Vertreter der Politik und des Arbeiter-Samariter-Bunds freuten sich gemeinsam über die Übergabe des Wünschewagens. Foto: Köhler

Er soll sterbenskranken Menschen eine Freude bereiten, Angehörigen den Abschied erleichtern und für das Tabuthema Tod sensibilisieren: Der Arbeiter-Samariter-Bund betreibt in Offenburg nun einen Wünschewagen – den 24. in Deutschland.

Die nächste Fahrt des Wünschewagens führt zur Insel Mainau. Dort will ein Sterbenskranker noch einmal das Schmetterlingshaus besuchen, erzählt Projektleiter Yannick Kehrer. Seit Januar erfüllt der Regionalverband des Arbeiter-Samariter-Bunds mit ehrenamtlichen Helfern solche letzten Wünsche. Es geht dabei jedoch um mehr als nur kranken Menschen ein paar vielleicht letzte schöne Stunden zu präsentieren. Das betonten alle Beteiligten.

„Das Thema Tod ist ein Tabuthema. Er gehört aber zum Leben dazu“, sagte Daniel Nehringer, Vorsitzender des Regionalverbands, bei der Übergabe des Wünschewagens in der Offenburger Oberrheinhalle. „Menschen mit schweren Krankheiten werden oft gemieden. Das sollte aber nicht so sein. Auch diese haben ein Anrecht darauf, noch schöne Tage zu erleben, die Kraft und Stärke bringen“. Ähnlich äußerte sich auch SPD-Landtagsabgeordnete Gabriele Rolland, die als Vertreterin der Politik über die Bedeutung des Wünschewagens sprach. „Wie müssen mit dem Tabu brechen, nicht über den Tod zu sprechen. Stattdessen sollten wir uns fragen, was wir tun können, um diese Menschen jetzt glücklich zu machen“, sagte sie. Und eigentlich sollte man diese Frage viel mehr in den Alltag einfließen lassen. „Wir können jeden Tag den Menschen einen Wunsch erfüllen.“

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Dass das nicht nur für andere Menschen gilt, sondern auch für sich selbst, betonte Offenburgs OB Marco Steffens. Angesprochen auf die Frage, was vielleicht ein Wunsch von ihm selbst wäre, entgegnete er, dass er so oft es geht versuche, sich den Wunsch zu erfüllen, seine Kinde ins Bett zu bringen. Gerade, wenn er sie nach einem langen Arbeitstag kaum gesehen hat. „Wir sollten uns im Alltag Freiräume schaffen, um uns Wünsche zu erfüllen und Momente zu genießen“, appellierte er an die rund 200 Gäste.

Wünsche aus ganz Südbaden werden erfüllt

Steffens zeigte sich zudem dankbar, dass Offenburg der dritte Standort für den Wünschewagen in Baden-Württemberg sein kann und mit dem Wagen nun Wünsche aus ganz Südbaden erfüllt werden. Er hob auch die gute Zusammenarbeit mit dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) hervor und dankte den hauptamtlichen und ehrenamtlichen Helfern für ihren Einsatz. Sollte der Bund einmal Ausfälle beklagen, könne er sich jederzeit an Steffens wenden. Er erklärte sich bereits, selbst einmal als Helfer den Wagen zu begleiten.

ASB-Vizepräsident Wilhelm Müller, der Präsidentin Katarina Barley vertrat, die den Termin kurzfristig absagen musste, gab einen kurzen Überblick über die Geschichte des Wünschewagens. So seien erste Bestrebungen von Ehrenamtlichen aus Nordrhein-Westfalen gekommen, dieses Konzept auch in Deutschland umzusetzen. „Es ist immer gut, wenn eine Idee aus der Basis kommt“, sagte Müller. Das über Spenden finanzierte, kostenlose Angebot stehe ganz im Zeichen des Verbands. „Der Samariter ist der Selbstlose“, so Müller. Erste Bestrebungen, den Wünschewagen auch in Südbaden anzubieten, habe es im Jahr 2020 gegeben, schilderte Patrick Scholder, Geschäftsführer des Regionalverbands: „Ich brauchte das Anliegen nicht zu Ende formulieren, da waren alle schon an Bord“. Es habe dann eine Zeit gedauert, da viele Gremien den Plänen zustimmen mussten. Nun gebe es bereits 38 ehrenamtliche Helfer, die schon eine Ausbildung durchlaufen haben und in den Startlöchern stehen.

Per Knopfdruck enthüllt

Zahlreiche Wünschewagen-Teams aus anderen Bundesländern und sogar aus der Schweiz waren zur Übergabe des Offenburger Wünschewagens gekommen. Vor der Oberrheinhalle beeindruckte die Flotte so manchen Gast der Veranstaltung. Der neue Offenburger Wagen war aber nicht darunter. Er stand in der Halle auf einer Bühne und wurde zunächst noch von einem Vorhang verdeckt. Die Vertreter der eingeladenen Wünschewagen-Teams hatten die Ehre, auf einen großen roten Knopf zu drücken, um den Offenburger Wünschewagen zu enthüllen.