Die angebliche Liebesaffäre macht dem französischen Präsidenten Hollande und Frankreich zu schaffen. Seine politischen Ankündigungen treten in den Hintergrund.
Die angebliche Liebesaffäre macht dem französischen Präsidenten Hollande und Frankreich zu schaffen. Seine politischen Ankündigungen treten in den Hintergrund.
Paris - Im Elysée-Palast, dem Pariser Zentrum der Macht, sind die Hausherren nicht automatisch Vorzeigefamilienväter. Jetzt sorgen Enthüllungen über eine angebliche Liaison des französischen Präsidenten mit der Schauspielerin Julie Gayet für Aufregung. Für seine Pressekonferenz hat sich François Hollande vorgenommen, über Wirtschaftspolitik zu reden, stattdessen muss er mit persönlichen Fragen rechnen.
Ein banaler Satz war es, der von Nicolas Sarkozys erster Neujahrs-Pressekonferenz im Amt des Präsidenten 2008 hängen blieb und den er jahrelang nicht mehr loswurde: „Mit Carla ist es etwas Ernstes.“ Er konnte es sich nicht verkneifen, den Hunderten Journalisten sein neues Liebesglück mit dem Ex-Model Carla Bruni kundzutun wie ein verknallter Teenager. Diese als peinlich empfundene Inszenierung als „People-Präsident“ wird Sarkozy bis heute vorgeworfen. Um sich abzuheben, versprach sein Nachfolger Hollande, die Bürger nicht mit seinen Privatgeschichten zu behelligen.
Nun durchkreuzen die Enthüllungen über seine angebliche Affäre mit der 41-jährigen Schauspielerin Julie Gayet durch das Klatsch-Magazin „Closer“ diese Absicht. Und wenn Hollande heute die traditionelle Neujahrs-Pressekonferenz gibt, geraten die eigentlich vorgesehenen Themen in den Hintergrund, nämlich der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit von 11,1 Prozent und die hohe Staatsverschuldung.
Lediglich Verletzung der Privatsphäre beklagt
Bei seiner Neujahrsansprache warb er für einen „Pakt der Verantwortung“, den Beobachter als ideologische Wende deuten hin zu einem „sozialliberalen“, unternehmerfreundlichen Kurs. Dass er als Sozialist Steuern senken und in diesem Jahr die staatlichen Ausgaben um 15 Milliarden Euro senken will, fordert vor allem seine Parteilinke heraus. Zudem wird der Gesellschaft Reformbereitschaft abverlangt, und es geht natürlich auch um das Vertrauen in den Präsidenten. Die Spekulationen über seine Frauengeschichten drohen nun jede politische Botschaft zu überlagern.
Statt ein glasklares Dementi zu verkünden, hat er lediglich die Verletzung seiner Privatsphäre beklagt. Doch auch seriöse Medien erwarten eine Klarstellung des Status seiner Lebensgefährtin Valérie Trierweiler, die als Première Dame über einen Mitarbeiterstab verfügt, der die Steuerzahler immerhin knapp 20.000 Euro pro Monat kostet. Am Wochenende wurde bekannt, dass die 48-Jährige „stark mitgenommen“ ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Der Zeitung „Le Parisien“ sagte eine Freundin, sie sei völlig niedergeschlagen nach einem Geständnis Hollandes: „Natürlich kannte sie die Gerüchte. Sie wollte einfach glauben, dass sie falsch sind.”
Dass sie und Hollande nicht verheiratet sind, macht die Lage noch prekärer. Trierweiler ist Mutter dreier Söhne aus einer vorherigen Ehe. Die Journalistin war zunächst Hollandes Geliebte, als dieser noch offiziell mit der früheren Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal liiert war, mit der er vier Kinder hat. Nach ihrer Wahlniederlage gegen Sarkozy 2007 trennte sie sich von ihm – seiner Untreue wegen.
Affäre ist Privatsache, finden viele Franzosen
Widerfährt Trierweiler nun dasselbe? Offenbar hatten die Paparazzi von „Closer“ eine Wohnung in der Nähe von Gayets Apartment angemietet, um die heimlichen Treffen zu dokumentieren. Die Fotoserie zeigt beide nie zusammen, doch sieht man Gayet und einen Mann dasselbe Gebäude betreten oder verlassen, der einen Motorradhelm trägt und der Präsident sein soll, begleitet von einem Bodyguard. Sein Roller stammt aus der Flotte des Elysée-Palasts.
Hielten sich Hollandes politische Gegner zunächst mit Kritik zurück, warnte nun Oppositionsführer Jean-François Copé vor einer „Beschädigung des Präsidentenamts“.
77 Prozent der Franzosen sagen allerdings, bei der Affäre handle es sich um eine Privatsache. Sie unterscheiden zwischen Politik und Privatleben, sagt der Meinungsforscher Frédéric Dabi. „Von ihrem politischen Personal fordern sie Ergebnisse.“ Hier könnte das eigentliche Problem liegen.