Im ehemaligen Neuhengstetter "Rössle" ist mit Hilfe von ehrenamtlich tätigen Mitgliedern des AK Asyl ein gemütlicher Treffpunkt für alle Bürger entstanden. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder Bote

Gemeinderat: Flüchtlingsbetreuung findet große Anerkennung

Spontaner, heftiger Beifall brandete bei der letzten Sitzung des alten Althengstetter Gemeinderats auf. Die Räte ließen es sich nicht nehmen, einen bereits vor einigen Jahren zuvor von ihnen getroffenen, vorausschauenden Ratsbeschluss gebührend zu würdigen.

Althengstett. Zuvor hatten Flüchtlingsbeauftragte Barbara Ogbone und Integrationsmanagerin Mahak Khan den aktuellen Sachstandbericht über die Flüchtlingsarbeit in der Kommune vorgetragen. Dabei wurde deutlich, dass in Althengstett auf diesem Gebiet hervorragende Arbeit geleistet wird. Gleichwohl hob Obgone "die besondere Herausforderung, vor der wir stehen", hervor. "Wie geht es jetzt weiter?", fragte sie mit Blick auf die nach wie vor notwendige Integrationsarbeit.

"Ich gucke sehr optimistisch in die Zukunft", unterstrich Gemeinderat Lothar Kante. Die Schaffung der beiden Teilzeitstellen im Flüchtlings- sowie Integrationsmanagement sei "eine der besten Entscheidungen gewesen", die der Gemeinderat je getroffen habe.

Hohe Fluktuation

Die beiden im Flüchtlingsbereich arbeitenden kommunalen Angestellten ließen zunächst Zahlen sprechen. Derzeit werden in Althengstett 91 geflüchtete Menschen betreut. 46 davon stammen aus Syrien und 18 aus Afghanistan. Kleinere Herkunftsgruppen verteilen sich auf afrikanische Länder, Albanien sowie Indien und Pakistan.

Seit dem Sommer 2018 habe es eine hohe Fluktuation gegeben. "Vor allem durch Wegzug, Umzug in eine eigene Wohnung, drei Abschiebungen und drei Untergetauchte", so Khan. Als besonders positiv stellten die beiden kommunalen Angestellten heraus, dass es gelungen sei, für neun junge Asylbewerber Ausbildungsstellen zu finden. Damit sei deren Bleibeperspektive deutlich gestiegen. Einige Flüchtlinge machten beim Deutschunterricht gute Fortschritte, vor allem die Frauen. Diese kämen auch regelmäßig zur "Interkulturellen Frauengruppe", während die Männer insgesamt zurückhaltender seien und auch sprachlich noch Defizite hätten. Deshalb soll im Herbst eigens eine Männergruppe ins Leben gerufen werden. Die Anlage des Projektgartens beim Gebäude "Am Gleis 1" sowie der Ausbau des Erdgeschosses im ehemaligen "Rössle" in Neuhengstett zum gemeinsamen Treffpunkt für alle Bürger sind weitere erfreuliche Aktivitäten, die nahezu abgeschlossen sind.

Die dunkle Seite der Flüchtlingsbetreuung zeigt sich vor allem bei Einzelfällen. Hier geht es um arbeitsintensive Hilfe für psychisch Erkrankte, behinderte Menschen und Suchtkranke. Sorgen bereiten den Betreuerinnen vor allem auch Geflüchtete mit schlechter Bleibeperspektive. Diesen Menschen würde oft die Arbeitserlaubnis entzogen. Teilweise würden sie auch abgeschoben und tauchten deshalb zuvor unter.

Doch der Ausblick in die Zukunft klang dann durchaus wieder äußert positiv. Vom Arbeitskreis (AK) Asyl ist zum Beispiel Bewerbungstraining und Unterstützung bei schriftlichen Bewerbungen angedacht. Die Vernetzung mit dem offenen Jugendtreff (im Jugendhaus Althengstett) und der Schule funktioniert gut. Auch Sandspieltherapie und die "Interkulturelle Frauengruppe" sowie die Teilnahme an gemeinsamen Aktivitäten der Einheimischen wie etwa dem "Winterzauber" sind Lichtblicke auf dem Weg zu einer gelingenden Integration der Migranten.

Bürgermeister Clemens Götz dankte dem Ratsgremium dafür, dass er gleich zu Beginn der Flüchtlingskrise in der Frage "Einstellung einer Flüchtlingsbeauftragten" mutig dafür gestimmt habe, obwohl noch keine Fördermittel dafür zugesagt waren.

"Wir sind die Gemeinde im Landkreis Calw, die zuerst eine Flüchtlingsbeauftragte hatte", hob der Schultes hervor. Ogbone wird nach der Sommerpause in das Althengstetter Familienzentrum wechseln. Eine Nachfolgerin ist bereits in Sicht.

Die Stelle der Integrationsmanagerin Khan wird zu 100 Prozent vom Land finanziert. Sie betreut neben Geflüchteten aus Althengstett (75-Prozent-Stelle) auch asylsuchende Menschen in Simmozheim (25-Prozent-Stelle).