Einen Goldesel hat sich mancher schon gewünscht. Ein Hund, der Geld und Tabak erschnüffeln kann, ist aber auch nicht schlecht. Es sei denn, man gehört zur wachsenden Zahl der Schmuggler. Und steht Xarit gegenüber, die jetzt am Stuttgarter Flughafen Dienst tut.
Stuttgart - Passagiere wuseln durcheinander, Lautsprecherdurchsagen schallen durch die Halle des Stuttgarter Flughafens. Die Deutsche Schäferhündin Xarit beeindruckt das alles überhaupt nicht. Bewegungslos verharrt sie am Boden – bis Hundeführer Patrik Deininger ihr ein kleines Handzeichen gibt. Xarit springt auf und beginnt, an Koffern zu schnüffeln. Plötzlich stößt sie mit der Schnauze gegen ein Gepäckstück. Das Bündel entwerteter Banknoten, das die Zöllner vorher zu Trainingszwecken dort versteckt haben, ist aufgespürt. Zur Belohnung gibt es Futter – damit die Suche spannend bleibt.
Xarit ist der erste Bargeld- und Tabakspürhund in Echterdingen. Die dreijährige Hündin tut seit Mitte Mai dort Dienst und ist auf Banknoten und Glimmstängel trainiert. Beim Bargeld riecht sie die Besonderheiten des Papiers. Eigentlich ist sie auf Euro-Noten getrimmt – hat aber dennoch auch schon Rubel und Dollar erschnüffelt. Geld stinkt offenbar überall gleich.
Wer Bargeld vom einen Land ins andere bringen will, muss seit 2007 Summen über 10 000 Euro anmelden. Viele tun das nicht. „Nicht alle sind kriminell“, weiß Thomas Seemann, Sprecher des Stuttgarter Hauptzollamts. Aber manche schon. „Da geht es um Geldwäsche oder die Finanzierung von Terrorismus“, sagt Seemann. Bei Flügen in die Schweiz spielt auch das Thema Steuerflucht eine große Rolle. Wer erwischt wird, muss mindestens mit einer Geldbuße in Höhe von zehn Prozent der Summe rechnen. „Primär interessiert uns aber, was hinter der Geschichte steckt“, so Seemann.
Zuletzt Bargeld in Höhe von 2,3 Millionen Euro gefunden
In Stuttgart hat 2012 die Zahl der aufgefundenen Schmuggelzigaretten mit knapp einer Million Stück einen neuen Höchstwert erreicht. Zudem haben die Zöllner Bargeld in Höhe von knapp 2,3 Millionen Euro gefunden. Weniger als noch 2010, als der Höchstwert bei über sieben Millionen Euro gelegen hatte, aber dennoch viel mehr als früher. „Die Anmeldepflicht spricht sich langsam herum, wir haben zudem zuletzt verstärkt auf das Thema hingewiesen“, sagt Seemann. Bundesweit sind im vergangenen Jahr 146 Millionen geschmuggelte Zigaretten sichergestellt worden. Die Zahl der Bußgeldbescheide wegen Bargeldschmuggels ist um knapp zehn Prozent auf 2489 gestiegen.
Dabei stoßen die Zöllner auch immer wieder auf kuriose Fälle. So mancher Flugpassagier ist durchaus einfallsreich. Manche stopfen die Scheine in Überraschungseier, die sie danach sorgfältig wieder verschließen. Vor einigen Jahren wurde bei einer manuellen Durchsuchung des Gepäcks ein Ehepaar erwischt, das aus der Türkei eingereist war. 165 000 Euro fanden sich in Socken versteckt. Ein Mann leugnete, Geld dabeizuhaben – und hatte dabei wohl die 291 000 Euro in seiner Bauchtasche vergessen.
So mancher Lkw hat dicke Geldbündel verbaut
Xarits feiner Nase entgeht all das künftig nicht. Und das durch die geschlossenen Koffer. Denn geöffnet wird das Gepäck zur Kontrolle nicht. Wenn Xarit anschlägt, wird der Passagier anschließend gebeten, seinen Koffer zu öffnen. „Vorher kriegen die Passagiere oft gar nicht mit, dass ihr Gepäck untersucht wird“, sagt Deininger. Die Maschinen, die sie unter die Lupe nehmen, wählen die Zöllner nach Erfahrung aus.
Xarits Erfolgsbilanz kann sich sehen lassen: Allein in den ersten gut zwei Monaten ihrer Dienstzeit hat sie bereits etwa 150 000 Euro erschnüffelt. Und das nicht nur am Flughafen. Sie wird auch bei Straßenkontrollen eingesetzt. So mancher Lkw hat dicke Geldbündel verbaut. Auch die Polizei hat Xarit schon angefordert – für Hausdurchsuchungen bis nach Köln oder Frankfurt.
Zwei Jahre lang ist die Diensthündin dafür ausgebildet worden. „Wir suchen die Tiere im Alter von einem Jahr nach ihrer Stressresistenz aus“, sagt Zoll-Hundetrainer Rigo Jämlich. Die Auswahl ist freilich auch eine weitreichende Entscheidung für Xarits Herrchen Patrik Deininger gewesen: Er behält die Hündin, solange sie lebt. „Hundeführer wird man auch aus Idealismus“, weiß Jämlich – und erfolgreicher Schmuggler in Zukunft immer seltener. Dank Xarit.