Um den Anrufbus wird der Landkreis laut Landrat deutschlandweit beneidet.  Archiv-Foto: Rörsch Foto: Schwarzwälder Bote

Musterprojekt: Fahrgastzahlen pandemiebedingt eingebrochen / An Angebot wird trotzdem festgehalten

Kreis Rottweil. Es ist nicht nur ein Erfolgsmodell, um das der Landkreis Rottweil deutschlandweit beneidet wird, so machte Landrat Wolf-Rüdiger Michel in der Verwaltungsausschusssitzung klar, sondern auch für die Einhaltung des ÖPNV-Paktes nützlich.

In diesem, der vom Land und den drei Landkreisen Rottweil, Tuttlingen und dem Schwarzwald-Baar-Kreis geschlossen wird (wir berichteten), ist festgehalten, dass Bürger auch zu später Stunde Anschluss in ihre Heimatgemeinde erhalten sollen. Das bringe für die Nachbarlandkreise Probleme mit sich, meinte Michel. In Rottweil bestünden diese dank des Anrufbusses nicht. Und der Landkreis will auch weiterhin an diesem Angebot festhalten.

2019 nutzten rund 23 500 Fahrgäste das Angebot des Anrufbusses. Pandemiebedingt brachen die Zahlen 2020 auf 15 000 Fahrgäste ein. Insgesamt wurden rund 250 000 Kilometer zurückgelegt. 2019 waren es noch etwa 360 000. Der Zuschuss des Landkreises lag vergangenes Jahr bei rund 16 Euro (2019: 14 Euro).

Im März hatte der Verwaltungsausschuss beschlossen, dem Anrufbus-Dienstleister Taxi Ehret aus Schramberg rund 24 000 Euro als Schadensausgleich für die Umsatzeinbußen aufgrund von Corona zur Verfügung zu stellen.

Im Rahmen der Vertragsverlängerung mit Taxi Ehret bis 2026 sei nun geplant, Garantiekilometer, wie bereits in den Altverträgen geschehen, zu vereinbaren. Wenn in einem Kalenderjahr also die 270 000-Abrechnungskilometer-Marke unterschritten werden sollte, will der Landkreis die Differenz mit 1,20 Euro pro Kilometer ausgleichen.

Berthold Kammerer (SPD) fragte, ob es sinnvoll sei, die Anzahl der Garantiekilometer bis 2026 festzulegen. Schließlich könne es mit Blick auf einen angestrebten gemeinsamen Tarifverbund mit dem Schwarzwald-Baar-Kreis und dem Kreis Tuttlingen auch bald Veränderungen beim Busverkehr geben. Auch Gerhard Aden (FDP) fand die lange Bindung bedenklich.

"Wir wollten damit ein Signal dafür setzen, dass der Anrufbus über Jahre gesichert ist", meinte Landrat Michel. Nahverkehrsamtsleiterin Heike Kopp sagte, es sei gerechtfertigt, dem Dienstleister die Garantiekilometer zuzugestehen. Man wolle fair zum Vertragspartner sein, so Michel.

Taxi Ehret sei das Rückgrat des Anrufbusses, und damit das Musterprojekt auch weiterhin eine Chance habe, müsse es sich für den Unternehmer auch ein bisschen lohnen. Bei zwei Gegenstimmen wurde der Vereinbarung von Garantiekilometern zugestimmt.