Ein Todesschütze streckt in Washington zwölf Menschen nieder, bevor er im Gefecht mit der Polizei erschossen wird. Mit einem gültigen Ausweis konnte er das schwer bewachte Gebäude betreten und das Feuer eröffnen. Foto: dpa

Der Schock in Washington sitzt tief: Nicht weit vom Weißen Haus entfernt hat ein Mann auf einem Gelände der US-Marine zwölf Menschen erschossen. Die Polizei identifiziert ihn als ehemaligen Reservisten, der schon früher auffällig geworden war.

Washington - Der Todesschütze, der das Blutbad in einem Kommandozentrum der US-Marine in Washington angerichtet hat, war nach Erkenntnissen der Ermittler ein Einzeltäter. „Wir haben die einzige und alleinige Person, die für den Verlust der Leben verantwortlich ist“, sagte die Washingtoner Polizeichefin Cathy Lanier am Montagabend (Ortszeit). Die Polizei identifizierte den Todesschützen als den 34-jährigen Aaron Alexis aus Texas, einen ehemaligen Reservisten, der für eine Auftragsfirma der Marine arbeitete und deshalb Zugang zu dem schwer bewachten Gelände hatte. Dort hatte er am Montag zwölf Menschen getötet, bevor er selbst erschossen wurde.

Die Hintergründe der Tat sind weiter unklar, Hinweise auf einen Terroranschlag gibt es nicht. Die Polizei fahndete nach der Tat zunächst nach einem möglichen Komplizen in Militäruniform. Inzwischen ist sie aber davon überzeugt, dass Alexis keine Mittäter hatte.

US-Präsident Barack Obama sprach den Angehörigen sein Beileid aus, ließ die Flaggen auf Halbmast setzen und forderte eine umfassende Aufklärung. Es werde alles getan, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, versicherte er.

Die Polizei veröffentlichte inzwischen Fotos des Täters, der bereits polizeibekannt war. Schon im September 2010 sei er wegen illegalen Waffengebrauchs in Washington festgenommen worden, berichtete der Sender NBC. Nach Angaben seines Vaters war er nach den Anschlägen vom 11. September 2001 als Retter im Einsatz und soll an einer Art posttraumatischen Belastungsstörung gelitten haben.

Schon vor der Tat war der Schütze auffällig geworden

Der ehemalige Reservist der Marine war am Montag schwer bewaffnet in das Kommandozentrum der Navy gestürmt und hatte das Feuer auf die Mitarbeiter eröffnet. Insgesamt starben 13 Menschen bei der Attacke, darunter auch der Schütze, den die Polizei am Ende niederstreckte. Acht Menschen erlitten Verletzungen, wie Washingtons Bürgermeister Vincent Gray mitteilte. Unter den Opfern im Alter zwischen 46 und 73 Jahren sind nach Angaben von Polizeichefin Lanier keine aktiven Marinesoldaten, sondern Zivilangestellte und private Auftragnehmer.

Der Täter war bis zum Januar 2011 aktiver Reservist und arbeitete zuletzt als privater Auftragnehmer für die Marine. Er besaß einen gültigen Ausweis für das Marine-Gelände, auf dem mehr als 10 000 Menschen arbeiten. Nach einem CNN-Bericht hatte er ein Sturmgewehr, ein weiteres Gewehr sowie eine Pistole bei sich. Medienberichten zufolge konnte er die strengen Sicherheitskontrollen am sogenannten Navy Yard wegen seines Ausweises trotz seiner Waffen passieren. Laut CNN wurde sein Ausweis im September 2012 ausgestellt und erst im Juli verlängert.

Schon vor der Tat war der Schütze auffällig geworden. 2010 soll er in seiner Wohnung geschossen haben. 2004 zerschoss er die Reifen eines geparkten Autos, was der Schütze in eigenen Worten später als „Blackout“ beschrieb, wie die Polizei Seattle im US-Westküstenstaat Washington mitteilte. Nach Angaben seines Vaters hatte er Probleme damit, seine Wutausbrüche unter Kontrolle zu bringen.

In den USA weckte der Fall Erinnerungen an den Amoklauf auf dem US-Militärstützpunkt Fort Hood in Texas. Dort erschoss im November 2009 der muslimische US-Militärpsychiater Nidal Hasan 13 Menschen, Dutzende wurden verletzt. Der 43-Jährige wurde dafür im vergangenen Monat von einer Militärjury zum Tode verurteilt.