Radar-Säule am Rathaus Loßburg. Auch an der Ortsdurchfahrt von Peterzell soll eine festinstallierte Geschwindigkeits-Messanlage kommen, wenn die marode Strecke saniert ist. Foto: Rath

Der Kreis Freudenstadt erhält in absehbarer Zeit eine weitere "Blitzersäule". Mit dem Ausbau der Ortsdurchfahrt Peterzell soll dort eine stationäre Geschwindigkeits-Messanlage aufgestellt werden.

Kreis Freudenstadt/Alpirsbach-Peterzell - Dies erklärte Peter Kuptz, Leiter des Amts für Ordnung und Verkehr im Landratsamt, am Montag in der Sitzung des Technischen Ausschusses. Den Bericht zur Verkehrsüberwachung hatte die Verwaltung auf Antrag von Kreisrat Erwin Zepf (CDU) hin vorgelegt.

Die L 415 Richtung Freudenstadt und Grenze zum Landkreis Rottweil, die den Ort durchschneidet, sei eine "viel befahrene Nord-Süd-Achse". Da sie schnurgerade ist, werde entsprechend schnell gefahren. Derzeit gilt dort ein Tempolimit von 40 Stundenkilometern. Entlang der Straße verlaufen Fußgängerwege, auch zur Grundschule im Ort.

Schikane am Ortseingang

Im Zuge der Sanierung der Straße, die das Land für dieses Jahr vorgesehen hat, soll am Ortseingang außerdem eine Verschwenkung der Fahrbahn angelegt werden. Die "Schikane" soll den Verkehr von Fluorn her gleich auf das innerörtlich erlaubte Tempo herunterbremsen.

Der Blitzer in Peterzell soll nicht ständig in Betrieb sein; der Landkreis hat insgesamt sechs Kameras, mit denen er die dann sechs festinstallierten "Radarfallen" im Wechsel bestückt. Weitere sollen vorerst nicht beschafft werden. Bislang stehen solche Säulen am Alpirsbach Richtung Ehlenbogen, in Schönmünzach bei der Klinik Selzer, in Schwarzenberg am Hotel Sackmann, in Hallwangen an der Kreuzung von L 404 und K 4737 und an der Ortsdurchfahrt von Loßburg auf Höhe des Rathauses. Je zwei Kameras werden pro Säule eingesetzt, um den Verkehr in beide Fahrtrichtungen überwachen zu können.

Ob es denn aus Gründen der Verkehrssicherheit überhaupt Sinn mache, die Ortsdurchfahrt Peterzell aufzuwerten und gleichzeitig mit einer Radarsäule zu überwachen, fragte sich Christina Nuss (Frauenliste). Die Sanierung sei "unabdingbar", so Kuptz. Die Erschütterungen, die die zahlreichen Schwerlastwagen auf der Schlaglochpiste auslösen, zeigen offenbar Spuren: "Ein Haus dort hat bereits Risse bekommen", so der Verkehrsamtsleiter. Es gelte, einen gesunden Mittelweg zu finden. Verkehr müsse schließlich auch fließen können.

Diese Gratwanderung zu schaffen, ist offenbar nicht einfach. Während sich Autofahrer über Knöllchen beschweren und von "Abzocke" sprechen, kann von Anliegern viel befahrener Straßen gar nicht genug geblitzt werden. Selbst Dieter Bischoff (FWV), Bürgermeister von Pfalzgrafenweiler, deutete sein Missfallen von Tempo 30 und Kontrollen auf Umleitungsstrecken an: "Ich sage mal besser nicht, was ich davon halte. Aber ich habe da relativ wenig Verständnis". Peter Kuptz hielt ihm entgegen, dass gerade aus dem Gemeinden "der Druck immer größer wird", Raser auszubremsen und abzustrafen. Das Landratsamt habe weder genug Leute noch Messgeräte, um überall zu blitzen, wo es besorgte und genervte Anwohner gerne hätten.

Blitzen macht viel Arbeit

Über die stationären Anlagen hinaus verfügt der Landkreis über zwei mobile Messgeräte, die von zwei Mitarbeitern des Vollzugsdiensts betreut werden. Zwei weitere Mitarbeiter der Bußgeldstelle seien ebenfalls im Umgang mit den Anlagen geschult. Der Erste Landesbeamte Reinhard Geiser erklärte, der Kreis wolle auch die neue Anlage in Peterzell aus den Reihen der bisherigen Mitarbeitern betreuen lassen, obwohl der Arbeitsaufwand groß und die Kollegen "schon jetzt sehr belastet sind".

Kauft Kreis Anhänger?

Erwin Zepf regte an, der Kreis solle überlegen, auch eine teilstationäre Anlage anzuschaffen. Dabei hatte die Verwaltung erklärt, eigentlich keine dieser "Blitzer-Anhänger" beschaffen zu wollen. Sie könnten mit ihren "Hochleistungsbatterien" fünf Tage am Stück an einem Ort eingesetzt werden. Allerdings gebe es nicht so viele geeignete Plätze, um die sperrigen Anhänger abstellen zu können. Deshalb stünden sie bevorzugt an Autobahn-Baustellen.

Zepf hingegen hat die Beobachtung gemacht, dass solche "Blitzer-Anhänger" im Kreis Rastatt "sehr intensiv" eingesetzt werden. "Vielleicht sollten wir mal mit unseren nördlichen Nachbarn Kontakt aufnehmen. Wenn wir eine solche Anlage finanzieren können, sollten wir das nicht außer Acht lassen", so Zepf. Geiser sagte, der Kreis Freudenstadt mache diesbezüglich gerne eine Kosten-Nutzen-Rechnung auf. Damit sei das Thema vielleicht "doch noch nicht ganz abgeschrieben". Im Gegensatz zu festinstallierten Anlagen, deren Standorte einheimische Autofahrer kennen würden und wo sie nur kurz auf die Bremse träten, böten sie vielleicht doch mehr erzieherischen Nutzen.

Der Effekt von stationären Anlagen lasse mit den Jahren nach, wenn die Zahl der ertappten Schnellfahrer als Grundlage herangezogen werde – mit einer Ausnahme: Schwarzenberg. Die Säule dort hat sich längst refinanziert. Erstaunlich, so Kuptz, sei die Tatsache, dass etwa die Hälfte der Knöllchen an einheimische Fahrer gehe, obwohl sie den Standort eigentlich kennen müssten.