Vor fünf Jahren kam Corona in den Kreis Calw. Foto: © Feydzhet Shabanov - stock.adobe.

Vor fünf Jahren veränderte die Corona-Pandemie das Leben weltweit. Der 6. März 2020 veränderte das Leben im Landkreis – an diesem Tag wurde der erste offizielle Fall im Kreis Calw verzeichnet.

Der 6. März 2020 ging in die Geschichte des Landkreises Calw ein: Das Corona-Virus war nun auch hier angekommen – die Behörden verzeichneten den ersten offiziellen Fall im Kreis.

 

Die ersten offiziell bestätigten Infektionen wurden Anfang Dezember 2019 in der zentralchinesischen Metropole Wuhan erfasst, der erste Corona-Tote am 11. Januar vermeldet – ebenfalls in China. Zu dieser Zeit wähnte man sich in Deutschland noch in Sicherheit. Viele blickten eher mit distanziertem Interesse auf die Nachrichten und fühlten sich allenfalls an den Actionthriller „Outbreak“ erinnert, in dem durch den Ausbruch eines Ebola-Virus eine Pandemie droht.

Am 23. Januar 2020 stellten chinesische Behörden die Millionen-Metropole Wuhan unter Quarantäne – auch weitere Großstädte wurden abgeriegelt. Nur einen Tag später wurden die ersten beiden Corona-Infektionen in Frankreich gemeldet. Das Virus war in Europa angekommen – am 27. Januar endgültig auch in Deutschland, in einem kleinen Ort in Bayern. Und nur wenige Wochen später im Kreis Calw.

Alle waren aufgeregt

Diesen Tag wird die damals zuständige Landratsamts-Mitarbeiterin wohl nie vergessen. Die Hygienekontrolleurin arbeitete bereits seit vielen Jahren im Calwer Landratsamt, doch dieser Tag lief vollkommen anders ab als in den 23 Jahren zuvor. Denn: Am 6. März 2020 wurde bekannt, dass das Corona-Virus nun auch den Kreis Calw erreicht hat. »Alle waren total aufgeregt«, erinnerte sie sich genau ein Jahr später im Gespräch mit unserer Redaktion an die Stimmung im Landratsamt, »aber das ging dann schnell in die praktische Arbeit über«.

Genau genommen begann dieser unvergessliche Tag bereits am Vorabend. Da es Anfang Februar den ersten Verdachtsfall im Kreis Calw gegeben hatte, der sich aber nicht bestätigte, hatte das Landratsamt schon seit knapp einem Monat einen Krisenstab aufgestellt, der regelmäßig tagte. Allen war klar: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Virus auch den Nordschwarzwald erreicht. Auch am 5. März 2020 tagte dieser Krisenstab. Als dann die Sitzung gegen 21.30 Uhr beendet war, lag die unheilvolle Nachricht bereits im Faxgerät: Zum ersten Mal brachte ein Corona-Test im Kreis Calw ein positives Ergebnis.

Als Hygienekontrolleurin gehörten meldepflichtige Krankheiten wie Tuberkulose, und FSME zu ihrem Alltag. Corona war nun aber eine ganz andere Hausnummer. »Kein Vergleich«, erinnerte sie sich. Schon in den Tagen zuvor stand das Telefon nicht still, denn viele Bürger wollten wissen, was sie bei einem Schnupfen machen oder wie sich nach ihrem Skiurlaub verhalten sollen.

Jetzt musste die Landratsamts-Mitarbeiterin aber selbst zum Hörer greifen. »Ich habe noch am Abend bei dem Erkrankten angerufen und mit ihm eine Kontaktliste zusammengestellt«, sagte sie. »Die Atmosphäre bei dem Gespräch war sehr aufgeregt.«

In Italien angesteckt

Der erste bekannt gewordene Corona-Infizierte aus dem Kreis Calw war ein damals 29-jähriger Fußballspieler des TSV Haiterbach. Die Mannschaft hatte kurz zuvor ein Trainingslager im norditalienischen Sirmione am Gardasee absolviert, wo sich der Spieler wohl angesteckt hatte. Erst später wurde klar: Norditalien ist ein Zentrum der Corona-Pandemie – die Bilder der nächtlichen Leichentransporte in Bergamo am 19. März 2020 gingen um die ganze Welt.

Am 11. März 2020 erklärte die Weltgesundheitsorganisation WHO Covid-19 zur weltweiten Pandemie. Nur wenige Tage später, am 22. März, verhängte die Bundesregierung den ersten Lockdown.

Der brachte einen plötzlichen Stillstand des öffentlichen Lebens. Geschäfte, außer Lebensmittelgeschäften und Baumärkten, und Gastronomien mussten schließen – Betriebe gingen in Kurzarbeit, Kinder in den „Homeschooling“ genannten Heimunterricht durch Videokonferenzen, auf den weder die meisten Schulen noch die Familien ausreichend vorbereitet waren. Und es sollte lange dauern, bis sich das Leben wieder normalisiert hat – nicht nur im Kreis Calw.

Offizielle Zahlen

„Beim Gesundheitsamt Calw sind insgesamt 73 845 Infektionen und 367 Todesfälle gemeldet“, teilt Mara Müssle, Pressesprecherin des Landkreises Calw, auf eine aktuelle Anfrage unserer Redaktion mit. In bis zu zehn Prozent der Fälle müsse von einem chronischen Verlauf („Long Covid“) ausgegangen werden, so Müssle weiter. Bei diesen Zahlen sei aber „von einer deutlichen Untererfassung auszugehen, da ja seit zwei Jahren fast nicht mehr getestet wird und positive Schnell- und Selbsttests nicht in die Statistik eingegangen sind, sondern nur PCR-Tests.“

Einschneidende Zeiten: Redakteur Bernd Mutschler erinnert sich

Einschneidend war die Corona-Zeit auch für die Redakteure unserer Redaktion. Schließlich war und ist es unsere Aufgabe, über das Leben in unserer Region zu berichten. Aber über was berichten, wenn das öffentliche Leben darnieder liegt?