Hier geht’s lang! Nachfolger der bisherigen Schulleiterin wird Stefan Eiding. Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Christa Wurster-Zischler geht in Ruhestand / Nachfolger Stefan Eiding hat großen Respekt vor künftiger Aufgabe

Mut und Weitsicht – mit diesen beiden Eigenschaften hat Christa Wurster-Zischler die Althengstetter Realschule gemeinsam mit Lehrerkollegium, Schülern und Eltern weit vorangebracht. Die 65-Jährige war seit 1982 an der Bildungseinrichtung tätig, seit 2013 als Rektorin. Jetzt hieß es für sie Abschied nehmen. Der Ruhestand steht an, auch wenn sie sich an diesen Gedanken erst noch gewöhnen muss.

Althengstett. Die 65-Jährige ist gebürtige Zwerenbergerin. "Mein Traum war es eigentlich, Journalistin zu werden, weil man da sehr viele Menschen trifft und viel herumkommt. Das hat sich dann zerschlagen und ich entschloss mich dazu, Lehrerin zu werden – eine gute Entscheidung", blickt die künftige Ruheständlerin zurück.

Der Umgang mit den Schülern und im Unterricht kreativ zu sein, habe sie als Schulleiterin etwas vermisst. Umso mehr Freude hatte die Pädagogin in ihrer Leitungsfunktion daran, Dinge zu ordnen und neue Strukturen aufzubauen – "was ohne das gute Kollegium und die Bereitschaft der Eltern, Dinge mitzutragen, kaum möglich gewesen wäre".

Verwaltung fehlt Bezug zur Praxis

Das gute Miteinander mit Kollegen, Schülern, Eltern und Nachbarschaftsschulverband werde sie sehr gut in Erinnerung behalten. Als "verbesserungswürdig" bezeichnet Wurster-Zischler die Zusammenarbeit von Schule und Verwaltung, sprich Kultusministerium: "Verwaltung und Basis driften auseinander", fasst sie ihre Erfahrungen zusammen. Der direkte Kontakt in die Schulen fehle. So sei es oft vorgekommen, das Verordnungen erlassen worden seien, ohne sich vorher die Bedürfnisse an der Basis anzuschauen. Die Folge: Das Ministerium habe bei den eigenen Vorgaben oft nachbessern müssen, weil der Bezug zur Praxis nicht da sei.

Die Rektorin ist bekannt dafür, mutig und mit viel Kreativität gerne Neues zu versuchen. In ihren Augen sollte man nicht Dinge aus Angst nicht tun. Um Schule zu gestalten, müsse man sich Freiheiten nehmen, und die habe man ihr durchaus von übergeordneter Stelle auch gegeben. Dennoch wünscht sie sich, dass im Geflecht Schule-Verwaltung-Wissenschaft mehr von unten nach oben und nicht umgekehrt gearbeitet wird.

"Mir ist noch etwas mulmig, wenn ich auf meinen Ruhestand schaue", gibt Wurster-Zischler unumwunden zu. Das bedeute nämlich auch, Menschen zu verlassen, mit denen sie sehr eng und gerne zusammengearbeitet habe. Sehr beruhigt sei sie, weil sie wisse, dass das, was man in den vergangenen Jahren gemeinsam entwickelt habe, in Grundzügen so weitergehe.

Zum 1. November wurde Stefan Eiding, der seit 2016 an der Hengstetter Realschule tätig ist, zum Schulleiter bestellt. In der jetzigen Zeit, in der fast alles von der Corona-Pandemie überlagert werde, die Leitung einer Schule zu übernehmen, "ist nicht ohne", sagt Wurster-Zischlers Nachfolger im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. "Ich freue mich aber sehr darauf." Er habe großen Respekt vor der Aufgabe. Schließlich habe seine Vorgängerin große Fußstapfen hinterlassen. "Sie hat viel initiiert und in vielem vorgegriffen", so Eiding. Beispielhaft nannte er das Förderkonzept der Schule und die Einführung der Bläserklassen – inzwischen ein Aushängeschild der Althengstetter Realschule. Die visionäre Arbeitsweise Wurster-Zischlers bezeichnet der neue Schulleiter als "bemerkenswert".

Etwas traurig stimmt neue und alte Schulleitung, "dass Corona uns einen schönen Schlusspunkt genommen hat", soll heißen, es gab keine offizielle Abschiedsfeier für die Rektorin. Dafür aber am letzten Schultag vor den Herbstferien ein Platzkonzert der Bläserklassen auf dem Parkplatz vor dem Sportzentrum. Von dort bis zur Eingangstür des Schulgebäudes standen anschließend rund 600 Schüler und Lehrerkollegen Spalier für die beliebte Pädagogin – auch das wird sie in bester Erinnerung behalten.