Ein Buckelwal. Auch dieses Säugetier hat seinen Platz in der Kulturgeschichte Foto: dpa

Das Angeln ist ein Hobby, das ob seiner kontemplativen Ausprägung besondere Beachtung verdient. Auch Kino und Literatur haben sich des Angelns angenommen. Wir haben ein paar besonders empfehlenswerte Tipps zusammengestellt.

Stuttgart - Angeln ist Emotion, ist Glück und Enttäuschung, Kampf und Mediation. Es ist also ein Spiegel des Lebens. Und es ist eine große Geste, ein Symbol. Da ist nur logisch, dass sich Kino und Literatur des Angelns angenommen haben. Hier ein paar besonders empfehlenswerte Tipps:

Der alte Mann und das Meer: Es ist das letzte Werk von Ernest Hemingway, das zu seinen Lebzeiten erschien. Vielleicht ist es sein größtes. Eine Novelle, ein knapper Stil, wie immer bei Hemingway. Wie gut das zu der Sache passt: Fischer haben nicht viel zu reden. Jedenfalls nicht beim Fischen. Es die Geschichte eines Kampfes – der alte, erfahrene Fischer Santiago und sein größter Fang, ein Marlin. Die Novelle ist kongenial von John Sturges verfilmt worden – mit dem unvergesslichen Spencer Tracy in der Hauptrolle.

Moby Dick: Auch das ist ein literarisches Meisterwerk, das eine großartige filmische Umsetzung gefunden hat. Herman Melville hat den im Jahr 1851 veröffentlichen Roman über die Fahrt der „Pequod“ geschrieben, in der er die erbitterte Jagd Kapitän Ahabs auf den riesigen weißen Pottwal Moby Dick beschreibt, der ihm bereits bei einem Aufeinandertreffen ein bein abgerissen hat. Berühmt geworden ist auch die Verfilmung aus dem Jahre 1956 unter der Regie von John Huston mit Gregory Peck in der Hauptrolle. Seither hat es mehrere neue cineastische Adaptionen des grandiosen Stoffes gegeben.

Aus der Mitte entspringt ein Fluss: Hier hat der Film das literarische Vorbild in seiner Wirkung überflügelt. Was einerseits verständlich ist, denn Robert Redford als Regisseur hat hier grandioses Kino erschaffen, fantastische Landschaftsaufnahmen und berührende Szenen. Und der junge Brad Pitt ist hinreißend. Andererseits aber lohnt es sich unter allen Umständen das 1976 erschienene Buch des amerikanischen Autors Norman Maclean zur Hand zu nehmen. Eine Jugend am Blackfoot River in Montana. Die Geschichte zweier grundunterschiedlicher Brüder – eine traurige Geschichte. Und eine Geschichte über das Fliegenfischen ist es auch.

Am goldenen See: „Nur“ ein Film, wenn auch ursprünglich auf ein Theaterstück zurückgehend – aber was für einer. Im hohen Alter zeigen Henry Fonda und Kathrin Hephurn ihre große Schauspielkunst, Henry Fonda übrigens an der Seite seiner Tochter Jane. Es ist der einzige Film, den Fonda mit seiner Tochter gedreht hat. Eine Geschichte über das Alter und das Altern – und über die Jugend. Der alte Norman Thayer, der seine Sommer mit seiner Frau im Ferienhaus am See verbringt, bekommt Besuch von seinem Enkel. Der hält vom trägen Naturleben nicht viel und findet die Alten extrem uncool. Die Brücke zwischen Großvater und Enkel ist – das Angeln auf dem See.

Überm Rauschen: Norbert Scheuer hat 2009 ein kleines großartiges Buch vorgelegt, das eine Familiengeschichte in der Eifel erzählt. Eine Geschichte ohne Pathos, vom gelebten Leben mit seinen Träumen und seinen enttäuschten Hoffnungen. Auch die Geschichte zweier Brüder. Angeln ist das stete Hintergrundrauschen dieser Geschichte. „Fischen ist die Beschäftigung mit winzigen, fast unsichtbaren Dingen“, heißt es darin. „Dinge, die aus einer anderen Welt stammen und die man letztlich nur erahnen kann.“

Vom Wasser: John van Düffel hat kein Buch übers Angeln geschrieben, obwohl es auch davon handelt. Es ist genau das, was der Titel verspricht: Ein Buch über das Element Wasser, seine Magie, seine Anziehungskraft, sein Charakter, seine Gefahr. Der Ur-Urenkel eines Fabrikbesitzers, der die Wasserkraft zweier Flüsse nutzend eine Papierfabrik aufgebaut hat, erzählt was die Menschen mit dem Wasser und das Wasser mit dem Menschen gemacht hat. „Wir kehren immer zum Wasser zurück“ – der Satz ist ein Leitmotiv. Van Düffel weiß wovon er redet. Er war aktiver Langstreckenschwimmer. Warum? Weil er auf dern kurzen Distanzen nie den Punkt erreichte, wo er sich „in eine dem Wasser zugehörige Lebensform“ verwandelte. So hat er es selbst einmal formuliert.

Günter Grass: Den muss man nennen. Zum krönenden Schluss. Der hat zwar nie dezidiert ein Buch über das Angeln geschrieben. Aber das Wasser gehörte zu seinem großen Kulissen und Themen:die Ostsee-Aale in der Blechtrommel, die Tauchgänge der Jugendlichen zu einem halb versunkenen Minensuchboot in Katz und Bauch, oder sein sprechender Fisch „Der Butt“. Der erste Satz des „Butt“ aus dem jahre 1977 wurde von einer Jury zum schönsten ersten Satz in der deutschsprachiger Literatur gewählt. Er ist ziemlich kurz und besteht nur aus drei Wörtern: „Ilsebill salzte nach“.