Beim "Speed Dating" werden künftige Azubis nicht mehr in Gruppen, sondern in Einzelgesprächen Kontakt mit Firmenvertretern aufnehmen. Foto: Arnold Foto: Schwarzwälder-Bote

Berufsfindung: Nächstes Jahr erstmals "Speed Dating" für Ausbildungsverträge / Erster Eindruck ungemein wichtig

Viele Firmen suchen derzeit händeringend Auszubildende und viele junge Menschen einen geeigneten Ausbildungsplatz. Firmen und Schulen sollen in Althengstett künftig besser zueinander finden.

Althengstett. Bisher versuchten beide Seiten meist mit Hilfe der klassischen Berufsberatung der Agentur für Arbeit bei Infoabenden sowie Ausbildungsmessen aufeinander zuzugehen. "Die bisherigen Veranstaltungen sind nicht mehr zeitgemäß.Wir müssen die Jugendlichen zwangsverpflichten, sonst würden sie nicht zu den Infoabenden kommen", beschrieb Realschulrektorin Christa Wurster-Zischler in der jüngsten Sitzung des Nachbarschaftsschulverbands die Situation. Auch langwierige, schwierige Bewerbungsaktionen sind weit verbreitete Hemmnisse. Und vor allem: Entscheidungen fallen bis heute letzten Endes oft aufgrund von vorgelegten Papieren. Der Mensch dahinter wird viel zu wenig gesehen.

Hier kann mit einem einfachen Verfahren Abhilfe geschaffen werden. Ein Rottenburger Kommunikationsbüro hat dazu das "Speed Dating" entwickelt. Es wurde mehrfach getestet und hat sich bewährt. Denn es führt Firmen und Schulen zusammen, indem es "Azubi-Speed Datings" organisiert.

Die Althengstetter Gemeinschaftsschule sowie die Realschule möchten ab dem kommenden Jahr mit dieser modernen Vorstellungsweise schneller einen Ausbildungsplatz für ihre Schüler finden und werden daher erstmals dabei mitmachen. Auch der Althengstetter Gewerbe- und Handelsverein zeigt bereits lebhaftes Interesse. Heidrun Bessert von der DIALOGmanufaktur stellte die Vorzüge der neuen Vorgehensweise den Mitgliedern des Nachbarschaftsschulverbands vor. "Die Noten und Zeugnisse spielen bei unserer Vorgehensweise keine Rolle. Es geht nur um die Frage: Passen wir zusammen?", so Bessert. Dies können Personalbeauftragte der Firmen und Schüler in einem zehnminütigen Gespräch auf Augenhöhe herausfinden. Dabei ist der erste Eindruck ungemein wichtig.

Nicht nur gewerbliche Betriebe, sondern auch Freiberufler wie Ärzte und Rechtsanwälte könnten an dieser Art der Nachwuchsgewinnung teilnehmen. "Man muss auch unkonventionelle Wege gehen. Es ist immer wichtig, dass man auch mal mit neuen Dingen auf den Markt geht", unterstrich der Althengstetter Gemeinde- und Kreisrat Lothar Kante. Auch der Ostelsheimer Vertreter im Schulverband, Oberstudiendirektor i.R. Günter Walz, kann sich vorstellen, dass der neue Weg hilfreich sein kann. Realschullehrer und Gemeinderat Thomas Schmidt verwies darauf, dass man auch durch Kontakte sowie Netzwerke auf diesem Gebiet überaus erfolgreich sein könne.

Zunächst Kritik an hoher Summe

Die Schulverbandsvertreter störte zunächst die hohe Summe von 15 000 bis 20 000 Euro, die ein solches "Speed Dating" kosten würde. Schließlich einigte man sich darauf, im Haushaltsplan 2019 des Schulverbands Althengstett einen Betrag von 10 000 Euro einzustellen. Die entstehenden Kosten sollen nämlich zur Hälfte von den teilnehmenden Betrieben getragen werden. Das Konzept des "Azubi-Speed Dating" wurde bereits mit Vertretern des Althengstetter GHV besprochen.

Schulleiter Hartmut Weber (Gemeinschaftsschule Althengstett) und Christa Wurster-Zischler bedankten sich bei den Vertretern der Schulverbandsversammlung dafür, dass es für die Anliegen der Bildungseinrichtungen stets ein offenes Ohr habe.