An die 50 Anwohner der Schömberger Brühlgärten sind am Mittwoch zur Sitzung des Gemeinderats ins Feuerwehrhaus gekommen, um ihren Unmut über die Planung für das Areal auszudrücken. Foto: Visel

So viele Bürger sind wohl noch nie zu einer Sitzung des Gemeinderats gekommen. Grund: Die ersten Planungen für das Gebiet Brühlgärten wurden vorgestellt. An die 50 Anlieger zeigten, dass sie damit nicht einverstanden sind.

Schömberg - Die Planungen des Büros Fritz und Grossmann sorgten schon im Vorfeld für Verwirrung und Irritationen bei den Anwohnern. Werden doch viele ihrer Grundstücke und Gärten durch die Pläne tangiert, teilweise regelrecht rasiert, wie moniert wurde. Eine Frau beklagte sich, dass durch ihren Vorgarten nun plötzlich eine Straße verlaufen soll: "Die Leute laufen dann direkt an meinem Wohnzimmerfenster vorbei."

Für Unmut sorgte überdies, dass die Betroffenen im Vorfeld nicht informiert worden waren. Selbst die Stadträte, die den Aufstellungsbeschluss für das Gebiet im Bereich der Alten Kinderschule und des katholischen Kindergartens im Mai gefasst hatten, waren überrascht über die nun vorliegende Planung, die massiv in den Grundbesitz vieler Schömberger eingreift.

"Gärten fallen weg"

Ins Feld geführt wurde auch, dass einige Bürger, die in der Flügelstraße oder gar an der B 27 wohnen, dort ihre Gärten haben, die nun teilweise in großen Teilen oder ganz einer Bebauung zum Opfer fallen sollen. "Es wird immer davon geredet, dass man Grünflächen in den Städten erhalten oder ausweiten soll, und hier entfällt der einzige Grünbereich im Stadtkern." Gefragt wurde auch danach, was passiert, wenn Eigentümer ihr Land nicht hergeben wollen und es zu einer gesetzlichen Umlegung kommt. "Müssen wir dann unser Land wieder teuer zurückkaufen?" Auch der Sinn der Regionalplanung, die eine bestimmte Einwohnerdichte in neuen Gebieten vorgibt, wurde hinterfragt: "Da muss es doch Alternativen geben. Man kann doch nicht alles pauschal festlegen."

Keine Möglichkeit im Außenbereich

Bürgermeister Karl-Josef Sprenger verwies gleich zu Beginn darauf, dass die Stadt kaum mehr Möglichkeiten habe, neue Gebiete im Außenbereich auszuweisen. Man sei auf die Innenentwicklung, die politisch gewollt sei, angewiesen. Man müsse da ehrlich sein und zugeben, dass es dabei zwangsläufig zu Konflikten komme. Die Anwohner im Brühlgarten hätten bisher das Privileg genossen, relativ große Grundstücke im Grünen zu haben. "Das ist auf Dauer aber so nicht zu halten." Sprenger verwies aber auch darauf, dass man ganz am Anfang der Planung sei und man sich Zeit nehmen müsse, diese mit den Bürgern weiterzuentwickeln, um zu einer für alle erträglichen Lösung zu kommen. "Wir müssen jetzt gemeinsam überlegen, wie es weiter gehen kann."

Auch Stadträte irritiert

Aber nicht nur die Anlieger, auch die Stadträte zeigten sich irritiert über die beiden Planvarianten, die von Planerin Yasmin Kamh-Pohl vorgestellt wurden. Frank Polich gab zu Protokoll, dass nie die Rede davon gewesen sei, dass man so stark in private Grundstücke eingreifen werde. Dies störe ihn, er könne daher nicht zustimmen. Stephan Plescher war ebenfalls nicht begeistert. "Das geht so einfach nicht." In die gleiche Kerbe schlug Marc-Oliver Schwarz. Auch er sprach sich für eine andere Planung aus und forderte, dass man alle Möglichkeiten – wie etwa eine "Befreiung von der Raumordnung" – ausschöpfen müsse. Walter Schempp fand drastische Worte: "Das ist eine Sauerei. Man kann so nicht erschließen. Die Straße führt ja direkt an den Terrassen vorbei." Er halte von beiden Planvarianten nichts. Edwin Nagel sprach sich ebenfalls gegen die Planung aus und bemängelte, dass die vorgesehene Rettungsgasse in einer der beiden Varianten für große Feuerwehrfahrzeuge nicht geeignet sei. Auch Josef Rohrmoser kritisierte, dass zu wenig Rücksicht auf die Anlieger genommen werde.

"Nicht alles gleich ablehnen"

Tommy Geiger hingegen meinte, man müsse nicht alles gleich von Anfang an ablehnen. Das Ganze könne für die Betroffenen ja auch Vorteile haben, indem beispielsweise aus einem großen Grundstücke zwei werden, von denen eines als Baugrund verkauft werden könne: "Wir nehmen niemand etwas weg. Es wird alles wertgleich ersetzt." Laut Heiko Gerstenberger besteht für die Grundbesitzer auch die Chance, ihre Grundstücksgrenzen zu begradigen. Man werde sich alle Varianten offen halten und im Dialog mit den Bürgern die beste Lösung suchen.

Dialog mit den Bürgern

Eine Beschlussfassung zu den Brühlgärten war am Mittwoch nicht vorgesehen. Sprenger betonte, man werde die Bedenken der Anlieger aufnehmen und über die Ausgestaltung des Areals mit den Planern weiter reden. Dann müsse ein Format gefunden werden, um die Bürger mitzunehmen: "Es geht uns um Akzeptanz, nicht um Schnelligkeit. Wir wollen das sauber und transparent machen." Aus den Reihen der Stadträte wurde vorgeschlagen, im Rahmen der Gemeinderatsklausur einen Vor-Ort-Termin zu machen, um sich die Gegebenheiten anzusehen und mit den Anwohnern ins Gespräch zu kommen.