Die Populisten von rechts und links haben viel mehr Gemeinsamkeiten, als es auf den ersten Blick erscheint, betont Berlin-Korrespondent Norbert Wallet.
Die Nachricht, dass die AfD und das Bündnis Sahra Wagenknecht wachsendes Interesse aneinander finden, kann niemanden wirklich überraschen. Tatsächlich gibt es zwischen den linken und rechtsextremen Populisten zahlreiche Berührungspunkte.
Beide präsentieren mit einfachen Scheinantworten simple Lösungen für komplizierte Sachverhalte. Beide haben ein reiches Arsenal der Verächtlichmachung des parlamentarischen Prozesses. Beide fühlen sich magisch angezogen von autoritären Regimen und werfen sich mit lustvoller Hingabe dem Kreml-Chef und seinen Lakaien zu Füßen.
Rhetorische Nebelkerzen verdecken gedankliche Brachflächen
Die Konzepte beider Parteien basieren auf demselben Prinzip populistischer Agitation, die mit rhetorischen Nebelkerzen den Blick auf die trostlosen gedanklichen Brachflächen verdeckt, die ihre wortreichen und inhaltsarmen Programme so auszeichnet. Da wächst also zusammen, was zusammengehört.
Dass die Links- und Rechtsaußen bislang selten zu gemeinsamen Handeln gefunden haben, liegt eher am für Populisten so typischen denkfaulen Einrichten im stereotypischen Lagerdenken als an objektiven Differenzen. Wenn sich diese Gräben nun allmählich einebnen würden, wäre das für alle Demokraten ein Alarmsignal.
Die AfD sucht Steigbügelhalter. In Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern könnten die Rechtsextremen im kommenden Jahr dicht an die Übernahme der Regierungsmacht heranrücken. Wenn nur ein paar Prozent dazu fehlen, könnte eine Zusammenarbeit mit dem in Ostdeutschland noch immer beachtlich präsenten BSW Wunder wirken.
Niemand sollte eine Wette darauf abschließen, dass die Wagenknecht-Gruppe genug staatsbürgerliche Widerstandskraft hat, diesen Weg nicht mitzugehen. Nach dem Scheitern bei der Bundestagswahl braucht sie Einfluss und Erfolge, um nicht in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Dazu könnten ihr viele Mittel recht sein.