Oberschwandorf im Jahre 1968 Foto: Schwandorf

Im Interview spricht Roland Hölzle, Ortsvorsteher von Oberschwandorf, über das Jubiläum und über die Veränderungen der beiden Haiterbacher Stadtteile.

Was bedeutet dieses Jubiläum für die Gemeinde und ihre Bewohner?

 

Über 875 Jahre beeindruckende Geschichte bedeuten uns natürlich sehr viel. Es ist auch die Geschichte einer lebendigen Gemeinschaft, die unsere beiden Orte bis heute verbindet. Gerade die gemeinsame Gestaltung dieses Jubiläums durch alle Vereine und Einrichtungen unserer beiden Orte, zeigt das konstruktive Miteinander über unsere Ortsgrenze hinweg. Es stärkt unseren Zusammenhalt und erinnert uns daran, wie wertvoll dörfliche Identität und Gemeinschaft sind.

Wer übernimmt die Festorganisation und wer ist an den Feierlichkeiten konkret beteiligt?

Die Festorganisation findet als Teamarbeit in enger Zusammenarbeit der Vereine und Feuerwehren von Ober- und Unterschwandorf statt. Am Festprogramm beteiligt sind alle Vereine, Feuerwehr, Kirche, Schule und Kindergarten. Darüber hinaus erfreuen wir uns der großzügigen Unterstützung vieler Firmen und teilweise auch Privatleute, mit Geld und Sachspenden.

Wie haben sich die beiden Orte in den letzten Jahrzehnten verändert?

Zurückblickend auf die letzten sechzig, siebzig Jahre, fand in allen Lebensbereichen ein in so kurzem Zeitraum nie zuvor dagewesener Strukturwandel statt. Vor 60 Jahren waren beide Orte von landwirtschaftlichem und handwerklichem Treiben geprägt. Ende der 50er Jahre trat insbesondere in Oberschwandorf eine in Geschwindigkeit und Ausmaß beispiellose Infrastrukturentwicklung und gesellschaftlicher Wandel ein. Um nur ein Beispiel zu nennen: 1964 wurde das Hotel Waldachblick eröffnet, in der Folge boomte der Fremdenverkehr mit bis zu über 30 000 Übernachtungen im Jahr. Weitere bedeutsame Entwicklungen waren die Erschließung neuer Baugebiete sowie die Verlegung und Begradigung der Waldach. Weiterhin wurde Anfang der 60-er Jahre eine neue Schule und Ende des Jahrzehnts der Kindergartenneubau eingeweiht. Ebenso bekam der Ort eine ausgebaute Durchfahrtsstraße. In Unterschwandorf gab es im gleichen Zeitraum bis zur Eingemeindung nach Haiterbach im Dezember 1971 mit 141 Einwohnern, keine vergleichbare infrastrukturelle oder bauliche Entwicklung. Das ist nicht zuletzt in den historisch gewachsenen Strukturen begründet. Am 1. Januar 1975 erfolgte dann auch mit 703 Einwohnern die Eingemeindung von Oberschwandorf nach Haiterbach. Danach setzte sich der Strukturwandel fort. Innerhalb nur einer Generation verschwanden die Mehrgenerationenhaushalte, die landwirtschaftlichen und handwerklichen Betriebe, die alteingesessenen Gaststätten und die Hälfte der Einzelhändler. Oberschwandorf wuchs weiter den Gaisberg hoch. Unterschwandorf auf der gegenüberliegenden Waldach-Seite. Dadurch fand auch die Innenentwicklung wieder mehr Beachtung: In großem Umfang wurden Straßen und Plätze saniert. Heute prägen Kindergarten, Schule, Feuerwehr, Kirche und Vereine das kulturelle und gesellschaftliche Leben beider Orte. Das verdient Anerkennung und Unterstützung.

Wie sehen Sie die Entwicklung des Ortes in Zukunft?

Wie schon in den vergangenen Jahrzehnten steht auch die weitere Entwicklung in starker Abhängigkeit zur demografischen und wirtschaftlichen Entwicklung unseres Landes. Nach Jahrzehnten fast unbegrenzten Wachstums müssen wir nicht zuletzt die Innenentwicklung weiter vorantreiben und die hierin liegenden Potenziale erschließen. Ein Beispiel für solche Potenziale ist das Projekt Kapf-Waldach-Areal, welches über die Schaffung von Wohnraum auch dazu beitragen wird, unseren Schulstandort zu sichern, den örtlichen Einzelhandel zu fördern und das Ortsbild aufzuwerten. Das Gespräch führte Tina Block