Der Ölschieferabbau entlang der Kreisstraße in Richtung Geislingen war Thema im Dormettinger Gemeinderat. Foto: Schweizer

Der Dormettinger Gemeinderat hat einem Antrag der Firma Holcim nach längerer Diskussion zugestimmt, stellte aber auch Forderungen.

Seit Sommer 2018 baut der Dotternhausener Zementriese im sogenannten Ostfeld auf zwei insgesamt 90 Hektar großen Flächen Ölschiefer ab. Aus diesem Grund wurde ein Tunnel unter der Kreisstraße 7129 gebaut, der nördlich des Gewerbegebiets Bubensalz die beiden Felder miteinander verbindet. Der Abbau geht augenscheinlich voran, bis aber rekultiviert wird, ziehen mit Sicherheit noch weitere 30 Jahre ins Land.

Der Gemeinderat beschäftigte sich in seiner jüngsten Sitzung mit einem „Antrag auf wasserrechtliche Erlaubnis zur Beseitigung des auf dem Tagebaubetrieb im Bereich des Ostfeldes anfallenden Niederschlagswassers“. Was steckt dahinter?

Aktuell wird über mehrere Kaskaden abgeleitet

Derzeit fließt das Wasser über mehrere Kaskaden unter der Straße in das Abbaufeld West und wird von dort in Richtung Schlichem abgeleitet. Dies hat zur Folge, dass der Lochgraben auf Dormettinger Gemarkung im Sommer deutlich weniger Wasser führt. Aus diesem Grund wolle Holcim, wie Produktionsleiter Jochen Scherer und der neue Leiter der Gewinnungsbetriebe, Rudolf Suppes, erläuterten, eine Ableitung in den Lochgraben herstellen und dorthin entwässern.

Vor dem Bau verlangen aber das Landratsamt Zollernalbkreis und das Regierungspräsidium Freiburg eine Stellungnahme von der Gemeinde. Aus wasserrechtlicher und energetischer Sicht seien die Auswirkungen positiv, hieß es in der von Bürgermeister Anton Müller formulierten Sitzungsvorlage. Einige Gemeinderäte merkten an, dass es bei starken Regenfällen zu Überschwemmungen komme. Ulrich Steimle berichtete von Erosionen beim Tröglebrunnen, Alfons Scherer wies daraufhin, dass er bei einem Spaziergang gesehen habe, dass der Lochgraben „total versandet“ sei und das Wasser über die Wiese laufe. Der Graben müsse freigelegt und ein Bachbett hergestellt werden.

Bei Starkregen gibt es Probleme

Die Vertreter von Holcim berichteten, dass bei starken Regenfällen das bisherige Becken die Wassermassen nicht fassen konnte. Deshalb sei ein geregelter und dauerhafter Abfluss in den Lochgraben notwendig. Darüber hinaus wolle das Unternehmen ein weiteres Retentions- und Absetzbecken bauen. Die Kosten bezifferten sie auf rund 100 000 Euro.

Gemeinderat Michael Scherer monierte, dass im Vorfeld der Rekultivierungsausschuss nicht getagt hat. Denn dann hätte man sich vor Ort ein Bild machen können. Sein Antrag, den Tagesordnungspunkt abzusetzen, fand aber keine Zustimmung. Müller plädierte dafür, den Beschluss gleich zu fällen, ansonsten riskiere man weitere Überschwemmungen. Von Andreas Koch kam die Forderung, dass beim nächsten Termin Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes mit dabei sind. Alfons Scherer verlangt von Holcim „dringend Informationen über die Brüche und die Verfüllungen. Wir müssen auf dem neuesten Stand sein.“

Ordentliche hydraulische Abflussverhältnisse schaffen

Der Antrag von Holcim wurde letztendlich mehrheitlich mitgetragen – im Beschluss wird aber auf die Versandungen im Unterlauf des Lochgrabens hingewiesen. Und außerdem müssen, wie es Andreas Koch formulierte, ordentliche hydraulische Abflussverhältnisse hergestellt werden. Bürgermeister Anton Müller stellte klar: „Sollten die hydraulischen Berechnungen nicht korrekt sein, werden wir Nachforderungen stellen.“