Gab es eine versuchte Entführung eines Kindes im Kreuzerfeld in Rottenburg? Diese Nachricht kursiert aktuell in vielen Whatsapp-Gruppen und sozialen Medien. Die Quelle ist seriös, doch Polizei und Verfasser machen klar: An der Meldung ist nichts dran.
Der Screenshot der E-Mail wirkt echt. Der evangelische Kindergarten Christuskirche in Ergenzingen warnt darin, dass im Kreuzerfeld in Rottenburg versucht worden sei, ein Kind zu entführen. In der Mail heißt es: „Dies ist zum Glück nicht geschafft worden, weil sich das Kind wehren konnte. Die Polizei wurde informiert.“
Man wolle mit dieser Nachricht sensibilisieren, „besonders aufmerksam und wachsam zu sein, in der Hoffnung, nie in eine solche schlimme Situation zu geraten“.
Screenshot verbreitet sich wie ein Lauffeuer
Ob in Elterngruppen von Schule oder Fußball aus Rottenburg oder Horb – dieser Screenshot verbreitet sich aktuell wie ein Lauffeuer. Doch was ist an der Nachricht dran und stammt sie wirklich vom Ergenzinger Kindergarten?
Wenige Minuten vor dem Anruf unserer Redaktion hat auch die Pressestelle vom Polizeipräsidium Reutlingen Kenntnis von der kursierenden Nachricht erhalten. „Wir können allerdings sofort sagen: Eine versuchte Entführung eines Kindes in Rottenburg hat es nicht gegeben“, so der Polizeisprecher.
Kindergarten in Ergenzingen gibt Fehler zu
Wir kontaktieren den Kindergarten Christuskirche. Stammt die Nachricht tatsächlich aus der Einrichtung? „Ja, das stimmt. Aber das war ein Fehler unsererseits. Im Nachhinein ist man schlauer“, sagt die Verfasserin.
Die E-Mail sei ursprünglich nur an die Eltern des Kindergartens adressiert gewesen. „Dann hat jemand diese Nachricht gesreenshotet und geteilt. Das hätten wir nicht erwartet, dass das dann so die Runde macht.“
Wie kam es zu der Meldung?
Der Kindergarten berichtet: „Eine Mutter hatte über diesen angeblichen Vorfall an einer Schule in Rottenburg in einer Gruppe berichtet. Da die Frau uns bekannt ist und wir sie als vertrauenswürdig eingestuft habe, wollten wir unsere Eltern sensibilisieren, wachsam zu sein. Wir hatten die Infos schwarz auf weiß und die Mutter hatte beteuert, dass dieser Vorfall echt ist.“
Doch dann habe sich in einem Gespräch mit der Polizei herausgestellt, dass an dieser Meldung nichts dran gewesen sei. „Das ist eigentlich nicht unsere Art, sowas zu verbreiten. Wir haben kein Verbrechen begangen, wir wollten nur helfen. Die Intention war wohlwollend.“
„Wir haben in guter Absicht gehandelt“
Dass sich diese Nachricht regional so weiterverbreitet, schocke den Kindergarten. „So etwas werden wir in Zukunft sicher nicht mehr machen. Das ist ein Lerneffekt. Aber wir haben wirklich in guter Absicht gehandelt. Wir wollten einfach nur appellieren, in der heutigen Zeit die Augen offenzuhalten. Es ist schade, dass dann andere, die nichts mit dem Kindergarten zu tun haben, ungeprüft diese Nachricht teilen.“
Der Polizeisprecher warnt vor Panikmache: „Leider kursieren immer wieder solche Meldungen, an denen in den allermeisten Fällen nichts dran ist.“ Besondere Bekanntheit haben Meldungen über herumfahrende weiße Transporter.
Oftmals kommt es dann zu einer schnellen Aufklärung der Polizei, dass an den Meldungen zu versuchten Kindesentführung nichts dran ist.