Ort des rechtsradikalen Schreckens: Die völlig abgebrannte Gartenhütte bei Winterbach Foto: dpa

Nach dem Brandanschlag Rechtsradikaler verabschiedet der Gemeinderat eine Resolution.

Winterbach - Die 16-köpfige Sonderermittlungsgruppe "Gartenhütte" ermittelt weiter akribisch, um den genauen Ablauf des Brandanschlags vom Wochenende auf eine Gruppe türkisch- und italienischstämmiger junger Menschen zu rekonstruieren. Die 20 Verdächtigen - die Polizei hatte am Sonntag insgesamt 14 von ihnen vorübergehend festgenommen - bleiben auf freiem Fuß. Die Beamten müssen durch weitere Vernehmungen klären, wer aus jener rechtsradikalen Gruppe von 18- bis 35-Jährigen tatsächlich an dem Überfall beteiligt war.

Die Strafprozessordnung verlangt, dass für eine Festnahme dringender Tatverdacht bestehen muss. Doch ob alle der aus dem rechten Spektrum stammenden Teilnehmer des Fests hoch über Winterbach die Gäste eines benachbarten Grillfestes verfolgten, ist noch offen. Einige der Verdächtigen waren bei der alkoholträchtigen Party, bei der die Geburtstage zweier junger Frauen aus dem Rems-Murr-Kreis nachgefeiert wurden, eigenen Angaben zufolge total betrunken. Eine direkte Beteiligung jedes Einzelnen an der Brandstiftung konnte bisher jedenfalls nicht nachgewiesen werden.

Die bei dem Überfall verletzten jungen Männer hatten am Montag gegenüber Journalisten ihre Todesängste geschildert, als sie sich in die Hütte geflüchtet hatten und draußen "die Neonazis" mit Äxten warteten und dann das Feuer legten. Polizeisprecher Klaus Hinderer hält diese Schilderungen der Ereignisse in jener Nacht zum Sonntag für plausibel. "Stellen Sie sich vor, sie werden verfolgt, flüchten in eine neun Quadratmeter große Hütte, außenrum fängt es plötzlich an zu brennen, die Gegner warten mit der Axt, es droht der Feuertod - das ist ja die Wahl zwischen Pest und Cholera."

Gemeinderat verabschiedet Resolution

Der Winterbacher Gemeinderat hat am Dienstagabend eine Resolution zum fremdenfeindlichen Übergriff "rechtsextrem Gesinnter" auf Jugendliche und ausländische Bürger verabschiedet. "Diese feige Tat ist durch nichts zu rechtfertigen." Die Gemeinde müsse sich gegen extremistische Tendenzen stellen, "wir dürfen nicht wegschauen oder diese Tat in irgendeiner Art und Weise relativieren", heißt es in dem vom Gemeinderat und Winterbachs Bürgermeister Albrecht Ulrich unterzeichneten Statement. "Wir verurteilen diesen abscheulichen Übergriff auf das Entschiedenste." Der Anschlag vom Wochenende sei auch ein Angriff auf die freiheitlich demokratische Grundordnung. "Wir hoffen sehr, dass die Täter rasch überführt werden und es zu harten Strafen kommen wird." Den Opfern dieser Tat gelte die uneingeschränkte Solidarität, "und wir wünschen ihnen eine möglichst rasche Genesung".

Ein merkwürdiger Vorgang am frühen Sonntagmorgen im circa 40 Kilometer von Winterbach entfernten Backnang-Sachsenweiler ließ die Ermittler zudem aufmerksam werden. Ein 21-jähriger Autofahrer berichtete von einem "mysteriösen Fremden", den er gegen 5 Uhr blutüberströmt und mit Wunde am Kopf im Straßengraben liegend fand. Der junge Mann nahm den 30- bis 35-jährigen alkoholisierten Verletzten mit, der erklärte, dass er "Altdeutscher" und zudem entführt worden sei. Er werde "die Sache" aber selbst regeln. Auf keinen Fall wolle er jedoch in ein Krankenhaus gefahren werden. Zum Abschied in Unterweissach drückte er dem 21-Jährigen ein großzügiges Fahrgeld in die Hand. Beim Begriff "Altdeutsch" wurde man auf dem Backnanger Revier misstrauisch: Sollte es sich etwa um einen Partygast handeln, den es von Winterbach nach Backnang verschlagen hatte? Doch jetzt gibt's Entwarnung: Nach bisherigem Stand hat der eigenartige "altdeutsche" Fremde von Backnang nichts mit dem rechtsextremen Treffen auf dem Engelberg zu tun, so Polizeisprecher Hinderer.