Hunderte Menschen sind am Sonntagabend im nordbadischen Dossenheim (Rhein-Neckar-Kreis) zu einer Trauerfeier für die Opfer und Verletzten des Amoklaufs gekommen. Foto: dpa

Er tötete zwei Menschen und verletzte fünf schwer: Nach dem Amoklauf eines 71-Jährigen im nordbadischen Dossenheim sind am Sonntag die Hinterbliebenen zu einem Gedenkgottesdienst zusammengekommen. Die Familie des Täters zeigt sich „zutiefst traurig und betroffen“.

Dossenheim - Nach dem Amoklauf im nordbadischen Dossenheim mit drei Toten hat die Familie des Täters um Verzeihung gebeten. „Wir können uns nur aus tiefstem Herzen für das Leid entschuldigen“, heißt es in einer schriftlichen Erklärung aller Familienmitglieder. Ein Seelsorger der Feuerwehr hatte die Botschaft in ihrem Auftrag am Sonntagabend bei einem Trauergottesdienst vorgetragen. Darin teilen die Angehörigen mit, sie seien „zutiefst traurig und betroffen“ von der Tat.

Ein 71 Jahre alter Sportschütze hatte am Dienstag in einer Vereinsgaststätte bei einer Versammlung von Wohnungseigentümern zwei Menschen getötet und fünf schwer verletzt. Am Ende erschoss er sich selbst.

Hunderte Menschen waren zu dem ökumenischen Gottesdienst gekommen. Um möglichst vielen Platz zu geben, hatte die Gemeinde im Vorraum und in den Seitenschiffen der Kirche zusätzliche Stühle aufgebaut.

Angehörige des Täters sehen sich selbst als Opfer

Die Angehörigen des Täters betonten in ihrer Erklärung, auch sie selbst sähen sich als Opfer. Sie wohnen nach eigenen Angaben seit mehr als 30 Jahren in Dossenheim. Es sei ihnen daher eine „Herzensangelegenheit“ dort auch weiter leben zu können.

Während der Trauerfeier wurden mehrere Kerzen angezündet - eine davon explizit auch für den Täter und seine Hinterbliebenen. „Wir werden sie nicht alleine lassen“, betonte der evangelische Pfarrer. Zugleich betonte er, die Gemeinde sei „aufgewühlt, traurig, erschrocken, voller Fragen“.

Die Bluttat in dem 12.000-Einwohner-Ort bei Heidelberg hatte bundesweit nicht nur für Bestürzung gesorgt, sondern auch eine Debatte über schärfere Waffengesetze ausgelöst. Nach Angaben der Heidelberger Staatsanwaltschaft hatte der Sportschütze aus Wut gehandelt: Er fühlte sich bei den Nebenkosten von den Miteigentümern der Hausgemeinschaft betrogen.