Freizeit: Verein gibt soziale Gruppenarbeit ab / Offener Jugendtreff zurück im Fokus

Für den Althengstetter Jugendtreff-Verein gab es kürzlich eine Zäsur: Nach 19 Jahren hat er die Trägerschaft für die "Soziale Gruppenarbeit" an die Gemeinde übergeben. Der Verein will sich nun auf die offene Jugendarbeit konzentrieren, wie bei der Hauptversammlung zu vernehmen war.

Althengstett. "Bis heute erhielten mehr als 100 Kinder und Jugendliche Hilfestellung", fasste der Vorsitzende Lothar Kante die Arbeit der sozialen Gruppen zusammen. Diese hätten sich anfangs Jugendlichen im Alter von 14 bis 16 Jahren gewidmet und ihnen ein Angebot nach der sechsten Unterrichtsstunde unterbreitet, um soziale Kompetenzen zu stärken. Mit Einführung der Ganztagsschule wurde dieses Angebot jedoch obsolet.

Man habe sich dann auf Kinder im Grundschulalter fokussiert, so Kante weiter. Der vermutete Bedarf in dieser Zielgruppe habe sich bestätigt. Kante berichtete von positiven Rückmeldungen aus der Schule. Jedoch sei der organisatorische Aufwand für diese Maßnahme immens gewesen, letztendlich zu viel für den kleinen Verein.

Drei Ebenen

Viele Sachen wie arbeitsrechtliche und Personalangelegenheiten ließen sich nicht einfach nach Feierabend regeln, meinte Kante. Deshalb sei er froh, dass sich mit dem Familienzentrum nun eine Gemeindeeinrichtung um die soziale Gruppenarbeit kümmert. So sei der Erhalt dieser Arbeit langfristig gesichert. Und der Verein könne sich wieder auf seine ursprüngliche Kernaufgabe konzentrieren: die offene Jugendarbeit.

Dafür ist seit zwei Jahren Sozialarbeiterin Martina Ogorek zuständig, die den Jugendtreff leitet. "Für nicht wenige ist Martina eine verlässliche Vertrauensperson, eine zweite Mama, eine Freundin", fasste es Kante zusammen. Die Besucherresonanz im Jugendhaus sei, auch wegen der Sozialarbeiterin, gut.

30 bis 40 Jugendliche kämen laut dem Vorsitzenden an einem normalen Öffnungstag. Diese Besucher seien überwiegend bis 16 Jahre alt. Der Mädchenanteil liege bei erfreulichen 40 Prozent. Ingesamt seien das die höchsten Besucherzahlen seit Langem.

Ein Grund dafür ist auch das Jugendhaus selbst. Auf drei Ebenen können sich die Jugendlichen hier ausleben. Manche träfen sich hier nur, erklärte Kante. Andere nutzten den sehr gut ausgestatteten Werkstattbereich, um sich kreativ zu beschäftigen. Zudem gebe es einen "Girls Club", welcher "gerade, aber nicht nur für Mädchen aus Flüchtlingsfamilien von ganz besonderer Wichtigkeit" sei. Und die außerschulische Lernförderung werde insbesondere von Jugendlichen mit Migrationshintergrund genutzt.

Das Jugendhaus hat auch neue Anreize zu bieten, wie Kante stolz berichtete. Auf der Rückseite gebe es über den Schienen nun eine Holzterasse mit Hochbett und einem Palettensofa. Die Volksbank habe dieses Projekt mit 2000 Euro bezuschusst. Und nach einer Spende von Geräten durch ein Fitnesscenter, habe man den Keller zum Teil in einen frei zugänglichen Fitnessraum umgewandelt.

Zudem biete das Jugendhaus immer wieder Ausflüge an, wie beispielsweise nach Tripsdrill, nach Heidelberg oder in den Ludwigsburger Märchengarten. Auch die Unterstützung durch FSJler sei essentiell für den Betrieb. Diese brächten immer wieder neue Ideen ein.

Viel investiert

Natürlich habe die Corona-Pandemie auch das Leben im Jugendhaus zum Stillstand gebracht, erzählte der Vorsitzende. Man habe über WhatsApp und soziale Medien Kontakt gehalten, für echte Treffen sei dies aber kein Ersatz. Deshalb sei er froh, dass sich seit Ende April der Betrieb wieder normalisiere.

"Gerade in einer Welt der zunehmenden Unordnung der Dinge brauchen Kinder und Jugendliche Orte der Orientierung", unterstrich Kante die Wichtigkeit des Jugendhauses. Das fand auch Bürgermeister Clemens Götz. Er dankte dem Verein für dessen Einsatz.

Gerade mit den sozialen Gruppen und der Integration von geflüchteten Menschen habe der Verein große Arbeit geleistet, meinte Götz. Mit dem Familienzentrum habe man eine gute Gesamtstrategie für die soziale Arbeit im Ort. Die Gemeinde investiere viel in diesem Bereich, aber sie tue das gerne, weil es sich lohne.

In den Ortsteilen Neuhengstett und Ottenbronn gebe es momentan keine Jugendtreffangebote mehr, erklärte Kante auf Nachfrage. Dafür habe man zu wenig Personal und auch der Bedarf sei unstetig. Ogorek erklärte dass es im Althengstetter Jugendhaus auch viele Besucher aus den Nachbarorten gebe, man also geschlossene Angebote auffange.

Der gesamte Vorstand wurde einstimmig wiedergewählt. Das Jugendhaus hat mittwochs bis freitags immer von 16 bis 20 Uhr geöffnet. Freitags von 16 bis 18 Uhr findet der "Girls Club" statt.