Immer wieder nimmt sich Uwe Gorjup Zeit für seine Angus-Rinder. So schafft er eine Vertrauensbasis, die ihm die Arbeit erleichtert. Quelle: Unbekannt

Uwe Gorjup bewirtschaftet gemeinsam mit seiner Frau Hedwig den Hardthof, der sich seit über 30 Jahren an die Bioland-Standards hält.

Bad Liebenzell-Beinberg - Uwe Gorjup hat zu seinen etwa 120 Angus-Rindern eine ganz besondere Beziehung. "Ich gehe einfach immer mal wieder 15 Minuten auf die Weide und setze mich zu denen", erklärt der Betreiber des Hardthofs in Beinberg. Dann kämen die Kälber und die Mutterkühe zu ihm, beschnupperten ihn und leckten ihn ab. Das schaffe ein tiefes Vertrauen zwischen Mensch und Tier.

Mobiler Hühnerstall

"Und auch mir gibt es Energie und Kraft das alles weiter zu machen", erzählt Gorjup. Das alles, das ist der Hardthof. Gemeinsam mit seiner Frau Hedwig bewirtschaftet er etwa 70 Hektar Fläche. Das meiste davon sind Weiden für die Angus-Rinder. Dazu haben die beiden einen mobilen Hühnerstall, der 250 Hennen an immer neue Grasflächen bringt. "Wir waren die ersten, die so etwas im Landkreis hatten", ist Hedwig Hamm-Gorjup stolz.

Für beide ist es generell wichtig, immer offen für Neues zu sein. Vor rund 30 Jahren gehörte der Hardthof zu den ersten landwirtschaftlichen Betrieben im Kreis, der auf die Bioland-Standards umstellte. Und auch in der Direktvermarktung ihrer Produkte gingen sie früh eigene Wege, mit Läden in Schömberg oder Calmbach. Mittlerweile haben sie in Beinberg einen Hofladen, der freitags und samstags geöffnet hat.

Und auch um ihre Hennen zu schützen, gehen sie immer wieder neue Pfade - notgedrungen. Weil der Habicht sich hier gerne bedient, habe er von der Vogelscheuche bis zur reflektierenden Notfalldecke schon alles probiert, so Gorjup. Die neueste Idee in diesem Kampf hört auf den Namen Cäsar. Der Ziegenbock soll mit seinen zwei Begleiterinnen durch pure Präsenz den Habicht in Schach halten. "Das wird bestimmt auch nur wieder ein halbes Jahr funktionieren", meint der Landwirt. Dann habe der Habicht dazugelernt und es müsse eine neue Idee her.

Verantwortung gegenüber der Umwelt

Für Gorjup gehört sowas aber zur Natur einfach dazu. Und er könne sich für seinen Hof nichts anderes vorstellen als eine biologische Landwirtschaft. Man habe der Umwelt und dem Klima gegenüber eine Verantwortung, meint er. Er versuche sogar, die ohnehin schon hohen Bioland-Standards noch zu übertreffen. Obwohl er konventionelles Stroh zukaufen dürfte, achte er auch hier auf die entsprechenden Siegel. Und im Stall der Rinder gibt es neben großen Bürsten vor allem sehr viel Platz.

Von Mai bis Oktober sind seine Rinder, vor allem Mutterkühe und Kälber, aber auf der Weide. Er bewirtschafte auch kleinteilige Flächen und müsse deshalb oft den Standort wechseln. Bei kurzen Strecken gehe das auch zu Fuß. Die Rinder folgten ihm dann einfach, weil sie ihm vertrauten. Und wenn sich Gorjup auf die Weide stellt und ruft, hat das fast etwas eines Naturschauspiels an sich. Nach einer kurzen aber lautstarken Muh-Antwort kommen die Rinder zu ihm und warten förmlich auf seine Anweisungen. Eine Kuh sei schon 14 Jahre alt, die würde die Strecken auch ohne ihn finden, scherzt er.

Schlachthaus entsteht

Gorjup macht sich aber keine Illusionen darüber, wo die Reise hingeht. Haben die Rinder ein Gewicht von etwa 300 Kilogramm erreicht, geht es für manche von ihnen zum Schlachter. "Aber immer nur auf Bestellung", erklärt er. Die Kunden können im Laden auf einer Liste eintragen, was sie wollen. Ergibt das etwa eine Kuh, wird geschlachtet - so circa einmal pro Monat. Dadurch würde das ganze Tier verwertet, meint Gorjup.

Das passiert bald auch noch auf dem Hof. Denn dort entsteht gerade ein Schlachthaus und Gorjup hat sich entsprechend ausbilden lassen. Das sei einfach seine Philosophie. Er möchte möglichst viel in eigener Hand behalten. Dann habe er die Kontrolle über die Abläufe und die Qualität - und könne selbst entscheiden, wie es seinen Tieren bis zum letzten Moment ergehe.

All das hat natürlich seinen Preis, auch wenn der nicht so teuer ist, wie manche vielleicht erwarten. "15 Euro kostet bei uns ein Kilo Rinderhack", so Gorjup. Das seien so drei bis vier Euro mehr als im Supermarkt. Dafür wisse man genau, wo es herkomme. Und eigentlich müsste es noch teuerer sein. Ohne EU-Subventionen müsste er das doppelte verlangen. Alles in allem ist einen Hof so zu führen viel Arbeit. Aber die Gorjups sind wohl das, was man gemeinhin Überzeugungstäter nennt.