Reich beschenkt wurde Werner Schlecht (rechts) für langjähriges Engagement in der Initiative "Grüner Gockel".Foto: Elsäßer Foto: Schwarzwälder Bote

Umwelt: Zehn Jahre Engagement für "Grünen Gockel" / Ottenbronner Initiator gibt Posten ab

Althengstett-Ottenbronn. Es genügt nicht, dass Gemeindepfarrer nur davon reden, auf unnötigen Konsum zu verzichten. Es sollte auch intern in der Gemeinde umgesetzt werden. Dafür können sich Kirchengemeinden sogar auszeichnen lassen. In Ottenbronn war es nach zwei Jahren wieder soweit.

Zum einen jährte sich das Engagement für die Initiative "Grüner Gockel" zum zehnten Mal, zum anderen wurde die Gemeinde nun als "Faire Gemeinde" ausgezeichnet.

Als Vertreterin der Landesstelle "Brot für die Welt" des diakonischen Werks Stuttgart, die die Zertifizierung überreicht, nahm Mareike Erhardt an dem Gottesdienst teil, sprach ein Grußwort und übergab die Plakette. Der Gottesdienst fand unter freiem Himmel im Garten der Kirche statt.

Die Teilnahme Ottenbronns an der Initiative "Grüner Gockel" wurde vor zehn Jahren durch Werner Schlecht vorangetrieben. Dieser wurde für seine Verdienste mit einem Präsent geehrt. Schlecht übergibt die Arbeit nun in die Hände seines Sohnes Daniel Schlecht.

Der "Grüne Gockel" ist ein Instrument für kirchliche Einrichtungen zur dauerhaften Erfassung, Bewertung und Veränderung des Umweltverhaltens. Das kirchliche Umweltmanagementsystem wurde im Jahr 2000 eingeführt. Es hat zum Ziel, Kirchen bei der Umsetzung der eigenen Vorsätze zu unterstützen. Indem das nachhaltige Handeln durch Plaketten und Urkunden sichtbar gemacht wird, trägt es auch zur Glaubwürdigkeit der Landeskirche bei. Grundgedanke ist es, Arbeitsabläufe so zu organisieren, dass eine kontinuierliche Verbesserung des Umweltschutzes erreicht wird.

Billigprodukte vergrößern Ungerechtigkeit

Bei der Initiative Grüner Gockel geht es um Faktoren wie Energieeinsparung, Müllvermeidung und Umweltschonung. So gehören in Ottenbronn Dinge wie Ökostrom und Mehrweggeschirr sowie Glas statt Plastik zum Veranstaltungsbetrieb.

Die Plakette "Faire Gemeinde" dagegen wird verliehen, wenn eine Gemeinde nachweislich fair gehandelte Produkte einkauft. Dazu gehören Dinge wie Kaffee oder Papier sowie die Verwendung von regionalen Produkten.

Pfarrer Jörg Schaber betonte in seiner Ansprache die Bedeutung des wahren Werts von Nahrung, der in der Überflussgesellschaft oftmals verloren ginge. Er untermauerte dies mit besorgniserregenden Zahlen. So warf etwa jeder Haushalt in Deutschland im Jahr 2015 mehr als 50 Kilogramm Nahrung weg. Im Zeitalter Goethes wendete man noch rund 75 Prozent seines Einkommens für Nahrung auf. Heute sind es nur noch 14 Prozent. "Wo alles billig ist, da wirft man auch problemloser weg", bilanzierte er. Der Kauf von Billigprodukten vergrößere Ungerechtigkeit und Ausbeutung in der Welt, da es immer mehr Produkte mit globaler Lieferkette gebe.

Fair gehandelte Produkte dagegen stellten sicher, dass der Hersteller einen angemessenen Preis bekommt und keine Pestizide zum Einsatz kommen. So auch bei einem Kooperationsprojekt des diakonischen Werks in Vietnam, von dem Mareike Erhardt berichtete.

"Auch beim Fleisch wird man sich künftig gerne eher zurückhalten, insbesondere bei Billigprodukten", sagte Pfarrer Schaber mit Hinweis auf den jüngsten Corona-Ausbruch in dem nordrhein-westfälischen Großbetrieb Tönnies.

Die umfangreiche Arbeit bis zu einer erfolgreichen Zertifizierung übernimmt ein Gemeindeteam von etwa zehn Mitgliedern. Es müssen unter anderem Daten geführt und Protokolle geschrieben werden. Die Zertifizierungen werden jeweils für zwei Jahre vergeben.