Ein verheirateter Mann und Familienvater beginnt eine Beziehung zu einer jüngeren Frau und wirft ihr vor, ihn zu betrügen. Foto: terovesalainen_AdobeStock.com

"Er war meine erste große Liebe", sagt die junge Frau aus einem Ortsteil Bisingens über den Mann, der in ihrer Wohnung randalierte, ein Sofa zerschnitt und gegen den Fernseher trat. Es war das endgültige Aus einer komplizierten Liebesbeziehung.

Bisingen/Hechingen - Es waren die Nachtstunden im Frühling vergangenen Jahres, als ein Mann ganz offensichtlich komplett die Nerven verloren hat. Und das so sehr, dass die Staatsanwaltschaft die "öffentliche Relevanz" der Geschichte über gebrochene Herzen, Gewalt und Liebe feststellen musste. Diese Woche hat das Amtsgericht Hechingen diese aufgerollt.

Der über 50-jährige Mann soll in der Wohnung seiner Ex-Freundin randaliert haben, und nicht nur das: Er soll sie am Hals gepackt und an die Wand gedrückt haben, einem Mann, der sich ebenfalls in der Wohnung aufhielt, hätte er eine tiefe Schnittverletzung im Gesicht zugefügt; das Sofa zerschnitten und brüsk gegen den Fernseher getreten – so die Vorwürfe. Und auch das noch: Kinder schliefen und wachten auf, lautes Getöse weckte sie aus der Nachtruhe.

Affäre mit jüngerer Frau

Die Situation hat bei der Ex-Freundin einen spürbaren Eindruck hinterlassen: "Ich kann bis heute nicht richtig schlafen", auch die Kinder nicht, die sich auch jetzt noch fürchteten. Woher sie den Randalierer kannte? "Er war meine erste große Liebe", berichtete sie als Zeugin. Während der Ausbildung habe sie den damals schon verheirateten Mann und mehrfachen Vater kennen und lieben gelernt. Eifersüchtig sei er schon damals gewesen, doch das endgültige Aus war es nicht.

Einige Zeit später seien die beiden wieder zusammengekommen. Die Frau: "Ich habe gedacht, es könnte funktionieren." Doch der Mann scheint seine Eifersucht nicht abgelegt zu haben. Die Frau meinte, hinter der Heizung habe der noch immer verheiratete Mann eine Wanze versteckt. Er soll ihr vorgeworfen haben, sie betrüge ihn. Ganz offensichtlich hat diese Beziehung wieder nicht funktioniert, weshalb die Frau einen Schlussstrich zog.

Der zweite Mann

Schon zuvor hatte sie jedoch einen weiteren Freund, von dem sie sich zwischenzeitlich ebenfalls getrennt hatte. Dieser war zum Tatzeitpunkt in der Wohnung, weil er hoffte, die Beziehung doch noch retten zu können. Und ausgerechnet in diesem Moment schaut der verheiratete Ex-Freund vorbei, um seine Kleider zu holen. Über das, was danach passiert ist, widersprechen sich die Aussagen der Zeugen. Die Frau berichtete, er habe sie am Hals gepackt und gegen die Wand gedrückt. Im Verlaufe der Handgreiflichkeiten soll er gesagt haben: "›Wenn ich Dich nicht haben kann, dann keiner.‹"

Der ebenfalls in der Wohnung bereits zuvor anwesende Mann berichtete über den gewalttätigen, drohenden Auftritt des Eindringlings und der Angeklagte selbst fühlt sich missverstanden. Er meinte, seine Ex habe ihn mit ihrem neuen Freund bewusst betrogen. Ausgerechnet nachdem er sich um sie gekümmert habe, Miete bezahlt, ein Sofa und einen Fernseher gekauft hatte, trennt sie sich von ihm – so seine Theorie. Seine Interpretation der Lage: Er sei doch das Opfer – so könnten Beobachter seine Aussage zusammenfassen.

Wie diese vielleicht nicht ganz alltägliche Liaison für die Beteiligten ausgegangen ist? Zuerst zum neuen Freund der Frau, der zum Tatzeitpunkt bei ihr war: Ihm ist es nicht gelungen, die Frau zurückzugewinnen.

Angeklagter muss ins Gefängnis

Und der Angeklagte? Er hat sich wieder mit seiner Frau versöhnt, wohnt inzwischen auch wieder mit ihr zusammen. Seine außereheliche Liebesgeschichte endet für ihn jedoch nicht mit einem Happy-End: Ein Jahr und zwei Monate muss er hinter Gitter. Was in der Gefühlswelt der Beteiligten vor sich ging, konnte das Gericht natürlich nicht klären. Allerdings sah das Gericht die Vorwürfe der gefährlichen und vorsätzlichen Körperverletzung, Beleidigung und Sachbeschädigung als erwiesen an. Mit dem zweiten Ex-Mann schloss der erste einen Vergleich: Ihm muss der Randalierer mehrere Tausend Euro wegen des Schnitts im Gesicht in Raten zahlen.