Lennart Meißner bezeichnet sich selbst als kirchlichen Multijobber. Seine Tätigkeit als Choy-Jugendpfarrer ist ein Arbeitsbereich, der ihm viel Spaß macht und ihn herausfordert. Foto: Selent-Witowski

Pfarrer Lennart Meißner bringt Aufgaben in Möttlingen und bei Choy gut unter einen Hut.

Althengstett/Bad Liebenzell-Möttlingen - "Diese beiden Aufgaben bilden die wohl schönste Stelle, die es neben der des Landesbischofs in Württemberg gibt". Das sagte Lennart Meißner im September vor seiner Doppel-Investitur als Choy-Jugendpfarrer in Althengstett und in der Gemeindepfarrei Möttlingen. Seine Meinung hat sich seither nicht geändert.

Ganz im Gegenteil. "Alles unter einen Hut zu bringen, gelingt mir ganz gut", sagt der evangelische Geistliche, der mit Begeisterung seine Stellen in Möttlingen und Althengstett ausfüllt, daneben aber auch auf Landesebene im Konvent als hauptamtlicher Jugendpfarrer mitarbeitet und im Religionsunterricht an der Grundschule Möttlingen sowie an der Realschule Althengstett gefordert ist.

Die Zusammenarbeit auf Gäu-Ebene, also mit den Kirchengemeinde und Pfarrern in Gechingen, Ostelsheim sowie Simmozheim, funktioniere ausgezeichnet. Die Choy-Kirche sei alles andere als ein Fremdkörper, sondern gut aufgestellt und eingebunden. Gemeindeübergreifend zu überlegen und zu handeln, hält Meißner für wichtig: "Kirchengemeinden sind keine in sich geschlossenen Königreiche". Nicht jeder müsse für sich eigene Angebote entwickeln, sondern gemeinsam könne vieles ebenso gut oder noch besser gelingen.

Die Jugendkirche Choy bezeichnet der 36-Jährige als stets sehr lebendigen Organismus, der sich weiterentwickelt und sich weniger auf den Pfarrer konzentriert, als dies in Kirchengemeinden üblicherweise der Fall sei. "In den vergangenen acht Monaten habe ich die DNA dieses Gebildes kennengelernt." Die Church of Youth, kurz Choy, ist eine Kirche von jungen Menschen für junge Menschen. Zielgruppe sind Jugendliche sowie junge Erwachsene im Alter zwischen 15 und 25 Jahren. Meißner will sich künftig zusätzlich einer jüngeren Zielgruppe widmen: "Die Gestaltung der Ganztagsschule geht auch die Kirche etwas an", sagt er. Deshalb müsse man als Kirche auch stärker an Schulen präsent sein und eine Brücke zu den Bildungseinrichtungen bauen, ist der 36-Jährige überzeugt.

Schulbezogene Jugendarbeit will die Choy-Kirche in Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Lehrkörper mit erlebnispädagogischen Angeboten machen. Mit den Möttlinger Drittklässlern war Meißner unlängst zum Tauchen im Freibad. Für Oktober ist an der Althengstetter Gemeinschaftsschule eine Ten Sing-Woche geplant.

Das Hauptmerkmal von Ten Sing: Jugendarbeit von Jugendlichen für Jugendliche. Teilnehmer haben die Möglichkeit, sich in vielen Bereichen auszuprobieren, einzubringen und Aufgaben zu übernehmen. In der Gäugemeinde soll das während einer künstlerisch-musikalischen Projektwoche geschehen. "Die Schüler werden große Freiräume bekommen, um ihre individuellen Gaben und Fähigkeiten zu entdecken", erklärt der Geistliche. "Wir machen eine komplette Woche lang Programm an der Schule, über Theater, Musik bis hin zu Kunst und Sport." Zum Abschluss sei eine Präsentation geplant.

Zum Jubiläum kommt der Tübinger Theologe Jürgen Moltmann

Im Spätsommer wird dann an die Gründung der Choy-Kirche vor zehn Jahren erinnert. Am 20. September findet dazu ab 18 Uhr ein Gottesdienst in der Markuskirche statt. Danach folgt ein Empfang im gegenüberliegenden Choy-Haus.

Als Referent konnte für diesen Abend Jürgen Moltmann gewonnen werden. Der Tübinger Theologe hat sich mit seinen Veröffentlichungen international große Anerkennung verschafft, unter anderem mit dem 1964 erschienen Werk "Theologie der Hoffnung".

Moltmann ist unter anderem Träger der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg und erhielt von insgesamt zwölf Universitäten die Ehrendoktorwürde. "Unser Gastredner ist sehr offen für Entwicklungen in der Kirche. Ich freue mich, dass er nach Althengstett kommt", sagt Meißner. Der Pfarrer ist sehr gespannt auf Moltmanns Worte, genauso wie auf die weitere Entwicklung der Choy-Jugendkirche, die innerhalb der evangelischen Landeskirche nach wie vor Modellcharakter besitzt.