Der Nachwuchs übernimmt im Vöhrenbacher Ochsen das Regiment. Klaus Ketterer übergibt das Traditionslokal an Tochter Maria-Magdalena Winker – doch den Kochlöffel gibt der „Ochsen-Klaus“ noch lange nicht aus der Hand.
Es gibt heutzutage kaum noch Konstanten, alles ist im Fluss. Da ist es umso schöner, wenn man erlebt, dass in einer Branche, auf die das ganz besonders zutrifft, im Fließen dennoch Konstanz erlebbar wird.
Immer mehr gastronomische Betriebe müssen aus personellen Gründen ihre Angebote zurückfahren oder sogar gänzlich schließen, weil man keinen Nachfolger findet, selbst Kinder sind immer seltener bereit, dieses nicht ganz einfache Erbe anzutreten.
Ganz anders sieht das im Vöhrenbacher Traditionshaus „Gasthof zum Ochsen“ aus. Offiziell ist die Nachfolge nämlich bereits seit Januar in trockenen Tüchern, Tochter Maria-Magdalena Winker ist seither als Geschäftsführerin eingetragen. Ihr Mann Stephan habe bereits beruflich zurückgesteckt, erzählt das junge Paar.
Tochter glücklich – Eltern glücklich
Glücklich zeigen sich darüber die Eltern Rita und „Ochsen-Klaus“ Ketterer, dass das Haus in der nun fünften Generation in den Händen der Familie Ketterer bleibt – auch wenn sich irgendwann der Name ändern wird. Gänzlich zurückziehen werden sich die Senioren nicht. Vater Klaus bleibt auch mit nunmehr 66 Jahren zumindest bis auf Weiteres Chef in der Küche, seine Frau Rita unterstützt das neue Wirtsehepaar, wo immer möglich.
Der Ochsen kann – auch wenn das Haus noch nicht so alt erscheint – auf eine sehr lange Geschichte zurückblicken. Bereits am 28. Februar 1244, also zeitgleich mit der Gründung der Stadt Vöhrenbach durch die Grafen zu Freiburg, wurde das Wirtshaus gebaut. Hohe Herrschaften nahmen des Öfteren im Hause Quartier, wichtige Entscheidungen wurden immer wieder einmal gefällt.
1875 taucht erstmals der Name Ketterer auf
Erstmals etwa im Jahr 1875 taucht dann der Name Ketterer in den Geschichtsbüchern des Ochsen auf, Ludwig Ketterer erwarb den Ochsen, der nur wenig später, zu Pfingsten 1879, zum vierten Mal brennt. Ludwig Ketterer nutzte den Ochsen allerdings wohl nicht als Gaststätte, vielmehr baute er bis zum Jahr 1900 hier Orchestrions. Eines davon steht beispielsweise im Schwarzwaldmuseum in Triberg. Doch auch danach war der Ochsen zunächst keine Gaststätte. Von 1920 bis 1960 stellte zunächst Otto, später dann Werner Ketterer Gongs her.
Es wird investiert, renoviert und Neues geschaffen
Doch schon 1922 wurde im Ochsen wieder bewirtet und auch Gäste wurden beherbergt. Und als 1952 Agathe in den Ochsen einheiratete, wurde der Ochsen wieder ein richtiger Gasthof.
2002 übergab Agathe Ketterer die Geschicke des Hofs in die Hände ihres Sohnes Klaus, der das Haus gemeinsam mit seiner Frau Rita führt. Vor allem in dieser Zeit wurde im Lauf der Jahre immer wieder investiert, renoviert und Neues geschaffen.
Wellnessbereich und Familien-Suite
So gibt es seit 2011 einen Wellnessbereich mit Sauna, Infrarotkabine, Whirlpool und Ruheraum, 2018 wurde die Küche komplett modernisiert. 2020 wurde das Gästehaus mit sieben neuen Zimmern bis hin zur Familien-Suite eröffnet – die Zimmer im Stammhaus werden seit einiger Zeit neu gestaltet, was nicht ganz einfach ist aufgrund der Tatsache, dass dieses keine rechten Winkel kennt. Die Modernisierungen zeigten viel Erfolg – die Auslastung hat sich in den vergangenen Jahren enorm erhöht. „In der Hauptsaison haben wir viele Tage mit nahezu 100 Prozent Belegung“, freut sich Maria-Magdalena Winker. „Der Ochsen hat viele Sympathien – und meine Familie wird alles tun, dass sich das nicht ändert“, versichert die neue Chefin.