E-Bikes sind eine Möglichkeit, nachhaltiger unterwegs zu sei. Manche Modelle haben mittlerweile sogar ein Antiblockiersystem.Foto: Biermayer Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Energiewendetag als Informationsplattform / Althengstetter lassen sich für neue Lösungsansätze begeistern

Deutschland möchte bis 2030 seine Treibhausgasemissionen um 55 Prozent gegenüber 1990 reduzieren. Das ist ein hohes Ziel, manchem ist es nicht hoch genug. Doch auch so bleibt es ein großes Stück Arbeit. Auf dem Energiewendetag wurden in Althengstett Lösungswege aufgezeigt.

Althengstett. Erst vor Kurzem wurde Althengstett als Modellkommune vom Kompetenznetz "KlimaMobil" auserwählt. Damit sind auch Fördergelder für eine nachhaltige Mobilität verbunden. Das Thema Nachhaltigkeit steht in der Gemeinde schon lange auf der Tagesordnung. So war Althengstett die erste Kommune im Kreis, welche einen Klimaschutzmanager anstellte.

"Es ist sehr wichtig, die Bürger mitzunehmen", meinte Jürgen Arnold, Sprecher des Arbeitskreises (AK) Energie. Deshalb habe man sich entschieden, in Althengstett an der landesweiten Aktion der Energiewendetage teilzunehmen. So könne man den Menschen das Thema näher bringen, sie informieren und mit ihnen diskutieren.

Und so konnten sich die Bürger am Samstag auf dem Festplatz an verschiedenen Ständen zum Thema nachhaltiger Mobilität und Energie informieren. Der AK hatte an seinem eigenen Stand viele Schaubilder vorbereitet. So war dort zu erfahren, dass in Althengstett der größte Anteil von Treibhausgasemissionen, nämlich 46 Prozent, durch den Verkehr verursacht wird.

Beim Energieverbrauch liegen die privaten Haushalte vorne. Knapp 57 000 Megawattstunden benötigen diese pro Jahr. Das ist mehr als zweieinhalbmal soviel wie das örtliche Gewerbe und fast siebenmal soviel wie die ansässige Industrie.

Das zeige, wo sich Verbesserungspotentiale befinden, erklärte Arnold. Man könne und wolle den privaten Haushalten jedoch nichts befehlen. Aber durch passende Informationen könne man Alternativen aufzeigen, wie sich der Energieverbrauch und Emissionen reduzieren ließen. Solarenergie kombiniert mit E-Mobilität sei ein solcher Ansatz. So ließe sich der CO2-Ausstoß in der Gemeinde in den nächsten fünf Jahren realistisch gesehen um 25 Prozent reduzieren.

Ländlicher Raum braucht individuelle Mobilität

"Eigentlich muss man weg vom Verbrennungsmotor", meinte Arnold. Doch auch er wisse um die Wichtigkeit der Automobilindustrie für den Wohlstand in der Region. Man müsse jedoch Lösungen finden, denn der Wandel sei nötig, eine Transformation unabdingbar. All das sei aber eine "zähe Geschichte". Außerdem sei eine komplette Abkehr von der individuellen Mobilität im ländlichen Raum nur schwer umsetzbar.

Der AK berate auch immer wieder Unternehmern, um ihnen einen nachhaltigeren Weg aufzuzeigen, so Arnold. Man arbeite gut mit dem Gewerbe- und Handelsverein zusammen. Auch die Unterstützung von Verwaltung und Gemeinderat sei gut.

Das sah auch Bürgermeister Clemens Götz so, der den Ständen einen Besuch abstattete. Das Thema Klimaschutz werde von der Bevölkerung getragen. In der Gemeinde gebe es viele technikaffine Bürger, welche neuen Lösungen gegenüber offen seien. Es gehe zudem stets darum, konkrete Maßnahmen verständlich zu erklären und so die Akzeptanz zu erhöhen.

Ein solches Projekt sei es, die Verkehrsströme im Ortskern anders zu leiten, erklärte der Klimaschutzmanager Johannes Heberle. Man wolle Fußgänger und Radfahrer fördern. Besonders den Elterntaxis an den Schulen wolle man entgegenwirken. Auch der Zubringerverkehr zum Haltepunkt der Hesse-Bahn solle unter diesen Gesichtspunkten geplant werden.

Kai Kübler vom Zweckverband Hermann-Hesse-Bahn informierte vor Ort über den aktuellen Stand des Projekts. Die Züge sollen ab September 2023 fahren. Momentan liefen Baumaßnahmen an vielen Stellen. Die drei Bahnbrücken in Althengstett würden gerade saniert beziehungsweise komplett neu gebaut.

E-Autofahrer berichtet von seinen Erfahrungen

Zum Thema E-Mobilität konnte die deer GmbH Fragen beantworten. Das Interesse der Leute sei groß, erzählte Ellen Schuler. Vor allem als Ersatz für das Zweitauto sei ein E-Fahrzeug für viele interessant. Für jüngere Menschen biete sich aus Kosten- und Flexibilitätsgründen das Carsharing an. Gerade im ländlichen Raum sei das eine gute Alternative zum oft dünnen Angebot des ÖPNV.

Praktische Erfahrungen zu E-Autos hatte Hajo Schörle von der Initiative pro e-mobil aus Nagold zu bieten. Im Alltag sei ein E-Fahrzeug praktisch, das Fahrgefühl seiner Meinung nach sogar besser. Bei längeren Strecken, wie zum Beispiel Urlaubsreisen, brauche es aber mehr Routenplanung wegen der Ladesäulen und -zeiten. Hier würden Apps und Navigationssystem helfen. Es sei eine andere Art zu reisen, weil man an den Ladepunkten oft neue Sachen entdecke. Eine Reise vom Nordkap bis nach Marokko sei auch mit einem E-Auto möglich.

In einem Bereich gibt es heute schon viel E-Mobilität: bei den Fahrrädern. Gregor Kober von Radax hatte ein paar Modelle zum Ausprobieren vor Ort. Eine Neuerung bei den Rädern sei, dass es mittlerweile auch ein Antiblockiersystem für sie gebe. Dies sei gerade für ältere oder unerfahrene Fahrer ein Plus. Generell sehe er, dass der Trend in Richtung Sicherheitsapplikationen bei E-Bikes gehe. Aber auch Lastenfahrräder seien immer mehr im Kommen.

Es gibt also viele Möglichkeiten für Privatpersonen, ihren Alltag klimaneutraler zu gestalten, wie sich in Althengstett zeigte. Die Gemeinde will die Bürger bei diesem Vorhaben unterstützen. Am Samstag war das Interesse vor Ort gering. Es fanden sich weniger Bürger ein, als von den Veranstaltern erwartet.