Just zur selben Zeit, als die Welt mit Bangen die Ereignisse in Nahost und die iranischen Reaktionen verfolgte, befasste sich am Dienstagabend die Hechinger Amnesty-Gruppe im Bildungshaus St. Luzen in Hechingen mit der Menschenrechtssituation in jenem Land.
Eine stattliche Zahl Interessierter war dabei. Die Lesung unter dem Titel „Frau – Leben, Freiheit, Frauen im Iran“, wurde eröffnet mit der Lesung eines Briefs der Friedensnobelpreisträgerin 2023, Narges Mohammadi, die sich für Frauenrechte und gegen die Todesstrafe einsetzte. Aus dem Gefängnis schreibt sie: „Die Zeit bleibt stehen, es gibt keine Geräusche, es ist, als sei man in einen Brunnen gefallen“. Ihre Kinder hat sie seit acht Jahren nicht mehr gesehen.
Frauenfeindlicher Gottesstaat
Ihre Situation spiegelt die jüngere Geschichte des Iran wider: Nach Beendigung des Schah-Regimes 1979 begründeten die neuen Machthaber einen „Gottesstaat“, autoritär und frauenfeindlich.
Diese Grundhaltung zeigt sich etwa bei Ehescheidungen, dem Erbrecht, der Polygamie für Männer und der Kopftuchpflicht für Frauen. Deren Einhaltung wird bis heute von einer Sittenpolizei überwacht, betroffene Frauen werden verfolgt und verhaftet.
Dankbarkeit für persönliche Freiheit
In den weiteren Texten kam die von den Geflüchteten in Deutschland manchmal empfundene Fremdheit und Ablehnung zum Ausdruck, aber auch die Dankbarkeit für die hierzulande bestehende persönliche Freiheit, manche Unterstützung sowie den Schutz, den ein Rechtsstaat gewährt.
Musik zum Nachdenken
Bereichert wurden die Textlesungen durch Musikstücke des Flötisten und Komponisten Mehdi Djamei, der persönlich anwesend war. Der ehemalige Dozent am Konservatorium in Teheran verließ 1978 aus politischen Gründen sein Land.
Unaufdringlich gab die Musik Raum zum Nachdenken über die eindrücklichen und authentischen Texte, die auch positive Erfahrungen und die Sehnsucht nach Freiheit und Wahrung der Menschenrechte zum Ausdruck brachten.