Sich als Erwachsener für einen Schwimmkurs anzumelden, kostet Überwindung und ist oft mit Angst verbunden. Die Koba-Schwimmschule will dem, auch in der Region Calw, Abhilfe schaffen.
Bei einer Umfrage auf den Social-Media-Kanälen (WhatsApp und Instagram) des Schwarzwälder Boten, an der insgesamt 1634 Menschen mitgemacht haben, geben 1300 an, gut schwimmen zu können. 238 Umfrage-Teilnehmer stufen sich als unsichere Schwimmer ein und 96 der Erwachsenen, die abgestimmt haben, können laut eigener Angabe nicht schwimmen.
Auch die Zahlen der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) unterstreichen den Bedarf an Schwimmkursen - nicht nur für Kinder: Im zweiten Halbjahr 2022 hat die DLRG eine repräsentative Befragung durch das Meinungsforschungsinstitut Forsa in Auftrag gegeben. Damals gaben fünf Prozent der Befragten ab 14 Jahren an, Nichtschwimmer zu sein. „Das sind auf die Gesamtbevölkerung ab 14 Jahren gerechnet rund 3,7 Millionen Menschen. Wir schätzen die tatsächliche Zahl der Nichtschwimmer höher ein“, so Martin Holzhause, Pressesprecher der DLRG.
Die hohe Zahl an Nichtschwimmern und der große Bedarf an Schwimmkursen: Das sind die Gründe, warum Bastian Klüßendorf und Konstantinos Kalpakidis die Schwimmschule „Koba“ mit Unternehmenssitz in Pfinztal gegründet haben. Die beiden Unternehmer wollen Schwimmanfängern und unsicheren Schwimmern - egal ob jung oder alt - die Angst nehmen und ihnen beim schwimmen lernen helfen. Die Idee für die Gründung einer Schwimmschule kam den beiden Mitte letzten Jahres. Unter anderem durch seine Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe ist Klüßendorf auf das Problem aufmerksam geworden: Die Nachfrage nach Schwimmkursen sei nach wie vor immens - vor allem bei Kindern - und die Wartelisten endlos lang. Auch durch Corona sei der Mangel an Schwimmkursen verstärkt worden, erzählt Klüßendorf im Gespräch mit unserer Redaktion. „Auch da ging die Schwimmfähigkeit enorm zurück.“
Standortsuche wird zur Herausforderung
Vor allem die Suche nach weiteren Schwimmbädern stellt das Koba-Team vor große Herausforderungen. „Es gibt keine Lehrschwimmbäder.“ Gerade im Umkreis Pforzheim und Calw machen einige Bäder zu oder werden saniert: „Wenn eins aufmacht, macht wiederum ein anderes zu, was dann wieder saniert wird.“ Letztendlich ändere sich an der Wasserfläche nichts, so Klüßendorf. Vielmehr nehme die Wasserfläche, die noch zur Verfügung stehe, rapide ab und die, die noch vorhanden sei, werde meistens für Vereine benötigt, erklärt der Schwimmschulen-Gründer im Gespräch.
Mit zwei Bädern hat die Schwimmschule schließlich ihr Kursangebot gestartet. Mittlerweile steht ihnen ein Becken in der Landesklinik in Hirsau und das Hallenbad in Eberdingen für Kinderschwimmkurse zur Verfügung. Neu hinzu kamen Kurse in Waldbronn.
Schwierig bleibt es weiterhin bei der Suche nach einem Lehrschwimmbecken für Erwachsene. Denn dort seien andere Rahmenbedingungen erforderlich als bei Kindern. Zwar werde bisher ein Erwachsenen-Schwimmkurs im Freibad in Neuenbürg angeboten, die Anmeldung ließen jedoch auf sich warten.
Erwachsene Nichtschwimmer schämen sich oft
Klüßendorf vermutet, dass ein Kurs in einem öffentlichen Freibad für viele abschreckend wirkt. Oft fragten die Menschen nach Einzelunterricht. Als Erwachsener als Nichtschwimmer wahrgenommen und beim Schwimmen lernen beobachtet zu werden, sei für viele mit Scham verbunden und ein absolutes Tabuthema. Doch für den Sprung ins kalte Wasser ist es nie zu spät: Bei der Koba-Schwimmschule kommt es nicht auf das Alter oder das Können an. Wer Interesse an einem Schwimmkurs hat, kann sich per Mail melden und es kann gezielt nach passenden Standorten geschaut werden.
Fällt es Erwachsenen schwerer Schwimmen zu lernen?
„Das größte Problem ist, dass viele schon mal eine negative Erfahrung mit der Thematik Schwimmen lernen oder generell mit Wasser gemacht haben“, erklärt Klüßendorf. Diese Angst müsse erstmal aufgebrochen werden, denn sie sitze oft viel tiefer als bei kleinen Kindern.
Der Vorteil ist wiederum: „Mit Erwachsenen kann man anderes reden.“ Das Verständnis ist bereits größer. „Also es ist zum Beispiel schon ein Schritt, wenn man den Auftrieb im Wasser versteht.“ Kindern müsse man das spielerisch beibringen. „Erwachsenen kann man da auch schon theoretisch sehr viel beibringen.“ Aber der Grundablauf des Schwimmkurses überschneide sich komplett.
Hat man sich dazu entschieden, an einem Schwimmkurs teilzunehmen, ist die erste Hürde geschafft. Nach acht Stunden à 45 Minuten sollten die Teilnehmer optimalerweise den Bein- und Armzug kombiniert anwenden können. „Dies ist natürlich stark unterschiedlich und abhängig davon, wie tief wirklich diese Angst vor dem Wasser sitzt.“