In den vergangenen Monaten hat die Gewalt gegenüber Frauen deutlich zugenommen - auch in unserer Region. (Symbolbild) Foto: dpa

Frauenhäuser in Calw und Zollernalb sind voll. Einheitliche Telefonnummer für Betroffene soll eingerichtet werden.

Unter dem Motto "Orange the World - Stand up for Women" startet am 25. November die weltweite Kampagne "Orange Days". Mit der Aktion soll 16 Tage lang ein Zeichen gegen geschlechterspezifische Gewalt gesetzt werden - ein wichtiges Statement vor allem während der Corona-Krise, da die häusliche Gewalt in den vergangenen Monaten zugenommen haben soll, wie mehrere Medien berichteten. 

Aktuelle Informationen zur Corona-Lage in unserem Newsblog

Region - Der internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November ist der Startschuss der "Orange Days". An den Aktionstagen setzen Menschen durch das Tragen von oranger Kleidung ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen. Aber auch Gebäude oder Landschaften werden in oranges Licht getaucht, wie beispielsweise die Triberger Wasserfälle

Frauenhäuser in Region voll belegt

Vor allem in den vergangenen Monaten hat das Thema häusliche Gewalt wieder an Relevanz gewonnen, da bundesweit Medien von vollbesetzten Frauenhäusern berichteten - und auch Einrichtungen in der Region bestätigen diesen Trend. So sind die Frauenhäuser der Landkreise Calw und Zollernalb momentan voll belegt, wie die Mitarbeiterinnen gegenüber dem Schwarzwälder Bote erklären. Man weiche aktuell auf benachbarte Landkreise aus, um alle Frauen und Kinder unterbringen zu können. 

"Wir machen außerdem gerade viel Telefonberatung", erklärt Lisa Gebhardt. Sie ist zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Frauenhauses Zollernalb. Täglich gehen Anrufe ein, vermehrt auch am Wochenende, obwohl das eigentlich unüblich sei, weil die gewalttätigen Partner dann in der Regel zuhause seien. "Deshalb hatten wir auch während des Lockdowns weniger Anrufe", erklärt Gebhardt. Erst im Sommer, als die Corona-Einschränkungen gelockert wurden, hätten sich viele Frauen gemeldet. 

Acht Frauen und zehn Kinder können im Frauenhaus Zollernalb untergebracht werden. Um die Situation dort wegen des Coronavirus zu entzerren, gebe es nun außerdem ein Ausweichquartier - so auch im Landkreis Calw. Dort wurden zu den 20 Plätzen für Frauen und deren Kinder Ferienwohnungen angemietet, um die Familien, die neu hinzukommen, erstmal zwei Wochen unter Quarantäne zu stellen - ein zusätzlicher Aufwand für die Mitarbeiterinnen im Calwer Frauenhaus, denn sie müssen auch für die Frauen einkaufen oder andere Dinge erledigen. 

Frauen aus unterschiedlichen Schichten betroffen

Deutlich zugenommen haben die Fälle von häuslicher Gewalt auch im Landkreis Freudenstadt, wie Tina Sillmann vom Verein Frauenhilfe wissen lässt. "Wir hatten bis Oktober bereits so viele Fälle wie im ganzen letzten Jahr", sagt Sillmann. Alleine in den Monaten Februar und März seien es 40 Prozent mehr gewesen. "136 Frauen waren es bis jetzt", sagt sie, das Klientel sei dabei sehr heterogen: "Die Frauen sind zwischen 16 und 75 Jahre alt und kommen aus den unterschiedlichsten Schichten. Ich sage immer von der Doktorin bis hin zur Hartz IV-Empfängerin." Ungefähr 65 Prozent seien jedoch deutsche Frauen, die restlichen 35 Prozent hätten die unterschiedlichsten Nationalitäten. 

Auffällig sei auch, dass allein im Oktober fünf Strafanzeigen und drei Platzverweise von der Polizei ausgesprochen werden mussten. Das sei viel für einen Monat, erklärt Sillmann. Im Rahmen der "Orange Days" hätte der Verein gerne in Zusammenarbeit mit der Stadt eine Veranstaltungsreihe in Freudenstadt geplant, um auf die Situation aufmerksam zu machen. Die Idee sei jedoch Corona zum Opfer gefallen, bedauert Sillmann. 

Wie sich die Situation in den kommenden Wochen und Monaten entwickeln wird, wird sich zeigen. Vertreter von 22 EU-Staaten, der Schweiz und der Europäischen Kommission sprechen sich dafür aus, eine einheitliche Telefonnummer (116/016) für Frauen einzurichten, die von häuslicher Gewalt betroffen oder bedroht sind, berichtet die Deutsche Presseagentur. Vorbild dafür sei die deutsche Hilfehotline (08000/116016), die rund um die Uhr erreichbar ist. Mehr als 80 Beraterinnen helfen von Gewalt betroffenen Frauen kostenlos, anonym und vertraulich und vermitteln die Betroffenen auch an örtliche Beratungsstellen und an Frauenhäuser.