Austausch in der Dammenmühle: An den Diskussionen mit Genossen und Gästen am SPD-Stammtisch nahmen unter anderem Sino Boeckmann (links) und Diana Frei (rechts) teil. Foto: Lienhard

Um über die vergangene Bundestagswahl zu diskutieren, lud die Lahrer SPD zum offenen Stammtisch in die Dammenmühle. Rund 30 Genossen und Besucher sprachen über das Abschneiden der AfD und darüber, wie man wieder mehr Menschen erreichen kann.

Das starke Ergebnis der AfD und das historisch schlechte Abschneiden der Sozialdemokraten – zu diskutieren gibt es bei der SPD zurzeit einiges. Sino Boeckmann, Vorsitzender des Lahrer Ortsvereins der SPD, freute sich am Dienstagabend über rund 30 Stammtischbesucher. Eigentlich wollte auch Bundestagsabgeordneter Johannes Fechner kommen. Wegen der Abstimmung zum Schuldenpaket im Bundestag und den Sondierungsgespräche mit der CDU hatte er aber abgesagt.

 

Insgesamt wolle man als SPD Lahr das kommunikative Element wieder aufrollen und mehr Stammtische und Bürgerbegegnungen anbieten, so Boeckmann. In der Planung seien auch parteiübergreifende Spielplatz- und Quartierfeste. Denkbar sei auch ein regelmäßiger Austausch mit der Gemeinderatsfraktion, um Fragen zu aktuellen Themen zu stellen.

„Ich nehme Lahr eher ein wenig konservativ wahr“, so Boeckmann. Zwar hätte es bei der Bundestagswahl 2021 noch einige SPD-Hochburgen gegeben. Diese habe man aber verloren. Nach den positiven Erfahrungen an Infoständen habe man sich ein anderes Ergebnis erhofft. Im Nachgang der Wahl und dem starken Abschneiden der AfD sei der Blick schnell zu den Russlanddeutschen beziehungsweise Spätaussiedlern gegangen. „Das ist definitiv zu kurz gegriffen“, findet Boeckmann. Man müsse das Ergebnis gesamtgesellschaftlich sehen.

Letztlich hadere man trotz der guten politischen Arbeit in Lahr mit der „Berliner Luft“, wie Boeckmann erklärt. Vieles, was vor Ort geschehe, komme bei vielen nicht an. Vielleicht habe man sich im Wahlkampf auch zu sehr auf die Stadtmitte konzentriert. Es gelte, auch in den Quartieren mehr mit den Menschen zu sprechen, so Boeckmann.

Ampel hat laut Diana Frei bei vielem überzeugt

Er sieht auch die Stadtverwaltung in der Verantwortung, sich nicht nur auf einzelne Quartiere mit einer Form der Gemeinwesensarbeit zu konzentrieren. Man müsse aus der Stadt heraus die Stadtgesellschaft wieder mitnehmen. So sollten beispielsweise Straßenfeste erleichtert werden.

Diana Frei, SPD-Stadträtin und Ortsvorsteherin von Mietersheim, betonte die Bedeutung der Kommunikation. Doch das Gegenüber müsse auch offen für das Gespräch sein. Wer am SPD-Stand Halt mache, sei in der Regel wohlwollend gegenüber den Genossen. Man müsse im Gemeinderat überzeugen und sichtbar sein, doch auch im Land- und Bundestag müsse die SPD-Politik sichtbar sein. Frei habe manchmal das Gefühl, dass sich die Parteien nicht mehr so gekonnt voneinander abheben. Wer unzufrieden sei, werde vom „leidigen blauen Lager“ abgegraben. Die AfD profitiere oft davon, dass andere Parteien nicht liefern oder ihre Erfolge nicht an den Mann bringen können. „Die letzte Regierung war in vielen Dingen gut und überzeugend“, so Frei.

Von anderer Seite war etwa zu hören, dass einige Bevölkerungsgruppen unter sich bleiben und so nur schwer angesprochen werden können. Auch wurde bemängelt, dass etwa Gewerkschaften und Kirchen Mitglieder verlieren und das Gefühl der Solidarität mit guten Einrichtungen verloren ginge. Auch über einen potenziellen Tik-Tok-Kanal der Lahrer SPD wurde diskutiert.

Haustürwahlkampf ist wichtig für die Zukunft

Genosse Kai Schrödinger-Klings betonte die Bedeutung des Haustürwahlkampfs. Man könne vor Ort die politische Weltlage nicht beeinflussen, ebenso wenig die Wahl des Spitzenkandidaten. Man müsse auf effiziente und effektive Methoden setzen – auch wenn das von dem abweiche, was man seit Jahrzehnten tue: „Mit Stammtischen und Wahlkampfständen erreichen wir einen ganz erheblichen Anteil der Bürger nicht mehr.“ Er habe den Eindruck, dass CDU-Bundestagskandidat Yannick Bury und sein Wahlkampfteam in erheblich größerem Umfang auf den Haustürwahlkampf gesetzt hätten. Die AfD habe das mit den Echokammern der Sozialen Medien nicht nötig gehabt.

Schrödinger-Klings betonte, dass die SPD die progressive Kraft in Deutschland sei, die in allen wesentlichen Fragen die richtigen Antworten parat habe. In diese Kerbe schlug auch Marc Arias-Siehl: 80 Prozent der Deutschen wählten nicht die AfD. „Wir müssen unser Profil stärken, dass wir die antifaschistische Partei Nummer Eins sind.“

Nächstes Treffen

Der Stammtisch findet das nächste Mal im April statt, voraussichtlich in der Dammenmühle. Dann soll es um die Themen Wohnen und Mietspiegel gehen, wie Schrödinger-Klings ankündigte.