Foto: Jacqueline Geisel, Dr. Moritz Krahl, Archiv

Am Erdgeschoss manch älterer Häuser in Hochdorf ist er noch zu sehen, der Lettenkeuper-Sandstein, der bis vor etwa 100 Jahren noch häufig als Baustoff eingesetzt wurde. In Hochdorf gab es große Vorkommen dieses Sandsteins, die über Jahrhunderte hinweg abgebaut wurden, im 19. Jahrhundert in bis zu neun Steinbrüchen gleichzeitig. Auf einer Karte von 1936 waren immerhin noch vier Steinbrüche eingezeichnet. Eine solch lange Historie und ein so großes Vorkommen eines Rohstoffes prägen einen Ort natürlich nachhaltig.

 
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Am Erdgeschoss manch älterer Häuser in Hochdorf ist er noch zu sehen, der Lettenkeuper-Sandstein, der bis vor etwa 100 Jahren noch häufig als Baustoff eingesetzt wurde. In Hochdorf gab es große Vorkommen dieses Sandsteins, die über Jahrhunderte hinweg abgebaut wurden, im 19. Jahrhundert in bis zu neun Steinbrüchen gleichzeitig. Auf einer Karte von 1936 waren immerhin noch vier Steinbrüche eingezeichnet. Eine solch lange Historie und ein so großes Vorkommen eines Rohstoffes prägen einen Ort natürlich nachhaltig.

Eberhard und Katharina Haizmann, Geschäftsführer der Hochdorfer Kronenbrauerei, sind noch immer fasziniert von diesem Stück Geschichte vor der eigenen Haustüre. Eberhard Haizmanns Großvater besaß sogar noch selbst einen Steinbruch. Bis etwa in die1 930er Jahre seien die Abbauwerke prägend für Hochdorf und seine Bewohner gewesen. Doch während der Weltwirtschaftskrise fehlte das Geld, nur noch wenige bauten, die Steinbrüche gingen zurück. In den 1970er Jahren habe der letzte geschlossen, schließlich war das Vorkommen an Lettenkeuper-Sandstein erschöpft. Bis dato konnten aber einige bekannte Bauwerke mit dem Hochdorfer Sandstein errichtet werden, unter anderem das Neue Stuttgarter Schloss und die Aula der Universität Tübingen.

So etablierte sich eine weit über das Obere Gäu hinaus bekannte Steinhauertradition. Die Steinhauer seien verhältnismäßig wohlhabend gewesen und hätten die Gastronomie vor Ort entsprechend beflügelt, erzählt Eberhard Haizmann. Das galt mitunter für die damals noch kleine Kronenbrauerei, die ihre Biere hauptsächlich für ihre eigenen Wirtschaften herstellte.Und so floss es in Hochdorf, das mit dem Lebensstil des Berufszweigs seither unzertrennbar verbundene Steinhauer – ein obergäriges, naturtrübes, bernsteinfarbenes Bier. Rezepte für das Bier aus damaligen Zeiten sind keine überliefert, aber die Eckdaten reichten aus, sodass die Hochdorfer Kronenbrauerei ihr eigenes Steinhauer auf den Markt bringen konnte. Die Farbe, der Geschmack, das Design der Etiketten, alles erinnert an die jahrhundertelange Tradition. Der Biertyp war in damaligen Zeiten schlicht den technischen Möglichkeiten geschuldet.

Da es keine Kühlmaschinen gab, wurde das Bier obergärig hergestellt, also bei 20 bis 22 Grad. Filteranlagen waren zu dieser Zeit teilweise gar nicht vorhanden, also war das Bier naturtrüb. Seine Bernsteinfarbe erhielt das Steinhauer durch das Malz, das in direktbefeuerten Anlagen viel mehr Karamellisierungspunkte aufwies als heute üblich. Um diese Eckpunkte nachzuempfinden, hat das Hochdorfer-Team vor allem auf die Auswahl der richtigen Hefe viel Zeit verwendet. „Die verschiedenen Hefesorten beziehungsweise Hefearten haben ein unglaublich breites Aromaspektrum, Hefe ist fast wie ein Individuum“, erklärt Katharina Haizmann. Je nach Wahl und Verarbeitung der Hefe, beeinflusst diese zusätzlich den Biergeschmack nachhaltig. Für das Steinhauer fiel die Wahl schließlich auf eine Ale-Hefe, die ein fruchtiges Aroma entfaltet, wodurch ein leichtes Sommerbier entsteht.

Dunklere Malzsorten und ein insgesamt angepasster Brauprozess verleihen dem Steinhauer eine hellbraune Bernsteinfarbe. Das Feierabendbier, das früher im Sommer sicher literweise floss, ist aktuell als saisonales Bier im Hochdorfer-Sortiment erhältlich. Das Steinhauer gibt es im Abholmarkt sowie im regionalen Fachhandel noch bis voraussichtlich August zu kaufen. Familie Haizmann wird anschließend Bilanz ziehen und dann wird sich zeigen, ob es das geschichtsträchtige Bier auch nächsten Sommer wieder geben wird.