Das ist das Wappen der neuen Zunft. Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: Neuhengstetter "Welsch Hex’a" offiziell vorgestellt / Idee während weniger Monate umgesetzt

Zum Auftakt der Fasnet am Dreikönigstag mischte sich eine neue Zunft unter die Narren. Es sind die "Welsch Hex’a" Neuhengstett, die das schwäbisch-alemannische Brauchtum pflegen wollen.

Althengstett-Neuhengstett. Blau und Grau sind die Hauptfarben der neuen Figur. Diese trägt einen schwarzen Rock. Das graue Oberteil wird mit einer schwarzen, gehäkelten Stola bedeckt. Zum Häs gehört eine blaue Schürze. Die typische weiße Hexen-Unterhose und blau-grau-gestreifte Stulpen in den Schuhen runden das Erscheinungsbild ab.

Grau bestimmt zudem die Gesichtsfarbe der Maske, die in Zusammenarbeit mit dem Maskenschnitzer Edgar Spiegelhalter in March im Breisgau umgesetzt wurde. "Er hat unsere Vorgabe eines Fantasiegesichtes aufgegriffen und es optimiert", sagt Julian Friedemann, Vorsitzender der "Welsch Hex’a". Eine in Falten gelegte Stirn sowie eine eckige Nase kennzeichnen das Gesicht der Welsch-Hexe. Je nach farblicher Vorliebe des jeweiligen Maskenträgers wurde Rosshaar an die Maske angebracht, das durch ein schwarzes Tuch gebändigt wird.

Auf den Schürzen sind Kerzen aufgenäht, die den Betrachter an die Waldenser erinnern. "Da die meisten aus Neuhengstett kommen, lag es nahe, die Ortsgeschichte aufzugreifen", berichtete der Vorsitzende vom Kontakt zum Heimatgeschichtsverein Bourcet. Dieser sei dem Vorhaben aufgeschlossen begegnet.

Der Hexenname bezieht sich auf den hierzulande entstandenen Begriff für diese Volksgruppe. In Württemberg wurden nämlich die Waldenser als "Welsche" bezeichnet, weil sie in Schule und Kirche Französisch sprachen, im alltäglichen Leben aber Okzitanisch verwendeten. Dies ist eine romanische Sprache, die sich wie das Italienische, Französische oder Spanische aus dem Vulgärlatein entwickelt hat und im südlichen Drittel Frankreichs, in einigen Tälern des Piemonts und in Katalonien gesprochen wird.

Musikverein stellt Wappen zur Verfügung

Zudem verweist das Wappen auf den Ärmeln der Hexen auf die Ortsgeschichte. "Lux lucet in tenebris", zu Deutsch "Licht leuchtet in der Finsternis", lautet die Inschrift. Der Zusatz "Tavola Valdese" verweist auf den Tisch der Waldenser, an dem man zusammenkommt. Die Wappen stellte der Musikverein Neuhengstett zur Verfügung.

"Uns fasziniert die Fasnet und wir wollten nicht mehr nur zuschauen", erzählte der Vorsitzende der bislang noch freien Narrenzunft. Die 17 aktiven Mitglieder konnten wegen der erreichten Kapazitätsgrenze bei den bestehenden Vereinen in der Gesamtgemeinde, der Narrenzunft Althengstett sowie dem Schwarzwälder Mutesheer in Ottenbronn, nicht aufgenommen werden. "Sie begegneten uns aber sehr wohlgesonnen und gaben uns zahlreiche Tipps", berichtet Friedemann.

Er und Marcel Tollkühn entwickelten im Februar 2018 die Idee, eine eigene Zunft zu gründen und bekamen dafür sofort Zuspruch. "Die Eintragung als Verein ist in Bearbeitung, und wir haben es uns zum Ziel gemacht, uns jetzt allen Zünften in der näheren Umgebung zu präsentieren und Kontakte zu knüpfen", sagte die zweite Vorsitzende Rebecca Esslinger.

Überrascht sind die "Welsch Hex’a" selbst, dass ihnen die Umsetzung ihrer Idee so schnell gelang. Die Zuschauer diverser Umzüge dürfen nun gespannt sein, ob die neue Gruppe Bonbons oder aber Kartoffeln verteilt, zumal den Waldensern nachgesagt wird, dass sie letztere hierzulande etablierten.