Aus dem 1922 gegründeten Ein-Mann-Sargbau-Geschäft wurde im Lauf der letzten 100 Jahre ein moderner und leistungsfähiger Fensterbau- und Innenausbau-Betrieb mit 16 Mitarbeitern (und Firmenhund Mila). Foto: Jeanette Tröger

Mit besten Perspektiven für die Zukunft

Den Grundstein für den heutigen Fensterbau-Meisterbetrieb legte vor 100 Jahren ein einzelner Mann in einem Nebenraum seines Wohnhauses. Heinrich Jourdan, der Großvater des heutigen Firmenchefs Markus Jourdan, eröffnete dort in der „Gabret“, der heutigen Möttlinger Straße in Neuhengstett, sein Geschäft als Sargbauer. „Irgendwann später fertigte er auch Fenster in Handarbeit“, erzählt der heutige Firmeninhaber.

Markus‘ Vater Kurt, als Sohn von Heinrich 1936 geboren, lernte in der Werkstatt des Vaters das Schreinerhandwerk. Er legte 1959 als 23-Jähriger die Meisterprüfung ab und übernahm das väterliche Geschäft.

Kurt Jourdan baute 1960 in der Waldenserstraße 19 in Neuhengstett ein Wohnhaus mit angegliederter Werkstatt als neuen Firmensitz für die Schreinerei samt Fensterbau. Neben seinem Bruder Walter, der als Maschinist in der Schreinerei mitarbeitete und nebenbei noch eine Landwirtschaft betrieb, hatte Kurt Jourdan mal drei, mal vier Mitarbeiter beschäftigt. In der Hauptsache wurden von der Jourdan-Mannschaft damals Schreiner-Arbeiten in Neubauten übernommen und Holzfenster gefertigt, denn in Neuhengstett war zu der Zeit das erste Neubaugebiet im Wachsen. Kunststofffenster gab es damals noch nicht.

Mit Markus Jourdan trat die dritte Generation in den Schreinerei- und Fensterbau-Betrieb ein. Der heute 57-Jährige startete 1982 seine Schreinerlehre im elterlichen Betrieb. Dieser Lehre hat er direkt die Ausbildung zum staatlich geprüften Holztechniker angeschlossen und begleitend dazu auch die Prüfung zum Schreinermeister absolviert. Die Jahrtausendwende 2000 markiert auch in der Geschichte der Schreinerei Jourdan einen weiteren, in die Zukunft gerichteten Schritt: Markus übernahm die Verantwortung für den Fortbestand des Meisterbetriebs und steht seither an der Unternehmensspitze. Der Betrieb wuchs um weitere Mitarbeiter und auch das Auftragsvolumen stieg stetig mit der Konsequenz, dass die Werkstatt in Neuhengstett für die damals acht Mitarbeiter zu klein wurde. Im Althengstetter Industriegebiet wurde neu gebaut, der großzügige Werkstatt- und Büro-Neubau Im Unteren Ried ist seit 2007 der Sitz des Unternehmens und bot Platz für weiteres Wachstum in den vergangenen Jahren.

Heute fertigt Fensterbau Jourdan mit 16 Mitarbeitern Holz- und Holz-Alu-Fenster komplett in der eigenen Werkstatt. „Wir investieren stetig, deshalb ist unser Maschinenpark immer auf dem neuesten Stand“, betont der Firmenchef. Für die Holzfenster gibt es ein nicht alltägliches Qualitätssiegel bei Jourdan: Durch die verwendeten Hochleistungslacke und -lasierungen sind garantiert zehn Jahre lang keine weiteren Sanierungsanstriche nötig. Kunststofffenster bezieht der Fensterbauer ausschließlich aus deutscher Herstellung, weil sie seinem Qualitätsanspruch entsprechen und somit wie für die eigenproduzierten Fenster die Kundenzufriedenheit garantieren.

Aktuell kommen zahlreiche Kunden des Fensterbaubetriebs aus dem Großraum Stuttgart. Hierbei sind es häufig Aufträge für Renovierungen, Restaurierungen und Sanierungen von denkmalgeschützten Villen. Dabei ist die Expertise der Schreiner speziell für individuelle und maßgeschneiderte Lösungen gefragt, wie zum Beispiel bei Rundbogenfenstern oder auch im Innenausbau. Bei diesen Aufträgen wird sehr eng mit dem Landesdenkmalamt zusammengearbeitet. „Wir haben auch schon am Lago Maggiore, in Frankreich und in Irland gearbeitet“, berichtet Jourdan von nicht alltäglichen Aufträgen, die sein Team schon mit großer Freude und Herzblut ausgeführt hat. „Solche Aufträge bekommen wir durch Mundpropaganda, wenn uns unsere zufriedenen Kunden weiterempfehlen“, freut sich der Chef. Zahlreiche positive Feedbacks und Dank-Schreiben, im Foyer des Betriebs zu lesen, belegen diese Kundenzufriedenheit: die Freundlichkeit der Mitarbeiter, die akkurate und termingerechte Arbeitsweise ebenso wie die Tatsache, dass der Einsatzort fein säuberlich hinterlassen wird, werden dort gelobt. „Das alles gehört zu unserem Selbstverständnis als Handwerker, wir wollen, dass unsere Kunden rundum zufrieden sind“, betont Schreinermeister Jourdan.

Jedes Jahr hat Markus Jourdan bisher einen Auszubildenden eingestellt, denn die Nachwuchsförderung ist ihm ein Herzensanliegen. Dazu kamen in jedem Schuljahr zehn bis zwölf Schul-Praktikanten, die in den Schreiner- und Fensterbauerberuf reinschnuppern wollten. „In 2022 allerdings habe ich keinen Azubi gefunden und hatte auch ganz wenig Interessenten für ein Praktikum“, sagt Jourdan und wundert sich. Denn seine Auftragsbücher sind voll, der Schreinerberuf und das Handwerk allgemein haben seiner Meinung nach Zukunft. Jedoch nicht nur an Ausbildungswilligen mangelt es, sondern generell an Fachkräften. „Ich suche weitere Mitarbeiter, bisher leider vergeblich.“ Dabei ist Jourdan ein geschätzter Arbeitgeber: In jüngster Zeit wurden zwei Mitarbeiter für 20- und für 30-jährige Betriebszugehörigkeit vom Chef und von der Schreinerinnung geehrt. Das multikulturelle Jourdan-Team nimmt sich immer wieder auch Zeit und gewährt Einblicke in das Tagesgeschäft, sei es für eine Gruppe von Menschen mit Handicap oder einen politischen Mandatsträger, der sich einen Tag lang ein authentisches Bild in einem Handwerksbetrieb machen will.

Die aktuelle Lage mit längeren Lieferzeiten für Holz, Glas oder Beschläge sowie höhere Preise wegen der Energiekrise schlagen auch beim Fensterbau-Spezialisten durch. Markus Jourdan jedoch nimmt die Herausforderung kreativ an und blickt trotzdem positiv in die Zukunft, denn nach wie vor gilt: „Handwerkliche Perfektion wird sich immer durchsetzen. Der Einsatz neuester Techniken und ständige Weiterentwicklung und Weiterbildung unserer Mitarbeiter sind für uns das A und O, denn für unsere Kunden ist nur das Beste gut genug.“