Mit Beharrlichkeit zum Ziel: Das undichte Dach und die Feuchtigkeitsprobleme der Dreifaltigkeitskirche wurden mit viel Geld und Geduld behoben.
Viele Hürden mussten genommen werden, doch nun ist es so weit: Am Samstag, 3. September, lädt die katholische Kirchengemeinde St. Michael zur Wiedereröffnung der Dreifaltigkeitskirche in der Ringstraße 5 auf dem Lindenhof ein. Die feierliche Vorabendmesse mit Eucharistiefeier beginnt um 18 Uhr. Beim anschließenden Umtrunk mit kleinem Imbiss besteht Gelegenheit zum zwanglosen Beisammensein und gegenseitigen Austausch.
Beim Pressetermin mit Pfarrer Martin Schwer, dem gewählten Vorsitzenden des Kirchengemeinderats Giuseppe Scherer und dem Kirchenpfleger Paul Fischer sprach Wolfgang Hauser, der Bauausschussvorsitzende der Gemeinde St. Michael, rückblickend von einer sehr nervenaufreibenden Zeit, in der sich die Situation zunehmend prekärer dargestellt habe. Immer neue bauliche Notwendigkeiten sprengten den ursprünglichen Zeit- und Kostenrahmen.
Lieferengpässe und Pandemie erschweren die Umstände
Erschwerend kamen zur umfangreichen Sanierung und Mängelbeseitigung die Auswirkungen der Corona-Pandemie, Lieferengpässe und Preissteigerungen hinzu. Gesamtkosten von 926 650 Euro fielen von 2018 bis heute an. Rechnet man die rund 300 000 Euro für Reparaturen am Dach, wegen Feuchtigkeitsschäden an den Heizungsrohren sowie für die komplette Erneuerung der Fassade inklusive Wärmedämm-Verbundsystem hinzu, die zwischen 1999 und 2016 anfielen, summieren sich die Investitionen auf rund 1,2 Millionen Euro.
Die Finanzierung setzt sich zusammen aus Zuweisungen der Diözese aus dem Ausgleichstock und dem Fonds für kirchengemeindliche Strukturveränderungsprozesse sowie aus Eigenmitteln der Gemeinde. Um das Spendenziel zu erreichen, ist die Kirchengemeinde weiterhin für jegliche Unterstützung dankbar.
Erbaut wurde die Dreifaltigkeitskirche für 1,7 Millionen Euro in den Jahren 1997 und 1998 nach den Plänen eines Stuttgarter Architekturbüros, das über einen Wettbewerb den Zuschlag erhalten hatte.
Eklatante Mängel wurden im Juli 2016 festgestellt
Damals ahnte noch niemand, welche Summen der Erhalt des Gebäudes schon nach zwei Jahrzehnten verschlingen würde. Regressansprüche bei den früheren Planern und Baufirmen konnten nicht mehr geltend gemacht werden, da Architekt und Bauleiter zwischenzeitlich verstorben waren, viele Firmen nicht mehr existierten und die gesetzliche Gewährleistungsfrist abgelaufen war, als die massivsten Baumängel zu Tage traten.
Vor sechs Jahren, im Juli 2016, wurden bei einer Schadensbesichtigung auf der Rückseite des Gebäudes eklatante Mängel an der Abdichtung des Bauwerks festgestellt. Zur äußeren Abdichtung des Gebäudesockels war es notwendig, das Erdreich rund um das Gebäude aufzugraben.
Kompetente Unterstützung für die Planung und Bauleitung der Sanierung fand die Kirchengemeinde bei den ktl Architekten Rottweil. Anfang Juni 2018 war man laut Finanzierungsplan vom November 2017 von Kosten in Höhe von 343 000 Euro ausgegangen. Darin enthalten waren die Herstellung von Entwässerungskanälen mit Drainagen, Abdichtungsarbeiten am Dach sowie die Erneuerung der Wärmeversorgungsanlagen. Doch schon im Sommer 2018 kam es erneut zu größeren Wassereintritten, die im Herbst eine große Bauprüfung erforderlich machten – mit ernüchterndem Ergebnis.
"Das Ausmaß der Vorschäden ließ uns keine Wahl", stellte Bauleiter Helge Werni fest. Nachdem das Dach, die Ablaufrinnen sowie sämtliche Schnittstellen und Übergänge unter die Lupe genommen worden waren, galt die Dachsanierung als vorrangige Maßnahme. Das obere Glasdach wurde komplett erneuert und das schadhafte Titanzinkblechdach vollständig ersetzt durch ein mit einer Aluminium-Legierung beschichtetes Stehfalzblechdach. Aufgrund der gebogenen Gebäudeform musste jede der konisch geformten Bahnen passgenau zugeschnitten werden. Kastenrinnen aus Titanzink wurden durch geschweißte Rinnen aus Aluminiumlegierung ersetzt, wobei die untere Rinne größer dimensioniert werden musste.
Flankierende Arbeiten betrafen unter anderem die Ertüchtigung der nicht schlagregendichten Fassadenanschlüsse an Dachrändern und Attiken, die Wärmedämmung freiliegender Betonflächen an den Attika-Aufkantungen sowie die Verlegung eines schwitzwasserbildenden Dachablaufs aus der Wand nach außen.
Zufallsfund sorgt für Entsetzen
Ein Schock war der notwendige Austausch eines knapp 19 Meter langen Leimbinders, der aufgrund der eingedrungenen Feuchtigkeit bereits auf halber Länge und Breite durchgefault war. Entdeckt wurde der Schaden über zwei Prüföffnungen aufgrund von verräterischen Wasserflecken.
Zur Tragwerksplanung mussten Statiker und Bauphysiker hinzugezogen werden. Vorübergehend wurde ein 20 Meter langer Stahlträger auf das Dach gesetzt, um die Deckenkonstruktion mit Gewindestangen von oben zu sichern. Weitere Zusatzkosten verursachten die Erneuerung der Blitzschutzanlage inklusive Erdung, ein neues Absturzsicherungssystem, längere Standzeiten für Baugerüste und den Kran, Fallrohre für die erweiterte Dachentwässerung und damit verbundene Erdarbeiten.
Zusätzlich entschied sich die Kirchengemeinde angesichts der Dacherneuerung, auf dem unteren Hauptdach über dem Kindergarten für rund 50 000 Euro eine Photovoltaik-Anlage mit Batteriespeicher zur Eigenstromnutzung und Einspeisung ins öffentliche Netz zu installieren.