In mehr als jedem dritten Haushalt gibt es bereits einen internetfähigen Smart-TV. Foto: Symbolbild/dpa-Zentralbild

Die Enkel zum Telefonieren auf den großen Bildschirm mitten im Wohnzimmer holen oder den „Tatort“ einen Tag später schauen: Mit einem internetfähigen Smart-TV ist das kein Problem – wäre da nicht die Angst vor der Technik. Dabei ist das moderne Fernsehen gar nicht so kompliziert.

Stuttgart – - Das Gerät

Wer einen Fernseher mit dem Zusatz „Smart-TV“ gekauft hat, kann das Gerät mit dem Internet verbinden. Findet sich zusätzlich die Funktion „internetfähiger Browser“ in der Gebrauchsanleitung, kann mit dem Fernseher beliebig im Internet gesurft werden wie mit einem Computer oder mit dem Smartphone. Fehlt der Begriff, lassen sich nur einige Internetanwendungen nutzen, beispielsweise die Mediatheken der Fernsehsender. Dort lassen sich bereits ausgestrahlte Beiträge aus dem Archiv anschauen.

 

Ältere Fernseher ohne Netzwerkverbindung lassen sich nachrüsten: Mit verschiedenen Set-Top-Boxen, einem Blu-ray-Player oder einem HDTV-Receiver werden sie internetfähig. Ob sich das lohnt und welche Möglichkeiten für den jeweiligen Fernseher infrage kommen, lässt man sich am besten im Fachhandel erklären.

Die Internetverbindung

Die wichtigste Voraussetzung, um einen Smart-TV nutzen zu können, ist eine Internetverbindung. „Um Filme ruckelfrei anschauen zu können, empfehlen wir eine Geschwindigkeit von mindestens zwei Megabit pro Sekunde“, sagt Katja Reich vom Zentralverband Elektrotechnik und Elektroindustrie.

An den heimischen Router wird der Fernseher dann entweder mit Hilfe eines Netzwerkkabels angeschlossen oder drahtlos via WLAN. „Über ein LAN-Kabel bekommt man die stabilste Verbindung“, sagt Reich. Außerdem entfällt das Eingeben von Zugangsdaten und Passwörtern, die beim Einrichten per WLAN einmalig eingetippt werden müssen. Das funktioniert genauso,wie wenn man einen neuen PC oder Laptop ans Netzwerk anmeldet. Stehen der Fernseher und der Router in unterschiedlichen Räumen und können nicht per Kabel oder WLAN verbunden werden, hilft ein Powerline-Adaptor. „Er wird einfach in die Steckdose gesteckt und überträgt die digitalen Informationen dann über die Stromleitung“, sagt Reich. Dafür braucht man zwei Adapter: einen in der Nähe des Routers und einen in der Nähe des Fernsehers.

Die Nutzungsmöglichkeiten

„Als vor ein paar Jahren die ersten Smart-TV verkauft wurden, konnte man kaum etwas damit anfangen. Das hat sich aber geändert“, sagt Frank Schipper vom Bundesverband Technik des Einzelhandels. Vor allem das öffentlich-rechtliche Fernsehen habe sein Angebot in den Mediatheken stark ausgebaut. Hat man den gewünschten Sender auf dem Bildschirm, kann man über die rote Taste auf der Fernbedienung in die jeweilige Mediathek wechseln. So verlässt man das Rundfunkprogramm und greift auf das Internetangebot zu. Dort lassen sich Sendungen zeitlich flexibel anschauen, also etwa der Sonntags-„Tatort“ am Mittwoch. „Schade ist, dass die meisten Inhalte nur einige Tage zur Verfügung stehen“, sagt Schipper. Bei den werbefinanzierten Privatsendern ist das Angebot in den Mediatheken noch deutlich kleiner.

Ein Smart-TV bringt darüber hinaus kleine Anwendungsprogramme (Apps) mit, über die sich der Wetterbericht oder die Nachrichten abrufen lassen. Gleiches gilt für das soziale Netzwerk Facebook, die Videoplattform You Tube, Online-Videotheken oder den Internet-Telefondienst Skype. „Viele Fernsehgeräte haben schon eine Kamera eingebaut, bei den anderen lässt sich ein externes Gerät anschließen“, so Schipper. Die Freunde aus Australien oder die Enkel aus Hamburg kommen so beim Telefonieren auf den großen Fernseh-Bildschirm.

Wer einen Smart-TV mit internetfähigem Browser hat, kann über die Apps hinaus mit dem Fernseher auf jede beliebige Internetseite surfen. Bequem ist das allerdings nur, wenn die Fernbedienung sich gut für die Eingabe von Buchstaben nutzen lässt – entweder wie beim Handy per Zahlen-Buchstaben-Codierung oder über eine mitgelieferte Mini-Computertastatur auf der Rückseite der Fernbedienung. Es ist aber auch möglich, eine Computertastatur anzuschließen.

Auch beim Anschauen von Fotos bringt der Smart-TV Vorteile. „Ist das Smartphone im gleichen Netzwerk angemeldet, können die Bilder einfach per WLAN an den Fernseher gesendet werden“, sagt Frank Schipper. Dazu muss auf beiden Geräten eine entsprechende App vorhanden sein.

Diese Kommunikation zwischen Smartphone oder Tablet mit dem Fernseher funktioniert auch umgekehrt. „Sämtliche Fernsehprogramme können so auch auf einem zweiten Bildschirm laufen“, sagt Schipper. Praktisch heißt das: Ohne zweites Fernsehgerät kann so auch im Schlafzimmer oder im Kinderzimmer ferngesehen werden.

Die Sicherheit

Der Hauptgrund, warum Menschen nicht oder nur ungern online sind, ist die Angst vor Viren und Datenklau. Gerade ihnen empfiehlt Roland Stehle von der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik den Fernseher zum Surfen. „Als geschlossenes System ist er ganz anders aufgebaut als ein PC und bietet deshalb auch mehr Sicherheit.“ Zusätzliche Schutzprogramme wie ein Virenschutz seien nicht notwendig.

Die Hilfe

Jeder vierte Fernsehzuschauer in Deutschland kommt mit seinem TV-Gerät nicht zurecht. Gut zwei Drittel von ihnen können mit Zusatzfunktionen wie dem Internetzugang nicht umgehen – dabei hat bereits mehr als jeder dritte Haushalt einen Smart-TV. Diese Ergebnisse einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid und der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik vom Juli 2013 haben Hersteller und Händler von Fernsehgeräten wachgerüttelt.

„Wir haben den Kunden jahrelang nur versucht die technischen Neuerungen wie hohe Auflösung oder die Internetfähigkeit zu verkaufen. Wir haben es aber versäumt zu erklären, was der Kunde im Alltag von solchen Funktionen hat“, sagt Frank Schipper vom Bundesverband Technik des Einzelhandels.

Mit der bundesweiten Initiative Smarter Fernsehen soll sich dies ändern. 7000 Händler in Deutschland bieten im Rahmen der Initiative an, einen neuen Smart-TV kostenlos auszuliefern und so einzurichten, dass der Kunde ihn nur noch einschalten muss. „Die Techniker prüfen dabei beispielsweise auch, ob der Internetanschluss ausreichend ist“, sagt Schipper.

Händler, die an der Aktion teilnehmen, können über die Internetseite der Initiative gesucht werden. Dort lässt sich auch ein kostenloser Einkaufsratgeber Smart-TV herunterladen: www.smarterfernsehen.info.