit zum Home Office bisher deutlich seltener unter psychischen Belastungen als Menschen mit Berufen, die nicht im Wohnzimmer ausgeübt werden können.

Daten von 2,5 Millionen Versicherten

Nach einer Auswertung der Daten ihrer 2,5 Millionen berufstätigen Versicherten, die die AOK Baden-Württemberg exklusiv für unsere Zeitung vorgenommen hat, meldeten sich Beschäftigte mit Berufen, in denen zuhause gearbeitet werden kann, in den beiden Jahren vor Ausbruch der Pandemie im Durchschnitt häufiger mit psychischen Beeinträchtigungen krank als Beschäftigte mit anderen Berufen.

Im Jahr 2020 dagegen kehrte sich dieses Verhältnis um. Eine starke Veränderung gab es auch bei Infektionskrankheiten, die in den beiden Jahren vor Corona bei den eher geistig Arbeitenden deutlich häufiger zu Krankmeldungen führten als bei der anderen Berufsgruppen. Auch dieses Verhältnis kehrte sich um.

Insgesamt hat sich das Krankheitsrisiko bei Menschen mit Home-Office-Berufen deutlich günstiger entwickelt als das der anderen Beschäftigten. Bereits in den beiden Jahren vor der Pandemie lag der Anteil der Krankmeldungen bei ihnen um ein Prozent unter dem der Beschäftigten ohne Möglichkeit zur Telearbeit. 2020 stieg diese Differenz um mehr als die Hälfte auf 1,6 Prozent.

Telearbeit entlastet offenbar

Die Ursachen dieser Entwicklungen lassen sich den Daten nicht entnehmen. Vermutet wird, dass viele den Zugang zum Home Office als entlastend empfunden haben. Dass Menschen mit Bürojobs seltener wegen Infektionen krankgeschrieben wurden, könnte auch daran liegen, dass viele „statt sich krankzumelden bei kleineren Geschichten trotzdem vor dem PC gearbeitet haben“, sagt Simon Dally, Datenanalyst der AOK. Dafür spricht: kurze Krankmeldungen sind besonders stark zurückgegangen.

Insgesamt sinkt die Zahl der Krankmeldungen deutlich, was mit dem Ausbleiben der Grippewelle und der Scheu vor einem Arztbesuch zusammenhängen dürfte.