Mit der S-Bahn ohne Umstieg von Calw nach Stuttgart? Einen entsprechenden Vorstoß der Regionalversammlung verfolgt man im Kreis Calw eher reserviert. Foto: dpa

Regionalversammlung macht sich für Verbindung bis nach Calw stark. Verlängerung der S 6 steht zur Debatte.

Althengstett - "Nicht jedes Geschenk, das man bekommt, sollte man auch annehmen." Mit diesen Worten kommentierte Althengstetts Bürgermeister Clemens Götz bei der Informationsveranstaltung zum aktuellen Planungsstand für die Hermann-Hesse-Bahn (HHB) einen Vorstoß des Verkehrsausschusses des Regionalverbands Stuttgart. Dessen Mitglieder schlagen eine S-Bahn-Verbindung von Stuttgart nach Calw vor.

Mit dem einstimmigen Beschluss wird der Regionalverband beauftragt, mit dem Land Baden-Württemberg sowie den Kreisen Calw und Böblingen Gespräche über die Verlängerung der S 6 aufzunehmen. Diese endet in Weil der Stadt.

Vor rund vier Jahren hatte der Calwer Landrat Helmut Riegger genau diesen Vorschlag für eine regionale S-Bahn gemacht. "Das wurde damals von der Region Stuttgart aber vehement abgelehnt", sagte er am Mittwochabend in der Althengstetter Festhalle. Er sei jetzt grundsätzlich zu Gesprächen bereit und nehme das Angebot offen an. Dass man Calw besser an die Landeshauptstadt anbinden wolle, begrüßten Riegger und der Althengstetter Bürgermeister ausdrücklich. Der Landrat verwies jedoch auf den Zeit- und Kostenrahmen. Fraglich ist zum Beispiel, ob der Landeszuschuss von 25 Millionen Euro für die Hesse-Bahn auch für die S 6-Verlängerung verwendet werden darf.

Hinzu kommt, dass die Reaktivierung der Strecke nach Calw für die S-Bahn wegen der Elektrifizierung wesentlich teurer ausfällt als die für den Betrieb mit Dieseltriebwagen. Die Verlängerung der S 6 müsste zudem so schnell geplant werden, dass sie in Förderprogramme aufgenommen werden kann. Diese laufen nämlich 2019 aus.

"Jetzt muss man schauen, wie viel das Stuttgarter Angebot wert ist"

Beim ersten Infoabend des Landratsamts zum Stand der Planungen in Sachen HHB – weitere folgen Ende des Monats in Ostelsheim und Calw – ging es eigentlich um den künftigen Althengstetter Haltepunkt, die Standardisierte Bewertung, die Aussagen über die Wirtschaftlichkeit und somit Förderfähigkeit des Projekts Hesse-Bahn macht, sowie die künftige Busanbindung der drei Althengstetter Ortsteile. Dazu stellten die zahlreichen Besucher fleißig Fragen.

Dass man sich in Stuttgart für eine Verlängerung der S 6 bis nach Calw stark macht, weil man fürchtet, dass sich der gemeinsame Betrieb von Hesse- und S-Bahn auf dem Abschnitt Weil der Stadt-Renningen negativ auf das eh schon stark belastete S-Bahnnetz auswirkt, wäre am Mittwochabend in Althengstett um ein Haar aber gar nicht thematisiert worden. Einer der Zuhörer, der von der Abstimmung in Stuttgart erfahren hatte, hakte jedoch nach.

Riegger und Michael Stierle, im Landratsamt zuständig für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und damit auch für das Projekt Hesse-Bahn, hatten vor dem Infoabend in Althengstett vereinbart, selbst nicht auf den Vorstoß aus Stuttgart einzugehen, sondern erst, wenn beim Infoabend danach gefragt wird.

"Jetzt muss man schauen, wie viel das Stuttgarter Angebot wert ist. Wenn es ernst gemeint ist, geht alles sehr schnell, ansonsten ist es Verhinderungsstrategie", äußerte sich abschließend der Althengstetter Bürgermeister.