Friesenheim hat beim Orts-Check mit insgesamt 6,06 Punkten im Vergleich der Städte und Gemeinde im Ortenaukreis den sechsten Platz belegt. Besonders in den Kategorien Sauberkeit und Lebensqualität hat die Gemeinde gepunktet. Foto: Martin Bildstein/Martin Bildstein copyright

Friesenheim punktet beim Orts-Check bei den Themen Sauberkeit, Lebensqualität sowie Sport und Vereine. Die Bereiche Sicherheit, ÖPNV oder Kultur schneiden hingegen weniger gut ab. Bürgermeister Erik Weide ist zufrieden – sieht aber Potenziale.

Rund 13 400 Einwohner zählt Friesenheim – 152 Bürger der Gemeinde haben beim großen Orts-Check mitgemacht und mit ihrer Punktevergabe ihren Wohnort auf Platz 6 von 13 befördert. Im Schnitt haben die Bürger ihrer Gemeinde 6,06 Punkte von möglichen zehn zugesprochen. Von den abgefragten Kategorien belegen sieben von vierzehn einen überdurchschnittlichen Rang. Die Themen Sauberkeit, Lebensqualität sowie Sport und Vereine haben am besten abgeschnitten. „Es freut mich sehr, dass das Thema Sauberkeit so gut abgeschnitten hat – und damit ein großes Lob vor allem an unseren Bauhof ausgesprochen wurde“, erklärte Bürgermeister Erik Weide im Gespräch mit unserer Redaktion. Grundsätzlich trage aber natürlich jeder Einzelne zur Sauberkeit bei – „und ich muss gestehen, die ein oder andere Pizzaschachtel weniger, würde ich mir schon noch wünschen“, fügt Weide an.

Dass die Bürger hinsichtlich der Lebensqualität viele Punkte haben springen lassen, wundere den Bürgermeister nicht. „Wir leben hier in einer tollen Region. Wir ziehen uns von der Rheinebene bis 700 Meter in die Höhe in den Schwarzwald. Wir haben eine gute Infrastruktur, zahlreiche Freizeitangebote und etliche Vereine, die ebenfalls einiges bieten.“ Sowohl für Familien und Kinder als auch für die Jugendlichen bis hin zu den Senioren sei die Gemeinde attraktiv.

Weide zählt mit Blick auf die jüngsten Einwohner insgesamt 18 Spielplätze auf, „kurze Wartezeiten bei Kita-Plätzen“ und eine moderne Schulbetreuung. Bei den ältesten Einwohnern sei man ebenfalls hinterher, Wohlfühlcharakter zu halten. So gibt es – was viele Gemeinden nicht haben – extra eine Seniorenbeauftragte in der Friesenheimer Verwaltung: Christina Streif kümmere sich um die Koordinierung von Maßnahmen für die Seniorenarbeit und ist direkte Ansprech- und Verbindungsperson zwischen Senioren und den verschiedenen Institutionen. Auch die Organisation des traditionellen Seniorennachmittags falle in ihr Aufgabengebiet. „Der wird immer gerne besucht“, freut sich Weide.

Potenzial bei Photovoltaik auf den Dächern

In Sachen Einzelhandel bewegt sich Friesenheim ebenfalls in de höheren Punktezahl-Sphären: Mit 6,27 liegt Friesenheim im Vergleich zu den anderen 13 befragten Städten und Gemeinden im Ortenaukreis sogar auf Platz vier. „Ich müsste überlegen, was wir nicht haben“, so Weide. Für die Größenordnung seiner Gemeinde könne man sich in diesem Themenbereich nicht beschweren. Allerdings erkenne er auch eine rückläufige Veränderung.

Ganz gegenteilig sehe es bei der Gastronomie aus: „In allen Teilorten gibt es Gaststätten – Tendenz steigend“, weiß der Rathauschef. Es freue ihn, dass es neben den „Aushängeschilder“-Gastronomiebetrieben nun am Schutterner Baggersee die Möglichkeit gebe, „mit dem Rad hinzufahren, im See ein paar Runden zu schwimmen und danach im Biergarten des Seehauses ein Bier zu genießen. Eine tolle Sache.“

Sicherheit, ÖPNV und Kultur schnitten unterdurchschnittlich ab

Unterdurchschnittliche Ergebnisse erzielten beim Orts-Check unter anderem die Themen Sicherheit, ÖPNV oder Kultur. Letzteres könne Bürgermeister Weide nicht nachvollziehen: „Wir haben mit der Sternenberghalle und dem Schlössle in Heiligenzell zwei Örtlichkeiten, mit denen wir so manchem voraus sind.“ Von Konzerten bis hin zu Kunstausstellungen sei über das Jahr hinweg vieles geboten.

Abzüge in der Kategorie Digitalisierung, Energie und Klima könne er hingegen mehr nachvollziehen: „In Sachen Energie hinken wir ein wenig hinterher und wissen sehr wohl, dass noch zu wenig Photovoltaik auf den Dächern genutzt wird.“ Allerdings seien die Themen Corona und Flüchtlingskrise in den vergangenen Jahre vornean gestanden, erklärte er. Man sei jedoch dahinter, in Sachen Energie aufzuholen. Bei der Digitalisierung habe Friesenheim aber die Hausaufgaben bereits gemacht – „wir bewegen uns mit Blick auf die Schulen, Rathäuser und Bürgerkontakt weit über dem Durchschnitt“, so Weide.

Bürgermeister setzt sich für Hausarzt ein

„Dringend werden Kinderärzte, Gynäkologen und Hausärzte benötigt“, schreibt nicht nur ein Bürger in die Umfrage-Kommentare. Regelmäßig habe auch Bürgermeister Weide verärgerte Bürger mit dieser Klage vor sich. „Es ist eine Katastrophe, dass es in Oberschopfheim keinen Hausarzt mehr gibt.“ Er machte im Gespräch mit der Redaktion aber deutlich, dass die Gesundheitsversorgung keine kommunale Aufgabe darstelle – „und trotzdem ist das eines der Themen, in die ich am meisten Stunden investiere. Das ist einfach ein dickes Brett“, erklärte er.

4,99 Punkte erhielt die Kategorie Verkehr. „Wir sind Besitzer der meist befahrenen Kreuzung im Kreis, die Punkte wundern mich nicht.“ Auch in diesem Punkt gebe es viele Beschwerden. Dabei gelte es aber immer abzuwägen, welche davon nun berechtigt seien. „Wir bewegen uns in der Größenordnung zwischen Stadt und Land. Freiburger würden uns auslachen, würden wir erklären, dass es hier Beschwerden über zu wenig Parkmöglichkeiten gibt.“ Weide wünsche sich mehr Gelassenheit – und mehr Fahrräder auf der Straße.

Immobilienmarkt wurde am schlechtesten bewertet

Der Immobilienmarkt landet in der Gemeinde auf dem letzten Platz mit dem größten Verbesserungspotenzial. „Da sind wir nicht alleine.“ In der ganzen Region gebe es einen großen Zuzug, ganz abgesehen von den Einwanderern, die man nicht vergessen dürfe. Friesenheim sei dahinter, weiteren Wohnraum zu schaffen. „Allerdings wird uns in diesem Bereich vom Staat ein Stein nach dem anderen in den Weg gelegt“, kritisierte Weide. Es gebe noch Potenziale, so der Rathauschef, aber das unbeschränkte Wachsen könne nicht ewig weitergehen.