Ein Fall von gefährlicher Körperverletzung ist vor dem Wolfacher Amtsgericht verhandelt worden. Quelle: Unbekannt

Ein Mann soll mit einem Fahrradschloss eine Gruppe Jugendlicher angegriffen haben. Dieser hält dagegen, die Jugendlichen hätten ihn übel zugerichtet. Das Amtsgericht will weitere Zeugen vernehmen.

Wolfach - Hat er sie angegriffen oder nicht? Eine gefährliche Körperverletzung ist am Mittwoch beim Wolfacher Amtsgericht verhandelt worden. Der Angeklagte soll Ende Mai 2020 auf dem Hausacher Kinzigdamm Jugendliche mit einem Fahrradschloss – oder einem ähnlichen Gegenstand – angegriffen haben. Er sieht sich von der Opfer- in die Täterrolle gedrängt: Er wurde selbst schwer verletzt.

"Dann sind schnell die Lichter ausgegangen"

Der damals 62-Jährige war kurz nach 22 Uhr mit dem Fahrrad auf dem Kinzigdamm unterwegs, als er stürzte. Wie er am Mittwoch erklärte, habe eine Gruppe Jugendlicher den Weg versperrt. Er habe durch lautes Rufen auf sich aufmerksam gemacht, woraufhin die Gruppe wenig Platz machte und ein Fahrrad auf den Weg gelegt habe. Er sei mit Schwung über dieses Fahrrad gefahren, wodurch er stürzte. Danach habe er sein eigenes Rad abgestellt. "Ich habe den Fehler gemacht, dann zurück zu den Jugendlichen zu gehen", sagte er. Er habe sie zur Rede stellen und ihnen klarmachen wollen, dass diese Aktion gefährlich gewesen sei. Dabei habe er wohl gefuchtelt oder geschrien, aber dann seien auch schnell "die Lichter ausgegangen". Ein Fahrradschloss besitze er gar nicht, führte er aus.

Noch immer mit den Folgen zu kämpfen

Die Folgen für den Mann: Seit zwei Jahren hat er nahezu jeden Tag mit Schmerzen zu kämpfen. Unter anderem erlitt er eine Platzwunde am Kopf, drei Kieferbrüche und einen Zungenbeinbruch. Er sei mehrmals bewusstlos gewesen und wieder aufgestanden, woraufhin die Jugendlichen ihn wiederum geschlagen hätten.

Zeugenaussagen sind teils widersprüchlich

Die ersten drei Zeugen waren selbst Teil der fraglichen Gruppe. Sie sagten aus, der Angeklagte sei am Fahrrad eines der Jugendlichen hängengeblieben beziehungsweise hätte ihm einen Tritt versetzt. Er sei einige Meter hinter der Gruppe ohne deren Zutun gestürzt, sei dann aber auf sie zugelaufen und die Situation sei eskaliert. Zumal er noch einmal zum Fahrrad zurücklief und den Gegenstand holte, mit dem er dann einige der Zeugen verletzt haben soll. Auf Nachfrage von Richterin Ina Roser berichtete einer der Zeugen, jemand aus der Gruppe habe dem Angeklagten das Schloss abgenommen. Wo es geblieben ist, konnte aber niemand sagen. Die Zeugenaussagen widersprachen sich in einigen Details; so war einmal von einer Gruppe von zehn bis 15 Jugendlichen die Rede, dann von fünf bis sechs. Dass es zumindest einen Schlag gegen den Angeklagten gab, ist klar – das hatte der Verantwortliche im Zeugenstand selbst zugegeben.

Verbleib des vermeintlichen Fahrradschlosses unklar

Zwei Zeugen, die das Geschehen von der anderen Kinzigseite beobachtet hatten, gaben ebenfalls an, der Angeklagte sei mit einem Gegenstand auf die Gruppe zugelaufen. Unklar blieb aber auch hier, ob es sich wirklich um ein Fahrradschloss handelte oder etwas Anderes; oder ob die Jugendlichen den Mann möglicherweise provoziert haben. Der letzte Schlag sei jedoch "sehr stark" gewesen, sagten beide aus: Der Angeklagte sei zu Boden gegangen. Einer der Zeugen gab zudem an, er habe gesehen, wie die Jugendlichen den Mann mehrmals gepackt und gestoßen hätten.

"Sehr starker" Schlag gegen den Angeklagten

Heftiger Wortwechsel

Von einem heftigen Wortwechsel berichtete ein weiterer Zeuge. Auf dem Weg zu einer Bankfiliale habe er mitbekommen, wie die Gruppe den Mann beleidigt habe. Zudem sei einer der Jugendlichen auf den Angeklagten zugeschritten, andere hätten seiner Wahrnehmung nach versucht, die Situation zu deeskalieren. Als der Zeuge zurückkam, habe der Angeklagte schon vor Schmerzen schreiend auf der Bank gesessen. Einen Schlag habe er nicht gesehen. Dafür berichtete er von zwei merkwürdigen Begebenheiten, während Rettungsdienst und Polizei vor Ort waren. Eine ihm unbekannte Person habe unbedingt wissen wollen, was passiert sei. Wenig später kam eine weitere Person auf ihn zu, die versucht habe, die ganze Sache herunterzuspielen. Ob der Angeklagte bereits verletzt gewesen sei, als er ihn zum ersten Mal gesehen hat, konnte der Zeuge nicht sagen: "Er hat mit dem Rücken zu mir gestanden, da war nichts zu erkennen."

Verhandlung wird fortgeführt

Das Amtsgericht Wolfach will noch weitere Zeugen vernehmen. Für Ende Januar ist ein weiterer Verhandlungstermin angesetzt.