Dort, wo heute Waaghäusle und Umspannstation stehen, sowie in der Verlängerung sollen 31 neue Wohnungen entstehen. Archivfoto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Auslegungsbeschluss für Bebauungsplan "Sonnenstraße – Bahnhofstraße" / Bedenken wegen Größe des Komplexes

Althengstett. Gebäudehöhe, Dachform und Stellplatzanzahl – vor dem Auslegungsbeschluss im Althengstetter Gemeinderat zum Bebauungsplan "Sonnenstraße – Bahnhofstraße" gab es reichlich Diskussionsbedarf. Der Entwurf für den dreiteiligen Komplex aus 31 Wohnungen zwischen Bahnhofstraße, IBM-Wegle und Sonnenstraße fällt nicht durch seine moderne Architektur, sondern vor allem seine Kubatur auf. Dem ein oder anderen Ratsmitglied fiel es schwer, sich an dieser Stelle solch wuchtige Baukörper vorzustellen.

Vor Kurzem hatte sich gar eine Bürgerinitiative gegründet, deren Mitglieder befürchten, dass sich die neuen Gebäude so gar nicht in die bisherige Bebauung einfügen werden. Unter anderem deshalb, weil sie mit Flach- statt mit Satteldächern geplant sind und wegen ihrer beträchtlichen Höhe. Die neuen Gebäude sollen sich der Höhe des bestehenden Gewerbeparks angleichen. Letztlich machte das Ratsgremium mit breiter Mehrheit den Weg frei für ein weiteres Stück Innenentwicklung in Althengstett.

Wie berichtet, wollen die IW Plan Althengstett GmbH und die Kreisbaugenossenschaft Calw eG im genannten Bereich neuen Wohnraum schaffen – in unmittelbarer Nähe zum künftigen Haltepunkt der Hermann-Hesse-Bahn sowie unweit des Hallenbads, der Sporthalle, des Rathauses sowie der Kindertagesstätten. Insgesamt drei Mehrfamilienhäuser mit Tiefgaragen mit Zufahrt von der Bahnhofstraße her sollen auf dem rund 3000 Quadratmeter großen Areal entstehen mit Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen.

Eines der dringlichsten Probleme für Kommunen

Der Wohnraumbedarf sei für Kommunen derzeit eines der dringlichsten Themen, betonte Bürgermeister Clemens Götz: "Dem können, wollen und dürfen wir uns nicht verschließen". Es gelte Herausforderungen der Zukunft, auch im Hinblick auf neue Energiekonzepte und neue Mobilitätsformen, anzunehmen.

Nicht nur architektonisch, auch bei Umweltschutz und Energie soll der Komplex ein Vorzeigeobjekt werden. Das wurde durch die Ausführungen von Planerin Gabriele Kauß-Brockmann, Architektin Petra Gerhardt und Energieexperte Frank Dietrich deutlich. Neben Photovoltaik und Energiespeicher ist ein hauseigenes Elektroauto als Carsharing-Fahrzeug für die beiden IW-Plan-Gebäude vorgesehen. Möglicherweise werden die Bewohner künftig, je nach Bedarf, gar zwei bis drei Fahrzeuge nutzen können. Bei der Kreisbaugenossenschaft gibt es Überlegungen, deshalb die Tiefgarage in deren Gebäude zu vergrößern.

Die IW Plan-Häuser werden 20 Prozent mehr Energie produzieren, als sie verbrauchen, so Dietrich. Nahezu an allen Tagen könnten sich diese autark über eine Photovoltaikanlage mit Strom versorgen. Es werde ein umweltfreundlicher Salzstromspeicher eingesetzt, der Ressourcen wie Lithium schone. Diese Technologie gebe es erst seit rund zwei Jahren. Mit einem Flachdach bekomme man 20 bis 30 Prozent mehr Photovoltaik unter als auf einem Satteldach.

Nach Ansicht von Gemeinderat Rüdiger Klahm schreit der Bereich zwischen zwischen Bahnhofstraße, IBM-Wegle und Sonnenstraße geradezu danach, dass dort etwas geschieht, auch wenn über Gebäudehöhen, Dachformen und das Thema Stellplätze diskutiert gehöre.

Stellplatzschlüssel mit Carsharing bei 1,5

Der geplante Komplex sei durchaus wuchtig, aber "mit Bauchschmerzen vertretbar". Thomas Schmidt, Jörg Nonnenmann und Wolfgang Bauer fiel es schwer, sich die Höhe der drei Gebäude vorzustellen. "Es ist ein Klotz und wird immer einer bleiben", sagte Bauer. Ratskollege Lothar Kante überzeugt das Projekt nicht nur durch die moderne Architektur, sondern "es ist auf die Zukunft gerichtet", betonte er. Die Mobilität werde sich in den nächsten Jahren komplett verändern.

Die Höhe der Gebäude kann laut Auslegungsbeschluss bei bis zu 13,80 Meter liegen. Zum Vergleich: Das Gebäude Bahnhofstraße 38 ist 14,80 Meter hoch. Der Stellplatzschlüssel liegt nach dem Votum vom Mittwochabend bei 1,75 pro Wohnung und bei 1,5 Stellplätzen in Verbindung mit gemeinschaftlichem Elektro-Carsharing.

Mit ihrem Beschluss beauftragten die Räte die Verwaltung damit, die Fachbehörden und Träger öffentlicher Belange zu beteiligen sowie den Bebauungsplanentwurf samt Begründung, die artenschutzrechtliche Relevanzprüfung sowie das Lärmschutzgutachten zum Bebauungsplan auszulegen. Die Bevölkerung hat dann vier Wochen Zeit, sich schriftlich dazu zu äußern.