Die Fastenzeit ist eine Vorbereitung auf Ostern: Sie hilft, sich aufs Wesentliche im Leben zu konzentrieren. Für Christen ist das auch ihr Glaube. Foto: © artpluskr - stock.adobe.com

Drei Pfarrer erklären, was ihnen das Fasten bedeutet und ob es in ihren Gemeinden eine Rolle spielt.

In vielen Religion spielt das Fasten eine wichtige Rolle. Worum es für Christen beim Fasten geht und auf was sie verzichten, das berichten die Pfarrer Matthias Weingärtner (Bad Herrenalb), Emanuel Ruccius-Rathgeber (Höfen a.d. Enz) und Erich Hartmann aus Calw.

 

Um was geht es beim Fasten?

„Um bewussten Verzicht“, erklärt der Calwer Dekan Erich Hartmann. „In Zeiten, in denen wir trotz Krieg und Krisen in unserem Land in einem ungeheuren Überfluss leben und doch der überwiegende Teil der Menschen aus einer ungeheuren Fülle schöpfen kann, kann es auch gut tun, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.“

Als „Change of Heart“ beschreibt Emanuel Ruccius-Rathgeber den Kern des Fastens. Der Höfener Pfarrer meint damit, sich loszulösen von den „Zeitfressern und Seelenfressern im Leben“ und sich dem zuzuwenden, was wirklich trägt im Leben. Für ihn bedeutet das, sein Herz zu öffnen für Gott, für Mitmenschen und Gottes Schöpfung.

Matthias Weingärtner, katholischer Pfarrer in Bad Herrenalb und zuständig für die Seelsorgeeinheit Calw-Bad Liebenzell, formuliert es ähnlich. Die Fastenzeit sei die Vorbereitung auf Ostern. Was meine, die Beziehung zu seinem Inneren, zu Gott und zu seinen Mitmenschen bewusst wahrzunehmen und sich zu besinnen – aufs Wesentliche. Oder, wie es Ruccius-Rathgeber knapp erklärt: Fasten sei „Spiritual Detox.“

Spielt Fasten in den Kirchengemeinden noch eine Rolle?

Offenbar. Dekan Hartmann berichtet von Gemeindemitgliedern, die sich an der Fastenaktion der evangelischen Kirche, „7 Wochen ohne“, beteiligen. „Dabei geht es darum, sich von Abhängigkeiten zu trennen, die sich im Alltag eingeschliffen haben und den Blick aufs Wesentliche verdecken können“, erklärt der. Dieses Jahr lautet das Motto: „Leuchten – sieben Wochen ohne Verzagtheit.“ Das findet Erich Hartmann „ungeheuer mutig“. Denn wer wolle nicht verzagen angesichts des Krieges in der Ukraine oder des Erdbebens in der Türkei und Syrien?

Auch Matthias Weingärtner weiß aus Gesprächen in seiner Seelsorgeeinheit, „dass es doch immer wieder genügend Menschen in den Gemeinden gibt, denen das Fasten in der Fastenzeit wichtig ist, wenngleich sicher nicht für alle“.

Was fasten eigentlich Pfarrer?

Emanuel-Ruccius Rathgeber sieht die Fastenzeit nicht als „7 Wochen ohne“, sondern als „7 Wochen mit“ an – deshalb will er sich bewusst Zeit nehmen für Gott und anderes dafür lassen. Er wolle wieder mit Meditieren anfangen und im Gebet auf Gott hören. „Dafür will ich auf Zeit am Smartphone verzichten und soziale Medien fasten, zumindest versuche ich es.“

Dekan Hartmann will „versuchen, sieben Wochen ohne Schwarzmalerei auszukommen – in all den schwierigen Krisen und Herausforderungen dieser Tage den Mut nicht zu verlieren, Zuversicht zu behalten und Hoffnung zu vermitteln“ – sich und anderen.

„Da gibt es mehrere Dinge, auf die ich zum Teil ganz verzichte oder sie stark reduziere: Fleisch, Alkohol, Fernsehen, Internet, Handy“, zählt Pfarrer Weingärtner auf, der seit Jahrzehnten fastet. Dass es guttut, davon ist er „zutiefst überzeugt“. „Fasten hat etwas Befreiendes.“

So lange dauert die Fastenzeit

40 Tage dauert die Fastenzeit. Dabei ist das, so heißt es auf katholisch.de, eher eine symbolische denn eine mathematische Größe. So fastete etwa Jesus 40 Tage lang in der Wüste, bevor er sein Wirken begann, wie es im Matthäus-Evangelium beschrieben wird. Beginn der Fastenzeit ist an Aschermittwoch. Sie dauert bis Gründonnerstag. Allerdings wird auch am Karfreitag sowie am Samstag gefastet. Von Aschermittwoch bis Ostersonntag sind es 47 Tage, allerdings gelten die sechs Sonntage dazwischen nicht als Fastentage.