Beim Jugendzeltlager sind nur analoge Freizeit-Vorrichtungen wie Angelruten und Zubehör erlaubt. Ohne Smartphones und Musikboxen bekommen die Jungfischer den Bezug zur Natur. Foto: Adrian Schlegel

Der Angel- und Naturschutzverein Oberdigisheim (ANV) macht weit mehr als Fische fangen. Beim Jugendzeltlager erzählen Jürgen Stingel und Adrian Schlegel, warum ihnen eine saubere Umwelt so wichtig ist und worin die Faszination des Fischens besteht.

Natur- und Artenschutz sind in aller Munde. Der ANV lebt ihn – auch bei Freizeitveranstaltungen wie dem Jugendzeltlager, bei dem die Partnervereine aus Ebingen und Schömberg/Balingen zu Gast sind und die Jugendlichen Karpfen, Schleien und Hechte – alles, was der Oberdigisheimer Stausee hergibt – angeln. „Forellen können wir hier wegen der Klimaerwärmung nicht einsetzen“, berichten Vorsitzende Jürgen Stingel und Jugendwart Adrian Schlegel. „Dafür ist das Wasser zu warm. Aber wenigstens kommt Frischwasser von oben.“

„Fischen macht süchtig – sie kommen alle wieder“

Vier Mal pro Jahr lädt der ANV zum Jugendfischen ein, vier bis sechs Mal zum Tagesfischen, und verzeichnet dadurch einen relativ hohen Zulauf an Kindern, darauf sind die Aktiven stolz. „Fischen macht süchtig“, sagt Stingel und lacht: „Zwar machen nicht alle weiter, wenn sie etwa zum Studieren gehen, aber danach kommen viele wieder zurück.“

65 Mitglieder, davon ein Drittel Jung-Angler, hat der ANV in seinen Reihen. Adrian Schlegel und sein Stellvertreter Stefan Löckel nehmen sich mit Herzblut der Ausbildung an. „Die Ausrüstung stellen wir“, betont Stingel.

Bleibe ein Kind dabei, komme meist recht schnell das entsprechende Weihnachtsgeschenk von Eltern oder Großeltern, die froh seien, etwa Sinnvolles schenken zu können. Bei der Ausbildung stehen auch Tierschutzaspekte im Vordergrund: „Wir entnehmen nur Fische mit Mindestmaß, und nur ausgebildete Jugendlichen dürfen sie selbst ausnehmen – wer angelt, muss einen Fisch auch weidegerecht töten können“, erklären die Funktionäre.

Die Angler fahren auch „Krötentaxi“

Zudem betreibe der ANV auch Naturschutz jenseits des Wassers: Zusammen mit dem Naturschutzbund spielen die Mitglieder „Krötentaxi“, und die Kinder seien mit Feuereifer dabei“, sagt Stingel. „Im Oberdigisheimer Ried renaturieren wird ein ganzes Tal, pflegen die Wacholderheiden und machen Frühjahrsputz in der Natur“, denn eines der wichtigsten Ziele sei es, „Kindern und Jugendlichen die Natur und das Leben mit der Natur näherzubringen“.

Beim Jugendzeltlager, das der ANV im Wechsel mit den Partnern ausrichtet, stehen deshalb Knotenbinden, Teamspiele und ein Angler-Quiz statt Handy-Spielen auf dem Programm. Die Teilnehmer lernen, welche Ruten und welche Köder sie einsetzen müssen, um erfolgreich zu sein, „und wenn ein Kind zum ersten Mal selbst einen Fisch fängt, ist das ein Erlebnis fürs Leben“, berichtet Stingel, der das selbst noch kennt: „Ich bin seit über 60 Jahren dabei und habe 2022 einen mehr als 100 Kilogramm schweren Wels in Italien gefangen – Glück gehört auch dazu.“

Mädchen sind willkommen – dafür gibt’s Betreuerinnen

Aber auch ein Angelschein: Dass manche sich einfach an den Stausee oder den Egesheimer Weiher, wo der ANV auf Forellenjagd geht, setzen und die Angel auswerfen, sei nicht drin, erklären Schlegel und Stingel. Zur Ausbildung aber dürfe jeder kommen. „Wir freuen uns auch über Mädchen“, betont der Vorsitzende. „Dafür haben wir eigens Betreuerinnen im Verein.“

Mit einem Schnupperfischen fängt oft an, was dann mit dem Jungfischen und Zeltlagern weitergeht – einem Spaß nach Regeln: „Wir kommen zum Fischen und nicht zum Partymachen“, betont Stingel. Alkohol, Rauchen und Musik aus der Box seien ebenfalls tabu.

Reden darf man – Laufen schadet

Mit einem Vorurteil aber räumen die beiden leidenschaftlichen Angler auf: „Reden darf man beim Fischen schon. Es sind eher die Erschütterungen des Bodens durch Hin- und Herlaufen, was die Fische in die Flucht treibt.“

Weitere Informationen: www.anv-oberdigisheim.de