Physik mit einem Tablet lernen: Digitale Lernwerkzeuge spielen am Althengstetter Schulzentrum eine immer größere Rolle. Foto: Seeger Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Verband bekommt tiefen Einblick in beide Althengstetter Einrichtungen / Raumsituation nach wie vor sehr angespannt

Internationale Partnerschaften, Digitalisierung im Klassenzimmer, Raumsituation und Lehrerversorgung: In der Sitzung des Nachbarschaftsschulverbands bekamen die Gremiumsmitglieder aus den vier Gäugemeinden einen tiefen Einblick in die Arbeit am Althengstetter Schulzentrum.

Althengstett. Zwei hoch motivierte Lehrerkollegien, die sich gerne auf Neues einlassen, und ein Schulträger samt Verbandsgemeinden, der nicht mit Geld knausert, garantieren für die große Beliebtheit der Gemeinschafts- und Realschule. Das lässt sich Jahr für Jahr an den Anmeldezahlen ablesen. Hartmut Weber, Leiter der Gemeinschaftsschule, und die Rektorin der Realschule, Christa Wurster-Zischler, zeichneten ein Bild von einer sehr lebendigen, offenen Bildungseinrichtung, die Herausforderungen gerne annimmt, aber an ihren Kapazitätsgrenzen angelangt ist. Der Verbandsvorsitzende, Althengstetts Bürgermeister Clemens Götz, sprach von einer "sehr einfühlsamen, guten Arbeit" in beiden Schulen.

Flur als Materialdepot

Exakt 300 Grundschüler, 323 Fünft- bis Neuntklässler (Gemeinschaftsschule) und 33 Zehner (Werkrealschule) zählte Weber auf. Insgesamt werden diese von 64 Lehrkräften in 17 Klassen mit durchschnittlich 21 Jungen und Mädchen unterrichtet. Die Raumsituation ist angespannt: Unterrichtsmaterial wird auf dem Flur deponiert, wo auch die Coachinggespräche zwischen Lehrer und Schüler stattfinden müssen. "Im Hauptgebäude fehlen vier Zimmer", sagte der Schulleiter. Zwei Klassen seien deshalb in der Grundschule untergebracht und für zwei weitere seien Räume umgenutzt worden.

Schwerpunkte bei Webers Ausführungen waren die Inklusion – momentan werden 26 Jungen und Mädchen inklusiv beschult – und die Sprachförderung auf vier Niveaus in VKL-Klassen (Vorbereitungsklassen der allgemein bildenden Schulen) für 90 Schüler mit Migrationshintergrund aus 20 verschiedenen Ländern. "Wir bieten bis zu 14 Stunden Sprachförderung pro Woche an."

Von einigen Neuerungen an der Realschule berichtete Wurster-Zischler, zum Beispiel vom "Team 5": Acht- und Fünftklässler haben pro Woche eine gemeinsame Unterrichtsstunde . Dabei sollen vor allem die Jüngeren von den Älteren profitieren. Damit werden der Zusammenhalt und das gegenseitige Helfen in jeglichen Situationen des Schulalltags gefördert. "Mit der Stärkung der Eigenverantwortung und der Verantwortung für andere haben wir einen neuen Schwerpunkt gefunden", sagte die Rektorin.

Auf Berufspraktika wird an der Realschule großen Wert gelegt, denn wenn die Schüler wissen, wie Leben und Arbeiten funktioniert, tun sie sich erfahrungsgemäß sehr viel leichter mit der Berufsfindung. Sowohl in Klasse 8 als auch 9 stehen Berufspraktika an, zusätzlich ein Sozialpraktikum.

2020 steht Jubiläum an

Ein weiteres großes Thema an der Realschule, die 2020 ihr 50-jähriges Bestehen feiert, sind internationale Partnerschaften mit Finnland, Frankreich und Spanien. Ein Förderantrag der Realschule auf finanzielle Unterstützung aus dem EU-Programm "Erasmus  +" für den Austausch mit Finnland wurde unlängst genehmigt (wir berichteten).

Eine große Herausforderung an beiden Schulen ist die Digitalisierung. Mit Augenmaß und Bedacht soll nach einem Konzept gearbeitet werden, mit dem die Schüler eine größtmögliche Medienkompetenz erwerben. Weber dazu: "Wir haben Beamer in allen Zimmern, 30 Tablets im Einsatz, zwei PC-Räume in Klassenstärke und regelmäßige Lehrerfortbildungen zum Thema gibt es auch". Der Einsatz von Tablets soll ausgebaut werden, außerdem sei die Stärkung des naturwissenschaftlichen Profils geplant. Auf Nachfrage von Lothar Kante sprach Weber von einem "guten Stand" bei der Lehrerversorgung.

"Von den Räumen her können wir so nicht weiterarbeiten", betonte Kante. Er kritisierte, dass im Haushaltsplan auch mittelfristig kein einziger Cent für die Erweiterung des Schulzentrums vorgesehen sei: "Das kann man nicht achelzuckend einfach so hinnehmen".

Nicht nur wegen der räumlichen Enge, sondern auch wegen des Brandschutzes kommt man um eine Erweiterung nicht mehr herum. "Ernüchternde Erkenntnisse" hätten Untersuchungen eines Brandschutzgutachters ergeben. Zum Beispiel, was die Rettungswege, also die Flure betrifft, die als Abstellfläche genutzt werden, erläuterte der Hengstetter Bauamtsleiter Hans Wurster in der Sitzung. Wenn beide Schulen ihren konkreten Raumbedarf benannt hätten, könne man sich weiter damit beschäftigen, ob Teile des Gebäudekomplexes aufgestockt oder aber angebaut werden soll. Nach der Raumbedarfsplanung wünscht sich Lothar Kante schnellstmöglich eine Kostenaufstellung.

In der Verbandssitzung wurde auch der 1,5 Millionen-Euro-Haushalt des Nachbarschaftsschulverbands verabschiedet. Vorgesehen sind mehrere Anschaffungen wie Musikinstrumente für die Realschule, wo jetzt ein Orchester gegründet werden soll, und Baumaßnahmen im Hinblick auf den Brandschutz. 15 000 Euro sind für das 2019 geplante Speeddating vorgesehen. Es soll Schülern bei der konkreten Berufsorientierung helfen und direkte Kontakte zu Unternehmen ermöglichen. Auch letzteren soll damit geholfen werden, denn zahlreiche Betriebe aus verschiedenen Branchen haben Schwierigkeiten, Auszubildende zu finden.