Zahlreiche Katzen wie diese beiden Welpen warten derzeit in der Rettungsstation auf ein neues Zuhause. Foto: Selent-Witowski

Das Geld reicht hinten und vorne nicht. Verein wurde zu allem Übel auch noch das Fahrzeug gestohlen.

Althengstett-Neuhengstett - Die Mitglieder des Tierschutz Calw und Umgebung, die in der Rettungsstation Im Eulert tätig sind, haben keine ruhige Minute mehr. Täglich werden derzeit Tiere aufgenommen, den Verein plagen Geldsorgen, und zu allem Überfluss wurde neulich das vereinseigene Fahrzeug gestohlen.

Die Tierschützer arbeiten derzeit an der Belastungsgrenze. Wie in vielen Einrichtungen dieser Art ist die Lage für die Neuhengstetter Rettungsstation bedrohlich, weil auch dort ehrenamtlich viele Aufgaben für die öffentliche Hand übernommen werden, der Verein jedoch zu großen Teilen auf den Kosten dafür sitzen bleibt. "Wir machen das alles hier nicht für den Verein, sondern für die Allgemeinheit", betont Vereinsvorsitzende Gudrun Sohnrey.

Die Finanzierung der Unterbringung von Fundtieren ist nach wie vor unzureichend, gleichzeitig aber der größte Kostenfaktor für den Verein. Aus rechtlicher Sicht sind die Gemeinden für die Fundtiere zuständig. Dafür zahlen sie zwar pro Einwohner einen geringen Cent-Betrag. Dieser reicht in der Summe aber bei weitem nicht aus, um die Kosten für Futter oder tierärztliche Behandlungen zu decken. "Wir haben das Glück, dass nicht auch noch Personalkosten anfallen, bei uns läuft alles ehrenamtlich", sagt Sohnrey. Weiterhin sei man sehr auf Spender und weitere Unterstützer angewiesen, die beispielsweise Reparaturen kostenlos übernehmen.

Derzeit müssen vermehrt Katzen und Hasen in Neuhengstett untergebracht werden, die ausgesetzt oder abgegeben wurden. Oft handelt es sich auch um Wildfänge. Am Montag wurde eine fünf- bis siebenjährige Schildpatt-Katze in der Rettungsstation abgegeben, die einem Ehepaar im Hirsauer Wiesenweg in Calw zugelaufen war. Unter den Neuzugängen ist auch eine Wildente, die in Hirsau gefunden wurde. "Der Stapel Tierarztrechnungen wird immer größer", so Sohnrey. An weitere, hart vor Gericht erstrittene Bauprojekte wie die geplanten fünf Hundeboxen sei gar nicht zu denken.

Als wäre das alles noch nicht schwierig genug, wurde der Verein vor wenigen Tagen bestohlen. Über das Projekt "Schwitzen statt Sitzen" wurde den Tierschützern ein verurteilter Mann von der Straffälligenhilfe zugeteilt, der die verhängte Geldstrafe nicht bezahlen konnte und dafür gemeinnützige Arbeit leisten sollte. "Er hatte schon nach zwei Tagen nichts Besseres zu tun, als unser Auto zu klauen. In einem Notfall hätten wir nicht mal ausrücken können", entrüstet sich die Vorsitzende. Der Wagen sei zwar von der Polizei schnell wieder gefunden worden. Doch die Enttäuschung sitze tief: "Wir wollten dem Mann eine Chance geben und wurden dafür bestraft." Zudem sei das Auto an einer Seite stark beschädigt worden, so dass jetzt hohe Reparaturkosten anfallen.

Doch es gibt auch Lichtblicke, wie die Einsatzbereitschaft des 13-jährigen Lukas Maier aus Stammheim. Der Gymnasiast hat sich spontan entschlossen, für den Rest der Ferien tageweise in der Station mitzuhelfen. Er packt da an, wo gerade Hilfe gebraucht wird. Zu tun gibt es für ihn in nächster Zeit sicher genug.