Das Storchendorf feiert zwei Tage lang den runden Geburtstag.
Weitaus mehr als nur die Störche und das Image als Storchendorf hat Holzen zu bieten, das mit einem Festwochenende am Samstag und Sonntag, 5. und 6. Juli, seinen 750. Geburtstag feiert und dabei auf eine spannende Dorfgeschichte zurückblickt.
Die erste urkundliche Erwähnung datiert aus dem Jahr 1275. Damals hieß der Ort noch Holzhain, erst 1765 erhielt Holzen seinen heutigen Namen. Das heute 630 Einwohner zählende Dorf, das seit der Gemeindereform 1974 zur Stadt Kandern gehört, hat in den vergangenen Jahrzehnten seinen Strukturwandel vom einst landwirtschaftlich geprägten Ort zum gefragten Wohnort erfolgreich bewältigt. Auch die Herausforderungen für die Zukunft wurden erfolgreich gemeistert. So ist Holzen, wo heute neben einem landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieb ein paar Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe ansässig sind, ein beredtes Beispiel für eine intakte Dorfgemeinschaft mit starkem bürgerschaftlichen Engagement und einem lebendigen Vereins- und Gemeinschaftsleben. Das jüngste große Bürgerprojekt ist die Dorfmitte. Es ist das neue Ortszentrum – gesellschaftlich wie kulturell.
Welche Vorzüge das Storchendorf hat, verdeutlicht mit Blick auf das bevorstehende Jubiläumsfest auch Landrätin Marion Dammann, die feststellt: „Sehr bemerkenswert – und vielleicht für andere Ortschaften in der Region beispielgebend – ist die Entwicklung von Holzen von einem Bauern- zu einem Wohndorf. Der sich abzeichnende Strukturwandel wurde hier frühzeitig offensiv und zum Wohle aller Dorfbewohner angegangen. Denkmalgeschützte Anwesen konnten saniert und umgenutzt werden und tragen zu einem intakten und gelungenen Ortsbild bei.“ Gerade in weltpolitisch unruhigen Zeiten sei das örtliche Miteinander von besonderer Bedeutung, stellt die Landrätin fest.
Und Kanderns Bürgermeisterin Simone Penner meint in ihren Glückwünschen zu diesem dreiviertel Jahrtausend Dorfgeschichte: „Das ist ein guter Anlass, innezuhalten und dankbar zurückzublicken auf die Wurzeln, auf das, was Generationen aufgebaut haben, und auf den Weg, den das Dorf als Gemeinschaft gegangen ist. Holzen hat sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt, doch eines ist immer geblieben: der außergewöhnlich starke Zusammenhalt in der guten Dorfgemeinschaft.“ Holzen sei als lebendiges Künstler- und Storchendorf mit Zukunft weit über die Region hinaus bekannt, freut sich Penner.
Das weiß auch Ortsvorsteher Willi Weiß zu schätzen: „Holzen ist, wie auch andere ländlich strukturierte Dörfer, geprägt von Eigeninitiativen und Selbstverantwortung. Nur mit funktionierenden Sozialstrukturen sowie Traditionen und der Pflege der Gemeinschaft haben unsere Dörfer auch Zukunft.“ Dabei hebt der Holzener Ortsvorsteher die intakte Gemeinschaft in dem lebendigen Storchen- und Künstlerdorf und das starke bürgerschaftliche Engagement hervor.
„Perle im Markgräflerland“
Bernhard Winterhalter, ehemaliger Bürgermeister der Stadt Kandern und ein ausgewiesener Kenner der Lokalhistorie, nennt Holzen eine „Perle im Markgräflerland“. Zwar sei die älteste bekannte urkundliche Erwähnung von Holzen aus dem Jahr 1275, doch aufgrund von Funden, die sich zeitlich sogar bis in die Jungsteinzeit zurückverfolgen lassen, sei davon auszugehen, dass das heutige Gebiet von Holzen schon früher besiedelt war. „Dieses Zeitalter wird häufig als eine jener Epochen bezeichnet, in der die Menschen nach und nach sesshaft wurden und mit Ackerbau und Viehzucht begannen“, stellt Winterhalter fest.
Holzen könne auf eine lange, interessante Geschichte zurückblicken. Dabei sei es Rudolf Reime (1895 bis 1973) und seinen umfassenden Recherchen zu verdanken, dass viele Details und Gegebenheiten aus der Historie der ursprünglichen Ansiedlung akribisch erfasst wurden und heute noch verfügbar sind. In mühsamer Kleinarbeit hatte Reime als Holzener Bürger laut Winterhalter viele Einzelheiten aus den Anfängen und der Entwicklung des Dorfes in einer Ortschronik zusammengetragen.
Holzen hat dank der Idee von Thomas Kammerer und dank einer daraus resultierenden Bürgerinitiative einen neuen Dorfmittelpunkt geschaffen. Aus der ehemaligen Senioren-Universität, eine 1995 eingeweihte private Hochschule, und dem späteren Ableger der Rudolf Steiner Akademie sowie zuletzt aus dem von TeachBeyond Deutschland (Janz-Team) geführten Schulungszentrum für christliche Musiker ist ein neues Ortszentrum, die „Dorfmitte Holzen“, entstanden. Die 2022 gegründete Genossenschaft hat aktuell 250 Mitglieder.
Das Festprogramm
Das Jubiläumsfest zum 750-jährigen Bestehen feiert Holzen am Samstag, 5. Juli, ab 19 Uhr mit einem Festakt, den der Gesangverein „Liederkranz“ umrahmen wird. Des Weiteren gibt es nach der Begrüßung durch Ortsvorsteher Willi Weiß einen Festvortrag von Bernhard Winterhalter zur Geschichte Holzens sowie Grußworte von Landrätin Marion Dammann und einem Vertreter der Stadt Kandern. Der Abend soll mit alemannischen Liedern des Duos „Mondzit“ ausklingen.
Am Sonntag, 6. Juli, startet das Programm um 10.30 Uhr mit einem Festgottesdienst unter Mitwirkung des Kindergartens und des Gesangvereins. Nach einem gemeinsamen Mittagessen wird um 15 Uhr der neue Spielplatz von Bürgermeisterin Simone Penner eingeweiht. Der Nachmittag bietet zudem Kindern vielfältige Unterhaltung wie Hüpfburg, Schminken und Diamantensuche. Auch gibt es Auftritte des Kinderchors „Storchenschnäbel“ und eine Schauübung der Freiwilligen Feuerwehr Holzen. Ab 19 Uhr treten „d’Knaschtbrüeder“ mit alemannischen Songs auf.