Die ersten wagen es schon und nehmen ein kleines Bad im Max-Eyth-See. Immer in sicherer Entfernung zum Steg. Foto: Max Kovalenko

Bei der letzten Kommunalwahl ist die Stuttgarter CDU baden gegangen. Jetzt will die Partei allen Stuttgartern auch diese Gelegenheit bieten. Ein aktueller Antrag der CDU-Gemeinderatsfraktion trägt die Überschrift: Ein Badesee in Stuttgart – das wäre toll!

Stuttgart - Man könnte es für ein typisches Sommerlochthema halten. Doch die CDU im Gemeinderat meint es ernst. Sie will von der Verwaltung prüfen lassen, „welche Seen als Badeseen auf Stuttgarter Gemarkung grundsätzlich in Betracht kommen“ und „welche der Gewässer mit überschaubaren finanziellen Maßnahmen zum Baden freigegeben werden können“.

Inspiriert wurde die CDU übrigens nicht von aktuellen Bildern des Freibads Rosental in Vaihingen, das sich nach Starkniederschlägen am 29. Juni in eine ausgedehnte Seenlandschaft verwandelt hatte. Der Fraktionsvorsitzende Alexander Kotz und seine Stellvertreter Iris Ripsam, Jürgen Sauer und Fred-Jürgen Stradinger argumentieren eher transpiriert von der Hitze: „Bei den hochsommerlichen Temperaturen zieht das kühle Nass die Menschen, gerade auch in der Großstadt, quasi magisch an.“ Und: „Wie schön wäre es da, auch quasi vor der Haustür im stadteigenen Fluss oder See baden zu können.“ Etwas verquast begründet schließlich die CDU ihren Antrag „mit dem Ansinnen, Badespaß im Badesee in Stuttgart für die Zukunft ernsthaft in Betracht zu ziehen“.

Konkret fällt der begehrliche Blick der CDU auf drei Seen im Naturschutzgebiet Rotwildpark und verlangt von der Verwaltung Auskunft, ob Bärensee, Neuer See und Pfaffensee noch der Trinkwassernotversorgung dienen und ob „ihre teilweise Nutzung zum Baden denkbar“ sei.

Max-Eyth-See liegt inmitten einer Parklandschaft

Nicht ausdrücklich erwähnt wird im CDU-Antrag der Max-Eyth-See. Angelegt wurde der in den 1920er Jahre als Badesee, sogar ein Strandbad wurde eingerichtet. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden dort auch gut besuchte Schwimmwettkämpfe ausgetragen.

Heute liegt der Max-Eyth-See inmitten einer Parklandschaft, die vor allem am Wochenende von Tausenden Erholungssuchenden genutzt wird. Der See selbst ist zu einem Teil Schutzgebiet für Wasservögel und hat zahlreiche Brutpaare von Graureihern angezogen. Den anderen Teil des 17 Hektar großen Gewässers nutzen mehrere Seglervereine, ein Bootsverleih, Kanufahrer und der Württembergische Anglerverein.

Die Stiphtung Christoph Sonntag bemüht sich seit ein paar Jahren, durch Einleitung von inzwischen 40 Litern Frischwasser pro Sekunde die Wasserqualität des Max-Eyth-Sees zu verbessern. Kerstin Höß, die Projektleiterin der Stiphtung, betont, dass diese nicht das Ziel verfolgt, den See zum Badesee zu machen. „Ich will mir nicht vorstellen, was passiert, wenn große Menschenmengen dort zum Baden kommen.“ Die Selbstreinigungskraft des Sees reiche für eine solche zusätzlichen Belastung nicht aus.

CDU stößt auf Spott

Der Kabarettist Christoph Sonntag meldet sich aus dem Urlaub mit ironischen Unterton zu Wort. „Ich bin vollständig der Meinung, dass Stuggi einen Badesee braucht und dass dieser mit Mineralwasser gespeist werden muss!“ Ihm sei klar, dass er sich mit diesem Vorschlag die Finger verbrenne. „Aber für einen herrlichen Mineralwassersee laufe ich gerne mit ein paar Brandblasen an den Fingern rum“, versichert Sonntag.

Auch mit ihrem Vorschlag für die Seen im Rotwildpark stößt die CDU auf milden Spott. Jörg Busse von der EnBW Regional AG, die als Betreiber die Seen instand hält, betont, „dass das Betreiben von Badeanstalten nicht zu unserem Kerngeschäft gehört“. Die Stadt als Besitzerin sei da gefordert.

Begeistert dagegen reagiert auf den Vorstoß der CDU Hans-Hermann Schock, der Vorsitzende des Württembergischen Anglervereins, der alle Seen in Stuttgart als Fischgewässer gepachtet hat. Schon heute würden bei schönem Wetter bis zu 150 Leute im Max-Eyth-See baden. „Die Leute stimmen mit den Füßen ab“, sagt Schock. Die wollten sich nicht von der Stadt bevormunden lassen. Auch am Bärensee würde Schock eine Badezone begrüßen. „Die Hirschwiese gegenüber dem Bärenschlössle wäre ideal.“ Gleichzeitig weiß Schock, dass viele seiner Anglerkollegen ganz anderer Meinung sind.