Bei einem Selbstmordattentat in einer Schule in Kabul soll möglicherweise ein Deutscher getötet worden sein. Foto: dpa

Bei einem Selbstmordanschlag in einer Schule der afghanischen Hauptstadt Kabul ist offenbar ein Deutscher getötet worden. Das Auswärtige Amt bemüht sich um eine Bestätigung.

Berlin/Kabul - Bei dem Selbstmordanschlag in einer Schule in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind am Donnerstag auch deutsche Staatsangehörige verletzt worden. Wie die Deutsche Presse-Agentur am Freitag erfuhr, arbeiteten die Deutschen im Bereich Entwicklungshilfe. Angaben über die Art der Verletzungen und die genaue Zahl der Opfer gab es zunächst nicht. Bei dem Anschlag war nach dpa-Informationen ein deutscher Staatsangehöriger umgekommen.

In Paris war zudem von etwa 20 Verletzten die Rede. Unter den Opfern seien keine französischen Staatsangehörigen, hieß es. Die von Frankreich gebaute Schule in Kabul wird auch vom dortigen französischen Kulturzentrum für Aufführungen genutzt.

Auswärtiges Amt bemüht sich um Klarheit

Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte, die deutsche Botschaft in Kabul bemühe sich im Kontakt mit den afghanischen Behörden mit Hochdruck um Aufklärung. Ein Sprecher sagte, es gebe noch keine gesicherten Erkenntnisse. Das Ministerium wollte auch am Freitag zunächst weder bestätigen noch dementieren, dass es sich bei dem in der Schule getöteten Ausländer um einen Deutschen handelt.

Der 15 oder 16 Jahre alte Attentäter habe sich am Donnerstag als Zuschauer ausgegeben, sagte der amtierende afghanische Innenminister Ayoub Salangi. In der Aula der von Frankreich gebauten Schule, die auch das französische Kulturzentrum für Aufführungen nutzt, wurde gerade das Theaterstück „Herzschlag und Stille nach der Explosion“ aufgeführt, das sich gegen Selbstmordanschläge richtet. Den Sprengstoff habe der Täter in der Unterwäsche versteckt, sagte der Polizeichef von Kabul, Abdul Rahman Rahimi. Mehrere der vorwiegend afghanischen Verletzten schwebten in Lebensgefahr.

Taliban bekennt sich zu Attentat

Zu der Tat bekannten sich die radikalislamischen Taliban. Es war der zweite Anschlag binnen eines Tages in Kabul: Stunden zuvor riss ein Selbstmordattentäter fünf afghanische Soldaten mit in den Tod. Zuvor war es zwei Wochen lang in der Stadt relativ ruhiggeblieben.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier verurteilte das Schul-Attentat. „Der Anschlag ist besonders perfide, weil er in einem Kulturinstitut erfolgte, wo Afghanen und Helfer der internationalen Gemeinschaft zu freundschaftlichem Austausch zusammen kommen, und weil er sich gegen eben jene Menschen richtet, die das Land beim Aufbau einer besseren Zukunft unterstützen.“

Vergangenen April war die deutsche Fotografin Anja Niedringhaus in Afghanistan bei einem Attentat getötet worden, als sie im Osten des Landes über die Präsidentenwahl berichtete. Im Mai 2013 war ein deutscher Soldat des Kommandos Spezialkräfte (KSK) von Taliban-Kämpfern in Nordafghanistan getötet worden. Es war der bislang letzte deutsche Soldat, der am Hindukusch gewaltsam ums Leben kam.

Frankreichs Staatspräsident François Hollande bezeichnete den Anschlag als abscheulich. Frankreichs Außenminister Laurent Fabius sprach in Paris von mehreren Toten und zahlreichen Verletzten. Auch die Mitglieder des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen verurteilten die Tat. Das UN-Gremium drückte in einer Mitteilung seine Sorge über die Bedrohung durch extremistische Gruppen wie den Taliban oder Al-Kaida aus.

Der Nato-Kampfeinsatz in Afghanistan läuft zum Jahresende aus. Bei der Nachfolgemission „Resolute Support“ mit bis zu 13.000 Soldaten wollen sich die ausländischen Truppen ab 2015 vor allem auf die Ausbildung und Beratung der afghanischen Sicherheitskräfte konzentrieren. Deutschland will sich daran mit bis zu 850 Soldaten beteiligen.