Konkret geht es um die Frage, ob Informationen über zivile Opfer des Angriffs, bei dem es bis zu 142 Tote gab, bewusst verschwiegen worden sind. Er könne nicht beurteilen, "wer mit wem wann und wie gesprochen hat", so Guttenberg, der direkte Kritik an seinem von den massiven Vorwürfen unbeirrten Amtsvorgänger aber vermied.
Auslöser der Turbulenzen für die erst vier Wochen amtierende schwarz-gelbe Koalition war ein Bericht der "Bild"-Zeitung. Danach wurden im Verteidigungsressort zum Ende von Jungs Amtszeit Informationen über zivile Opfer bei der von einem deutschen Oberst befohlenen Bombardierung zweier Tanklastwagen am 4. September bei Kundus unterschlagen. Am Freitag berichtete die "Bild", dass der Bericht der Feldjäger über den Luftschlag einen Vermerk mit der ausdrücklichen Warnung vor einer Weitergabe trage. Es drohten negative Folgen, sollte der Bericht ohne begleitende, fachliche Kommentierung in eine Untersuchung einfließen, zitiert das Blatt aus dem Feldjäger-Rapport.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ging auf Distanz zu Jung und forderte absolute Transparenz. Jung war am Donnerstag nicht auf Rücktrittsforderungen der Opposition eingegangen und hatte Fehler bei der Informationspolitik bestritten. Guttenberg kritisierte eine unzureichende Information auch seiner Person: Es sei ein "unzumutbares Verhalten, dass man nur einen Bericht bekommt, auch wenn es mehrere gibt." Er hatte bis Mittwoch nach eigenen Angaben nur von dem offiziellen Nato-Bericht Kenntnis gehabt, nicht aber von dem jetzt in der Diskussion stehenden Feldjäger-Bericht, wo früh von zivilen Opfern die Rede gewesen war.
Der Verteidigungsminister betonte im ZDF-"heute-journal", angesichts der neuen Details zu zurückgehaltenen Angaben müsse er womöglich seine Beurteilung des Angriffs zurücknehmen. Guttenberg hatte den Angriff nach Lektüre des Nato-Berichts unmittelbar nach seinem Amtsantritt als "militärisch angemessen" beurteilt. "Möglicherweise werde ich meine Beurteilung revidieren müssen", betonte Guttenberg. Dies hatte auch die Opposition von dem Minister im Bundestag gefordert.
Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) verlangte in der "Passauer Neuen Presse" Aufklärung und Transparenz. "Die Bevölkerung in Deutschland muss sich darauf verlassen können, dass sie zu jeder Zeit über die Entwicklungen in Afghanistan korrekt informiert wird." Deshalb sei es gut, dass Verteidigungsminister Guttenberg "schnell und entschlossen gehandelt habe."
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