"Fridays-for-Future"-Demonstrationen wie hier in Calw sind zurzeit weltweit im Aufwind. (Archivfoto) Foto: Sebastian Buck

Lehrer in Althengstett nehmen Themen zu "Fridays-for-Future"-Demonstrationen in Lehrplan auf.

Althengstett - Die Klimaschutzinitiative "Fridays for future" gilt durchaus als umstritten. In Althengstett haben Lehrer die Schulstreiks zum Anlass genommen, um ihren Schülern Details zum Thema zu vermitteln sowie dem Interesse am Energisparen zu wecken und zu stärken.

In der Gemeinschaftsschule (GMS) und Realschule Althengstett ist ein Thema immer wieder in aller Munde: die "Fridays for future"-Demonstrationen für den Klimaschutz in der ganzen Welt. Vor allem dann, wenn es darum geht, dass die Schüler beschließen, nicht die Schulbank zu drücken und stattdessen für den Klimaschutz auf die Straße gehen.

Einzelfälle an der Gemeinschaftsschule

Bisher gab es an der GMS in Althengstett nur Einzelfälle, was das Schwänzen für die "Fridays for future"-Demonstrationen betrifft. Lehrer Matthias Berend gab im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten an, dass es sich bisher nur um wenige Schüler handelte: "Die kann ich an meinen beiden Händen abzählen." Deshalb habe es bisher noch keine schwerwiegenden Folgen für die Schüler gegeben. Es wurde lediglich mit den Betroffenen gesprochen.

Die Aktion "Fridays for future" sieht Berend nicht als Chance, den Unterricht zu schwänzen. In einer seiner Klassen meinten die Schüler, dass die Demonstrationen eher für diejenigen seien, die keine Lust auf Schule hätten. Aber Berend erwähnte, dass es sich bei diesen hauptsächlich um Schüler der Oberstufe handelte. In diesen Einzelfällen sieht er eher einen kleinen Erfolg, da die Schulschwänzer auf den Demonstrationen viel zum Unterricht zusätzlich lernten.

In den Lehrplan der Schule wurde das öffentliche Demonstrieren aufgenommen. In Fächern wie Gemeinschaftskunde klärten die Lehrer die Schüler über ihre demokratischen Grundrechte auf. In den naturwissenschaftlichen Fächern behandelte man das Thema Klimaschutz und den derzeit stattfindenden Klimastreik in Projekten oder Experimenten.

Beraterin lehrt das Energiesparen

In der siebten Klasse der GMS war eine Beraterin für Energie zu Besuch. In einem vierstündigen Kurs konnten die Schüler lernen, Energie zu sparen oder neu zu gewinnen.

Berend meinte, dass in den höheren Klassen der Fokus auf globaler, in den jüngeren der Fokus auf lokaler Ebene liegt: "Zum Beispiel stellten wir uns der Frage, wo wir in der Umgebung Windräder aufstellen könnten." Themen wie Heizen im Winter oder Fahren von PS-starken Autos wurden besprochen. Die Energieberaterin klärte die Schüler über eigene Möglichkeiten auf, Energie zu sparen.

Versuch zur Förderung eigener Initiative

An der Realschule Althengstett versuchte das Kollegium, die Schüler zur Eigeninitiative zu bewegen, sagte Rektorin Christa Wurster-Zischler dem Schwarzwälder Boten. Die Lehrer versuchten, eine AG zum Thema zu starten. Es meldeten sich lediglich fünf Schüler, wodurch der erste Versuch der AG scheiterte.

Da im Unterricht jeder Klasse der Klimaschutz im Lehrplan steht, erreichte man die Schüler. Es wird ein erneuter Aufruf zu der AG gestartet, bei dem sich die Lehrer mehr Resonanz erhoffen. Die Schule erkannte die Chance, dass sich Projekte auf lokaler Ebene ergeben und das vorhandene Interesse gedeckt werden kann.

Wurster-Zischler bezog sich bei Vorfällen von Schulschwänzen in Zusammenhang mit "Fridays for future" auf unentschuldigte Fehltage oder Fehlstunden. Diese werden bei häufigerem Auftreten im Zeugnis vermerkt. Allerdings nur in der Oberstufe.

Wurster-Zischler erhofft sich eine Entscheidung auf politischer Ebene und war sowohl mit dem Regierungspräsidium, ihrem Vorgesetzten, als auch mit den Parteien im Gespräch: "Ich bin nicht zufrieden, da es bei so einem großen Thema keine rechtlich festgelegte Maßnahme gibt. Es wird an die Schulleiter weitergeleitet, die in den eigenen Vorfällen zu entscheiden haben", äußerte sich die Schulleiterin zu etwaigen Konsequenzen für Schulschwänzer.

Die Rektorin erhielt auch von mehreren Eltern vorgefertigte Entschuldigungen des Satirepolitikers Martin Sonneborn als Erklärung des Fehlens im Unterricht.

Dabei fehlte es Wurster-Zischler bei dem Politiker an Ernsthaftigkeit. Sie schrieb eine empörte E-Mail an Sonneborn, in der sie ihr Missfallen über die Aktion der vorgefertigten Entschuldigungen kundtat. Diese blieb aber unbeantwortet.