Ein Selfie zur Erinnerung an sein Praktikum in Berlin schoss ­Ryyan Alshebl kurzerhand, als er mit dem Parlamentarischen Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel vor dem Reichstagsgebäude unterwegs war. Foto: Alshebl Foto: Schwarzwälder Bote

Praktikum: Auszubildender Ryyan Alshebl sammelt Erfahrungen unter anderem in Fuchtels Berliner Büro

Althengstett (kw). Ryyan Alshebl schmunzelt. "In dieser Woche habe ich eigentlich schon genug Sport gemacht", sagt der 24-Jährige. Der junge Mann ist Auszubildender bei der Gemeinde Althengstett und hat ein Praktikum beim Deutschen Bundestag absolviert.

Alltag eines Parlamentariers

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Hans-Joachim Fuchtel hatte dem angehenden Verwaltungsfachangestellten die Chance gegeben, von seinem Abgeordnetenbüro in Berlin den Alltag eines Parlamentariers aus nächster Nähe zu erleben. Treppauf, treppab – oft legte Alshebl lange Fußmärsche zurück und machte auch einen Abstecher zum Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Dort hat ihn der Parlamentarische Staatssekretär sogar zu Terminen mitgenommen. "Ich habe Herrn Fuchtel als netten Gentleman erlebt", verrät Alshebl, "und ihn sogar zur Verleihung eines Tierschutzpreises begleiten dürfen."

Seine Arbeit als Praktikant habe ihm großen Spaß gemacht, auch wenn die Zeit gar nicht ausreichte, um alles kennenzulernen. "Es ist so fantastisch", fasst Alshebl seine Eindrücke zusammen, "den deutschen Staat auf oberster Verwaltungsebene zu erleben." Dabei zog der Auszubildende auch Vergleiche zu seinem Heimatland. Denn der 24-Jährige ist vor dem Krieg in Syrien nach Deutschland geflohen.

Er habe keine Perspektive gesehen, sich nach dem Abitur dort weiterzuentwickeln. "Es herrschen schlimme Zustände." Deshalb habe er den Entschluss gefasst, dem älteren Bruder, der in Karlsruhe studiert, ins sichere Deutschland zu folgen, um sich eine neue Existenz fern dem Elternhaus aufzubauen.

Das ist jetzt drei Jahre her. Da er sehr schnell die deutsche Sprache lernte, konnte er zunächst als Dolmetscher aushelfen. Dabei lernte er Althengstetts Bürgermeister Clemens Götz kennen. Der gab ihm die Gelegenheit, eine Ausbildung bei der Gemeindeverwaltung zu absolvieren. "Ich wurde von allen Kollegen sehr gut aufgenommen", freut sich der junge Mann über diese berufliche Möglichkeit. Auch sei es keinesfalls selbstverständlich, dass ihm sein Arbeitgeber das Praktikum im Abgeordnetenbüro ermöglichte.

Und wenngleich ihm die Trennung von zu Hause und dem jüngsten Bruder schwergefallen ist: "Wer in einer kleineren Gemeinde wie Althengstett wohnt und arbeitet, der hat eine echte Chance, Freunde zu finden und in dieser Gesellschaft anzukommen." Denn für sich persönlich sieht er auf absehbare Zeit keine Möglichkeit, in das zerstörte Syrien zurückzukehren.