Erst forderten die Anwohner der Sonnenhalde in Heumaden eine Verkehrsberuhigung. Weil dieser Parkflächen zum Opfer fielen, folgte nun die nächste Unterschriftensammlung.
Oberbürgermeister Florian Kling hatte wohl gedacht, er habe den Bewohnern in der Sonnenhalde einen Gefallen getan. Dort wurde wegen einer Kanalbaumaßnahme auch der Straßenbelag saniert. In dem Zuge sammelten Anwohner im Februar Unterschriften. Die Unterzeichner sprachen sich für Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung aus. Das Ziel: weniger Lärm und mehr Sicherheit für spielende Kinder. In der Sonnenhalde gilt bereits Tempo 30. Zudem ist sie eine Sackgasse – logischerweise ohne Durchgangsverkehr.
Die Stadt schlug zwei Maßnahmen vor: Erstens sollten Parkplätze markiert und das Parken außerhalb dieser Flächen verboten werden. Das wurde mittlerweile umgesetzt. Der Bauhof malte die Linien auf den Asphalt. Das entsprechende Schild steht. Zweitens sollte die Fahrbahn durch Gabionen verengt werden. Die Logik dahinter: Die Autos müssen den kleinen Hindernissen ausweichen, die Spur wechseln und dadurch ihr Tempo reduzieren. Die Stadt orientierte sich bei der Idee an den schon bestehenden Gabionen in der Vogteistraße unterhalb des Landratsamtes.
Doch diese zweite Maßnahme wurde noch nicht umgesetzt. Denn nach der Umsetzung des ersten Teils meldeten sich wiederum Anwohner zu Wort und sammelten Unterschriften. Durch die Linien stünden nun weniger Parkplätze als vorher zur Verfügung, so die Gruppe. Besonders bemerkenswert: Teilweise haben dieselben Personen auf beiden Listen unterschrieben.
Nun beschäftigte sich der Heumadener Bezirksbeirat mit der Angelegenheit. Wobei es dort eher zu einem Zwiegespräch zwischen OB Kling und den Anwohnern der Sonnenhalde kam. Etwa 50 Anwohner besuchten die Sitzung. Kling erklärte zu Beginn, dass die Verwaltung darüber nachgedacht habe, wie sie beide Seiten unter einen Hut bringen könnte. Aber der Verwaltung sei nichts anderes als der vorliegende Vorschlag eingefallen. Auch weil gewährleistet bleiben müsse, dass Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr an den parkenden Autos vorbeikommen.
Konzept funktioniert nicht
Ein Anwohner erklärte Kling, dass die eingezeichnete Flächen kein Hindernis für die Autos seien. Der Verkehr werde dadurch nicht langsamer. Ein anderer warnte vor den Gabionen. Beim Landratsamt glichen diese „Müllhalden“. Ein weiterer Mann beschwerte sich, nie über die Pläne informiert worden zu sein. Vor der Ausweisung des Parkverbots habe es nie Probleme gegeben, sagte ein Anwohner. „Ich fühle mich verschaukelt“, so der Mann.
Emotionale Anwohner
Manche wurden in ihrer Kritik emotionaler. „Für mich ist das ohne Worte“, sagte ein Mann der in der Sonnenhalde sein Gewerbe betreibt. Kunden könnten nun nicht mehr bei seinem Haus parken, beschwerte er sich. Ein weiterer Anwohner bemängelte, dass er seinen Hänger nicht vor seinem Hof parke dürfe. „Sie beschneiden mich in meiner Immobilie“, sagte er zum OB. Kling entgegnete, dass die Straße vor seinem Haus ja nicht dem Mann gehöre, sondern der Stadt.
„Wieviel ist ihnen die Sicherheit unserer Kinder wert?“, fragte ein junger Vater den OB. Er sah seine Kinder immer noch von Rasern bedroht. Diese Frage erzürnte Bezirksrätin Renate Mouco. Sie sei in der Kinderbetreuung aktiv, sagte Mouco. Und man müsse Kindern eben beibringen, nicht einfach auf die Straße zu laufen. Da es sich um eine Anwohnerstraße und Sackgasse handelte, kam Kling zu folgender Feststellung: „Die Raser sitzen hier im Publikum“. Das führte zu Raunen. Rasen würden vor allem Besucher, hieß es aus der Gruppe.
Rechtliche Probleme
Die Anwohner brachten viele Vorschläge ein, um das Tempo in der Sonnenhalde zu reduzieren, ohne Parkplätze zu verlieren: Schwellen auf der Straße, Zebrastreifen, Piktogramm auf dem Boden, einen stationären Blitzer. Kling erklärte, dass diese Maßnahmen zu teuer oder verkehrsrechtlich nicht zulässig seien. Und die Feuerwehr müsse immer durchkommen. Florian Kling bezweifelte auch, dass Raser in der Straße ein ernsthaftes Problem seien. Die Erfahrung zeige, dass objektive Messungen solche subjektiven Eindrücke so gut wie nie bestätigten.
Alles zurück auf Anfang
„Die Stadt hat es gut gemeint, aber nicht das beabsichtigte Ergebnis erreicht“, stellte ein Anwohner fest. Und nach eineinhalb Stunden Diskussion einigten sich Kling und die Anwohner auf eine simple Lösung. Das Parkverbot wird aufgehoben, die Lininen auf dem Boden kommen weg, die Gabionen werden abbestellt, vier Tempo-30-Schilder werden aufgestellt. Die Schilder würden nichts bringen, war Kling überzeugt. Die Anwohner wollen zusammenlegen und eine digitale Geschwindigkeitsmesstafel kaufen.
Doch der OB warnte: Wenn nicht ausreichend Platz für Feuerwehrfahrzeuge bleibe, würden die Autos abgeschleppt. „Sonst verbrennen Sie in ihren Häusern“, wurde er drastisch. In den letzten 40 Jahren habe es doch auch funktioniert, sagt eine Frau darauf. Da waren die Feuerwehrautos auch noch kleiner, entgegnete Kling.